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Der neue Ford S-Max mit 180-PS-Diesel im Fahrbericht

Kontrastmittel

Fahrberichte Jürgen Wolff
Ford

Ford bringt einen neuen S-Max auf den Markt. Der bleibt sich in seiner Grundausrichtung treu, was zu begrüßen ist. Denn mit seinem klaren Bekenntnis zur Freude an flotter Fahrt bietet er einen angenehmen Gegenpol zu vielen Konkurrenten

Köln, 27. April 2015 – Kaum ein Hersteller bietet aktuell eine solche Bandbreite an Vans wie Ford. Neu im Programm sind der gerade überarbeitete C-Max [1] und der S-Max. Mit letzterem konnten wir schon eine kleine Probefahrt unternehmen.

Üppig wie bisher

Für ein komplett neues Auto halten sich die äußeren Veränderungen in engen Grenzen. Ford hat das Design des erfolgreichen Vorgängers weiterentwickelt. Dazu gehört nun auch jene Front, die inzwischen fast alle aktuellen Autos der Marke schmückt. Die Abmessungen blieben ebenfalls fast identisch: In der Länge legt der Van um 28 auf nun 4796 mm zu, in der Höhe sind es 32 mm mehr. Der Radstand bleibt mit 2850 mm gleich lang. Die Platzverhältnisse bleiben also so üppig wie im Vorgänger.

Die Stühle in der zweiten Reihe sind ohne viel Kraftaufwand in die Längsrichtung verschiebbar. So bleibt auch hinter Eltern mit langen Beinen Platz für Mitfahrer, die dem Kindesalter schon länger entwachsen sind. Reichlich Platz gibt es auch für das Gepäck, sofern die dritte Sitzreihe nicht installiert ist. Dann passen unter die Hutablage nur 282 Liter. Doch schon mit der Beschränkung auf zwei Sitzreihen wächst das Volumen auf minimal 1035 Liter. Werden die Rücksitze vorgeklappt, schluckt der Van bis zu 2200 Liter Gepäck. Zu Vergleich: Ein Opel Zafira Tourer ist 14 cm kürzer als der S-Max und fasst zwischen 152 und 1860 Litern. Ein VW Sharan, der etwa 6 cm länger als der Ford ist, nimmt zwischen 300 und 2430 Liter auf.

Rebell

Doch Ford war mit dem ersten S-Max wohl vor allem deshalb so erfolgreich, weil er inmitten von zahlreichen, ganz und gar praktischen konzipierten Konkurrenten immer ein wenig Rebell blieb, der bei allem Pragmatismus einen Rest Freude am flotten Fahren bot. Dazu trug vor allem sein gekonnt abgestimmtes Fahrwerk bei. Der Neue knüpft dort an: Selbst in engen Kurven hält sich die Neigung der Karosserie in Grenzen.

Der S-Max ist agil unterwegs und trotz seiner Größe auch im Stadtverkehr einfach zu navigieren. Der Federungskomfort ist dabei beachtlich, der Van ist straff, aber nicht hart abgestimmt. Auch die zielgenaue Lenkung trägt zum Fahrspaß bei. Antriebseinflüsse sind trotz der üppigen Motorisierung des Testwagens nur zu spüren, wenn der Fahrer den S-Max richtig rannimmt.

Zum ersten Mal ist der S-Max auch mit der neuen adaptiven Lenkung unterwegs. Im Stadtverkehr sorgt dabei ein elektrischer Stellmotor für einen deutlich geringeren Lenkeinschlag, bei mittleren Geschwindigkeiten reagiert die Lenkung präziser und sensibler, auf der Autobahn stehen mehr der Geradeauslauf und ein ruhiger Spurwechsel im Vordergrund. Auf den ersten Kilometern ist diese Variabilität der Lenkung noch gewöhnungsbedürftig, dann lernt man die Freiheit durchaus schätzen. Über das Bedienmenü kann das Ansprechverhalten der Lenkung zudem noch individuell angepasst werden.

Sechs Motoren

Die Motoren sind für die neue Generation überarbeitet worden und im NEFZ ein wenig sparsamer. Im Angebot sind zwei Benzinmotoren mit 160 PS und 240 PS sowie ein Zweiliter-Diesel mit vier verschiedenen Leistungsstufen zwischen 120 PS und 210 PS. Im Testwagen war der Diesel mit 180 PS eingebaut, der gut zum S-Max passt. Das maximale Drehmoment liegt zwar erst ab 2000/min an, doch schon darunter wirkt der Van mit diesem Motor ausreichend agil.

Im NEFZ verspricht Ford 5 Liter, wir kamen bei unserer Probefahrt laut Bordcomputer auf knapp 8. Wer mit mehr Bedacht fährt als wir bei unserer kurzen Ausfahrt, wird sicher Werte um sieben Liter hinbekommen. Auf der anderen Seite: Wer einen Van mit 180 PS kauft, wird diese wohl ab und zu auch abrufen wollen. Die schwächeren Versionen mit 120 und 150 PS sind in Verbindung mit dem Schaltgetriebe übrigens mit absolut identischen Verbrauchswerten angegeben.

Neu im S-Max sind einige Assistenzsysteme, zu denen auch ein „intelligenter Geschwindigkeitsbegrenzer“ gehört. Das Prinzip ist so einfach, dass man sich wundert, warum es erst jetzt auf den Markt kommt. Automatische Verkehrsschilderkennung gehört heute bei vielen Autos zum Standardangebot in den Aufpreislisten. Im S-Max sucht eine Kamera permanent den Straßenrand ab, erkennt Schilder zur Tempobegrenzung und spiegelt dann die jeweils erlaubte Höchstgeschwindigkeit im Tacho oder dem Navigationsbildschirm ein, wahlweise mit einem Warnton, wenn man mehr oder weniger deutlich schneller unterwegs ist – soweit nichts Neues. Ford jedoch koppelt die Verkehrszeichenerkennung mit dem Tempomat. Einmal aktiviert, regelt das System selbstständig das Tempo auf die erlaubte Geschwindigkeit. Wer will, der kann sich noch einen Toleranzaufschlag von zehn km/h genehmigen.

Der neue S-Max wird nicht viel teurer [2] als der bisherige. Das Basismodell mit dem 160-PS-Benziner kostet mit 30.150 nur 160 Euro mehr als bisher. Der von uns gefahrene 180-PS-Diesel ist ab 34.200 Euro zu haben.

Die Kosten für Reise, Verpflegung und Kraftstoff wurden vom Hersteller übernommen.


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https://www.heise.de/-2621425

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Fahrbericht-Ford-Grand-C-Max-1-5-TDCi-2610654.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Ford-nennt-Preise-fuer-den-neuen-S-Max-2571144.html