Fahrbericht: Renault Grand Scénic dCi 160

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Bordeaux, 19. September 2016 – Die neuen Vans von Renault, Scénic und Grand Scénic, bringen attraktive Schwünge in das eher nüchterne Segment der Familientransporter, und das liegt nicht nur an den auffälligen, serienmäßigen 20-Zoll-Felgen. Weil der kurze Scénic nur eingeschränkten Raum im Fond bietet, dürfte für größere Familien der 24 Zentimeter längere Grand Scénic die bessere Wahl sein. Wir fuhren den Diesel.

Der Radstand ist mit 2,80 Metern sieben Zentimeter größer als der des Scénic und drei Zentimeter länger als der des Vorgängers. Wie bisher bietet der Grand Scénic die Wahl zwischen fünf und sieben Sitzgelegenheiten. Anstelle der bisherigen Einzelsitze findet sich im Fond eine im Verhältnis 1/3:2/3 geteilte Rücksitzbank, die auf Schienen montiert ist. Beide Segmente lassen sich unabhängig voneinander um bis zu 16 Zentimeter in der Länge verschieben. Zusätzlich verfügt die zweite Reihe über die Easy-Entry-Funktion, das heißt: Ihre beiden Teile können gleichzeitig umgeklappt und nach vorne geschoben werden, was den Zugang zur optionalen dritten Reihe (800 Euro) erleichtert. Hier finden sich zwei Einzelsitze, die sich komplett im Boden versenken lassen, wenn sie nicht benötigt werden.

Ohne elektrifizierte Klappe

Die Rückbanklehnen sowie in Plätze in der dritten Reihe lassen sich über Tasten im Laderaum bedienen, in den besser ausgestatteten Modellen wahlweise auch über das Multimediasystem. Auf Knopfdruck (oder Bildschirmtipp) entsteht so ein ebener Ladeboden. Wer dann noch den Beifahrersitz umklappt, kann Gegenstände bis zu einer Länge von 2,85 Metern durchladen. Je nach Sitzkonfiguration liegt das Ladevolumen zwischen mindestens 189 (Siebensitzer) und höchstens 1901 Litern (als Zweisitzer). Das maximale Volumen sinkt beim Siebensitzer auch mit versenkter hinterer Sitzreihe: Statt 1901 stehen dann nur 1737 Liter zur Verfügung. Die Zuladung beträgt praxistaugliche 600 Kilogramm, anders als viele Konkurrenten aus dem Van-, Kombi- oder SUV-Segment ist der Renault Grand Scénic jedoch nicht mit einer elektrischen Heckklappe zu bekommen. Nach unseren Erfahrungen mit diesen Wettbewerbsmodellen ist das aber kein Verlust.

Cockpit, Sitze und Ausstattung sind weitgehend mit dem Renault Scénic identisch. Die Sitze sind bequem, lassen sich vielfältig verstellen. Das Interieur bietet zahllosen Ablagen, von denen besonders die verschiebbare Mittelkonsole und das Handschuhfach großzügig dimensioniert wurden. Das Angebot an Assistenzsystemen ist umfangreich und reicht vom Spurverlassens- und Müdigkeitswarner bis zu Abstandstempomat und Notbremsassistent. Eine adaptive Dämpfung glaubt Renault trotz der anwählbaren Fahrmodi allerdings einsparen zu können. An die Bedienung der zahlreichen Funktionen mittels eines hochkantigen Touchscreens mit einer Diagonale von 8,7 Zoll gewöhnt man sich schnell.

Kein Leichtgewicht

Der 4,64 Meter lange Renault Grand Scénic ist mit über 1,7 Tonnen kein Leichtgewicht, was ihn mit den kleinen Ottomotoren mit 115 und 130 PS spürbar verhalten wirken lässt. Der deutlich kräftigere Dieselmotor im dCi 160 läuft ähnlich kultiviert, wie wir ihn schon im Renault Espace kennengelernt haben. Die Nutzung seines schmalen Drehmomentbandes unterstützt ein serienmäßiges Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, während die elastischeren Ottomotoren eins mit sieben Stufen bekommen. Der Vierzylinder leistet 118 kW / 160 PS und ein maximales Drehmoment von 380 Nm, das ab 1750/min zur Verfügung steht. Der Normverbrauch liegt bei 4,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Aus dem Stand beschleunigt der Grand Scénic in 9,9 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h.

Bei starker Beschleunigung bekommen Traktionskontrolle und die 195er Reifen bisweilen gut zu tun, die Antriebsleistung auf die Fahrbahn zu bringen – aber wer fährt einen Familienvan schon wie einen Sportwagen? Sicher ist die Antwort auf diese Frage eine Erklärung dafür, dass der Scénic nicht kräftiger motorisiert angeboten wird. Wer genau hinfühlt, mag Komfortnachteile der Ökoreifen verspüren, doch machen sich die beim Grand Scénic weniger bemerkbar als beim kurzen, insbesondere verhält sich die Vorderachse gelassener. Insgesamt aber fügt sich das Paket aus Antrieb und Fahrwerk zu einem ausreichend harmonischen Ganzen, das seinerseits gut zum Profil des Autos passt.

Die gefahrene Variante mit dem 160-PS-Diesel ist bislang nur in annähernder Vollausstattung „Bose Edition” erhältlich und kostet dann ab 33.190 Euro. Mit dem 115 PS leistenden Ottomotor ist ein Grand Scénic aber schon ab 19.990 Euro im Angebot. Damit unterbietet er den Marktführer im Segment ziemlich deutlich: Der mit knapp 13 Zentimeter kürzere VW Touran TSI BlueMotion Technology als 110-PS-Einstiegsmodell „Trendline” kostet 23.625 Euro.