Fahrbericht: Skoda Karoq 2.0 TDI 4x4

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Zögerlich war man bei Volkswagen, wie nachhaltig die SUV-Mode sein würde. Dabei waren die Vorzeichen ermutigend: VW Tiguan und Skoda Yeti verkauften sich in den vergangenen Jahren ausgezeichnet, obwohl beide nicht gerade frisch waren. Nun soll mit reichlich Schwung der SUV-Markt erobert werden. Eine wichtige Rolle fällt dabei dem neuen Skoda Karoq zu, der uns für eine erste Ausfahrt zu Verfügung stand.

Karoq: Kein Yeti-Nachfolger

Dem Karoq wird vielerorts das Label eines Yeti-Nachfoger angedichtet – was natürlich Unsinn ist. Vielmehr wird es künftig, wie bei VW auch, im halbwegs bürgernahen Preissegment drei unterschiedlich große SUV geben. Der Skoda Kodiaq entspricht dem VW Tiguan Allspace. Skoda Karoq, Seat Ateca und VW Tiguan sind rund 30 cm kürzer, wobei der VW etwas länger ist als die beiden anderen. Mit einem Quartett will Volkswagen künftig aber vor allem im Bereich der kleinen SUV groß abräumen. Dazu wird es ab 2018 neben den schon vorgestellten Seat Arona und Audi Q2 auch Ableger von VW und Skoda geben. Letzterer ist dann hinsichtlich Größe und Preis der eigentliche Nachfolger für den Yeti.

Kleiner Diesel ohne SCR-Kat

Der Testwagen war mit dem bekannten 2.0 TDI, DSG und Allradantrieb ausgestattet. Er wird parallel zum 1.6 TDI angeboten, der stets nur einen Speicherkat zur Nachbehandlung von Stickoxiden mit auf den Weg bekommt. Das muss theoretisch nicht zwangsläufig schlechter als die SCR-Lösung mit Adblue-Einspritzung sein, ist in der Praxis meistens aber doch weniger effektiv. Warum Volkswagen diesen Weg geht, ist offensichtlich – er dient der Renditeoptimierung des Konzerns. Er macht damit nicht mehr, als der Gesetzgeber aktuell fordert. Wir meinen jedoch, dass der Verursacher der Diesel-Krise mittelfristig besser beraten wäre, mit gutem Beispiel voranzugehen und auch in den kleinen Selbstzünder einen SCR-Kat einzubauen. Gleiches gilt für den Partikelfilter in den Ottomotoren.

Der bekannte 150-PS-Diesel hat einen SCR-Kat, der noch etwas stärkere mit 190 PS bekommt ihn auch. Schon mit 150 PS und 340 Nm ist der Karoq bestens ausgestattet. Die Maschine legt ohne größere Verzögerung los und verleiht dem immerhin knapp 1,6 Tonnen schweren SUV subjektiv ein mehr als ausreichendes Temperament. Auffällig ist, wie gut die Maschine im Karoq gedämmt ist – selbst oberhalb von 140 km/h bleibt es in dem SUV vergleichsweise leise. Den Verbrauch im NEFZ gibt Skoda mit 5,2 Litern an, wer sich in der Praxis Werte ab etwa 6,5 Liter im gemischten Betrieb einstellt, dürfte der Wahrheit näher kommen. Der Adblue-Tank ist 13,35 Liter groß. Für welche Strecke das reicht, hängt stark von den Einsatzbedingungen ab. Wer einen hohen Dieselverbrauch hat, muss auch den Adblue-Tank tendenziell häufiger füllen.

Momentan ist der Allradantrieb in den stärkeren Modellen ab 150 PS im Diesel Standard. Die Art des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe hängt mit der Zahl der angetriebenen Räder zusammen. Mit Frontantrieb werden trockene Kupplungen verbaut, im Verbund mit Allradantrieb grundsätzlich nasse Kupplungen. Der von uns gefahrene Diesel ist aktuell nur mit Allradantrieb zu haben. Der Kunde kann allerdings zwischen Schalt- und DS-Getriebe wählen. Das DSG ist eine gute Wahl, auch wenn sich das SUV so nochmals um 1800 Euro verteuert. Die Anschlüsse passen, die Gangwechsel erfolgen weitaus harmonischer als in den alten Getrieben mit den Bezeichnungen DQ200 und DQ250.

Weich abgestimmt

Einen eigenen Weg geht Skoda in der Fahrwerksabstimmung. Der Karoq ist eher komfortabel als straff, was meines Erachtens gut zu dieser Fahrzeuggattung passt – wer Spaß daran hat, Kurven auf Landstraßen flott zu durchfahren, findet in anderen Klassen schließlich geeignetere Mitspieler. Der Karoq zeigt mit viel Seitenneigung, dass ihm diese Gangart nicht unbedingt liegt. Ab dem kommenden Jahr will Skoda auch adaptive Dämpfer anbieten. Dort dürfte es dann auch einen Modus geben, der mit mehr Härte mehr Dynamik vortäuscht.

Das Platzangebot ähnelt erwartungsgemäß dem im Seat Ateca. Das vier großgewachsene Menschen nun Raum zum Räkeln hätten, wäre übertrieben, doch eine Familie mit zwei Kindern dürfte gut hinkommen. Das Kofferraumvolumen von 521 Litern überbietet das eines Audi A4 Avant ein wenig – und der ist über 30 cm länger. Die Verarbeitung wirkt schon in diesem frühen Stadion der Produktion routiniert. Allerdings ist der Anteil der harten Kunststoffe recht hoch. Hier ist der Kostendruck, unter dem Volkswagen steht, durchaus zu merken.

Basis folgt 2018

Zum Marktstart gibt es zwei Ausstattungslinien und jeweils zwei Benziner und zwei Diesel. Die preiswertere Version Ambition erscheint uns die sinnvollere Wahl, denn abgesehen von der Klimaautomatik bringt die teurere Linie kaum sinnvolles an Zusatzausstattung mit. Positiv: Ambition lässt sich mit fast allem ausstatten, was es auch für die teure Style-Variante gibt. Im kommenden Jahr folgt noch eine Basisversion, die den Einstiegspreis dann auf rund 22.000 Euro senken wird. Bisher kostet das Basismodell 24.290 Euro. Der von uns gefahrene 2.0 TDI mit DSG kommt auf mindestens 33.090 Euro. Zur Einordnung: Ein Skoda Octavia 2.0 TDI mit Allradantrieb und DSG kommt auf 30.550 Euro, ein VW Tiguan mit diesen Merkmalen kostet mindestens 34.750 Euro. Seat bietet den Ateca derzeit nicht in dieser Konfiguration an. Wer Allradantrieb und DSG haben möchte, muss zum Diesel mit 190 PS greifen, was inklusive einer sehr umfangreichen Ausstattung dann mindestens 36.300 Euro kostet.