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Fahrbericht Toyota Auris 1.2T

Sinn für Sicherheit

Fahrberichte Wolfgang Gomoll

Gemessen am VW Golf führt der Auris in Deutschland ein Schattendasein: 18.500 Fahrzeuge wollen die Japaner pro Jahr verkaufen. Damit das auch gelingt, statten sie das Modell nun mit für das Modell neuen Assistenzsystemen und zwei modernen Vierzylindern aus. Hier der erste Fahreindruck

Brüssel, 24. Juni 2015 – Gemessen am VW Golf führt der Auris in Deutschland ein Schattendasein: 18.500 Fahrzeuge wollen die Japaner pro Jahr verkaufen. Damit dieses Vorhaben auch gelingt, statten sie den Kompaktwagen im Zuge der Modellpflege mit für das Modell neuen Assistenzsystemen und zwei modernen Vierzylindern aus. Hier der erste Fahreindruck.

Zwar bietet der Auris nicht die wertige Materialvielfalt eines Audi A3 oder das feine Finish des beliebten Golf, aber das Interieur ist deutlich sportlicher als bisher: Die Rundinstrumente sitzen in Röhren, ein TFT-Display dazwischen informiert den Fahrer. Eine für japanische Verhältnisse opulente Klavierlack-Orgie rund um den Touchscreen und in den Türgriffen verschönert das Ganze. Lediglich die rechteckigen Luftdüsen im Hartplastik-70er-Jahre-Stil stören ein bisschen den Eindruck.

Platz ist vorne genug und auch in der zweiten Reihe kommen großgewachsene Personen unter, mit leichten Einschränkungen bei der Beinfreiheit. Der Kofferraum fällt mit einem Ladevolumen von 360 Litern bis 1199 Litern geringfügig kleiner aus als beim Golf, der es auf 380 Liter bis 1270 Liter bringt. Der abnehmbare Ladeboden ist auch bei umgelegten Rückbanklehnen eben und leicht erreichbar, nur ist er uns zu labbrig.

Entspannt – wenn Sie es sind

Der 1,2-Liter-Vierzylinder-Ottomotor mit Direkteinspritzung und Turbolader hat 85 kW /116 PS und ein maximales Drehmoment von 185 Nm bereits ab 1500/min. Der rund 1,3 Tonnen schwere Auris absolviert damit den Sprint auf 100 km/h in 10,1 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Der Verbrauch wird mit 5,4 Litern pro 100 Kilometern (bei 17-Zoll-Bereifung) veranschlagt – ein guter Wert, der mit dem optionalen Automatikgetriebe sogar noch ein Zehntelliter sinken soll.

Solange man entspannt im Verkehr mitschwimmt, verrichtet das Aggregat seine Arbeit im Flüstermodus. Auch der Antritt ist durchaus geschmeidig – bis zum vierten Gang hat der 1,2-Liter-Motor die Sache voll im Griff. Bei höheren Geschwindigkeiten und Gängen muss bisweilen zurückgeschaltet werden. Dann meldet sich das Aggregat leicht knurrend. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der neue Direkteinspritzer ein guter Motor ist.

Wer oft längere Strecken mit höheren Geschwindigkeiten absolvieren will, ist mit dem 1,6-Liter-Diesel von BMW gut bedient. Der Selbstzünder mit 82 kW / 112 PS hat dank einem maximalen Drehmoment von 270 Nm wenig Mühe mit Toyotas Kompaktwagen. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 4,3 Litern pro 100 Kilometer ist ein weiteres Argument für Langstrecken-Fahrer.

„Safety Sense“ nennen die Toyota-Techniker das Sicherheitspaket, das einen Spurwechsel-Assistenten, einen Fernlicht-Assistenten, eine Verkehrsschilder-Anzeige und einem Notbrems-Assistenten umfasst. Nicht erhältlich in diesem für 550 Euro Aufpreis ab der Ausstattungslinie Comfort erhältlichen Paket ist ein Totwinkel-Assistent, dafür wäre der Eingriff in die Bordnetz-Architektur zu groß gewesen.

Sicherheitspaket ohne Totwinkel-Assistent

Die Sensoren für die Assistenzsysteme, eine Kamera und ein Laser-Element, sitzen vor dem Rückspiegel. Diese Kombination tastet die Fahrbahn ab und liefert die entsprechenden Informationen. Da die Sensoren sich im Wischfeld befinden, beeinträchtigt auch Regen die Funktionsfähigkeit nicht, solange die Wischer die Scheibe freibekommen. Verwirrend ist allerdings die Verkehrsschilder-Erkennung, da sowohl im 4,2-TFT-Display, das sich zwischen den Rundinstrumenten befindet, als auch auf der Navigationskarte die erlaubte Maximal-Geschwindigkeit angezeigt wird.

Allerdings unterscheiden sich die Angaben bisweilen, da im kleinen Bildschirm die Informationen direkt von der Kamera kommen, wogegen das Zeichen auf dem Navigations-Monitor auf Basis des Kartenmaterials vorprogrammiert sind und laut Toyota nur als Ergänzung zu verstehen ist. Bis zur Markteinführung in Deutschland soll es möglich sein, die Anzeige, die auf dem Kartenmaterial basiert, zu deaktivieren. Verkehrsschilder erkennt die Kamera zuverlässig und spiegelt sie in das kleine Display. Hält sich der Fahrer nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung, färbt sich das Symbol rot.

Der Auris ist nur der Anfang

Ein Highlight des Safety-Sense-Systems ist der Notbremsassistent, der zwischen zehn und 80 km/h aktiv ist. Bis zu 30 km/h kann die Technik einen Zusammenstoß mit anderen Verkehrsteilnehmern verhindern, bis zu 60 km/h kann sie die Kollisionsgeschwindigkeit um rund 30 km/h senken und verringert dadurch das Verletzungsrisiko erheblich. Der Auris ist laut Toyota übrigens nur ein Anfang – schon bis Ende des Jahres sollen 70 Prozent der Toyotas mit Safety Sense fahren.

Das Einstiegsmodell kostet nach wie vor rund 15.990 Euro und auch beim Rest der Modellpalette wird Toyota nicht deutlich mehr verlangen.


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