Bisschen kühn

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Nürburg, 2015 – Hyundai bringt seinen i20 nun auch als Zweitürer zu uns. Dass sie diese Karosserieversion, die ansonsten baugleich mit dem Viertürer ist, "Coupé" nennen, ist ein bisschen kühn. Wahrscheinlich sollen damit jungdynamischere Kunden angesprochen werden – oder wenigstens solche, die sich so fühlen wollen.

VW, Opel und Ford dagegen bieten ihre Modelle Polo, Corsa und Fiesta ebenfalls mit zwei Türen an, vermarkten sie aber nicht als Coupé. Sehen lassen kann sich der koreanische Polo-Konkurrent auf alle Fälle, auch wenn das Dach mit seinen schwarzen Längseinsätzen irgendwie an Opel Adam oder BMW i3 erinnert.

Einstiegserleichterung

Ein typisches Coupé-Problem hat der i20-Zweitürer immerhin schon mal nicht: Auch in ihm haben selbst groß gewachsene Menschen jenseits von 1,90 Meter Platz im Fond. Das Einsteigen zu den hinteren Plätzen erleichtern Easy-Entry-Sitze, die sich weit nach vorne legen, und auch die Beinfreiheit ist ausreichend.

Innen bietet das Coupé die gleiche solide Anmutung wie die fünftürige Version. Die Rundinstrumente sind problemlos ablesbar und auch eine gute Sitzposition ist schnell gefunden. Allerdings überzeugt das Gestühl nicht restlos: Die Sitzflächen sind zu weich und die Oberschenkelauflage zu kurz. Das könnte auf Langstrecken zum Komfort-Problem werden. Die Einkäufe finden dagegen Platz. Selbst als Nutzfahrzeug lässt sich das Hyundai i20 Coupé dank eines Kofferraum-Volumens von 336 bis 1001 Litern einsetzen: Die Ladefläche ist eben und gut zugänglich.

Der 74 kW / 100-PS-Motor hat mit dem gut 1,1-Tonnen schweren Auto keine Probleme. Mit einer Sprintdauer von 11,6 Sekunden von null auf 100 km/h und der Spitzengeschwindigkeit von 184 km/h bietet er klassenübliche Fahrleistungen und lässt sich durchaus temperamentvoll bewegen. Zwar zeigt der Koreaner nicht die Agilität eines Ford Fiesta oder die Ausgewogenheit eines VW Polo, wahrt aber auch in winkligen Kurvenkombinationen lange stoische Ruhe. Nur in engen Kurven ist die (gewollte) Untersteuerneigung feststellbar und die Lenkung fühlt sich nach wie vor synthetisch an, aber da tüfteln die Ingenieure bereits an einer Verbesserung.

Bremsende Automatik

Die leicht unpräzise manuelle Sechsgangschaltung ist die beste Wahl, weil die antiquierte Viergang-Wandlerautomatik den Wagen doch deutlich einbremst. Mit der Handschaltung lässt sich dank ihrer feineren Stufung das Drehmoment von 134 Nm besser nutzen und der Durchschnittsverbrauch ist mit 5,5 Liter pro 100 Kilometern um fast einen Liter geringer als mit der Automatik. Als Antriebsalternative für das i20 Coupé steht nur der 90-PS-Diesel zur Auswahl, während es beim Fünftürer immerhin noch einen kostendämpfenden 1,2-Liter Ottomotor in zwei Leistungsversionen gibt.

Mit einem Einstiegspreis von 16.350 Euro für die Version Trend und 18.300 Euro für die reichhaltigere Ausstattungslinie Style, ist das i20 Coupé kein Schnäppchen mehr. Zum Vergleich: ein Polo 1.2 TSI BlueMotion Technology mit 90 PS kostet in der Highline-Version 16.850 Euro, ein Ford Fiesta Sync Edition mit 100 PS schlägt mit 16.950 Euro zu Buche und beim gleichstarken beim Opel Corsa 1.4 Turbo ecoFLEX sind es mindestens16.690 Euro. Immerhin bietet der Hyundai ein beheizbares Lenkrad, Parksensoren hinten und eine Klimaanlage serienmäßig.

Anreise, Verpflegung und Probefahrt gingen auf Kosten des Herstellers