Hochsommer-Ausflug im Fiat 500C

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München, 2. September 2009 – Die legendäre Ente bekam auf Wunsch eins aufs Dach, und auch der Urtyp des Fiat Cinquecento war dafür zu haben: Die Rede ist vom Faltdach, und Fiat will mit dem 500C, der am 5. September 2009 auf den Markt kommt, weiter auf der Retro-Welle surfen. Wir haben uns mit dem kleinen Italiener in die Sonne begeben.

Ein Beinahe-Cabrio

Zugegeben, ein echtes Cabriolet ist der 500C nicht, aber wen juckt das schon? Wer die Taste oben unter dem Dach oder den Knopf an der Schlüsselfernbedienung drückt, für den öffnet sich zwar über die gesamte Länge ein Stoffverdeck, doch die Seitenholme bleiben stehen. Im geschlossenen Zustand ist der 500C deshalb von der Seite und von vorne kaum vom 500 zu unterscheiden.

Ausgeblendete Rücksicht

Hinten ist eine Glasscheibe ins Verdeck integriert, die akzeptable Übersicht nach hinten garantiert, auch wenn sie etwas kleiner ist als beim normalen 500. Öffnet man das Dach, so bleibt die Scheibe zuerst stehen. Erst wenn man den elektrischen Mechanismus bis zum Ende betätigt, klappt die Scheibe weg und der Stoff schiebt sich hinten zusammen. Nun ist die Sicht nach hinten fast komplett verbaut. Diesen Nachteil versucht Fiat mit den beim 500C serienmäßigen Parksensoren am Heck auszugleichen. Sie schützen beim Zurücksetzen vor Parkunfällen, doch beim Spurwechsel ist man wie bei einem LKW auf die Außenspiegel angewiesen.

Hochsommer-Ausflug im Fiat 500C

Einige Bugs beim Verdeck

Das Öffnen und Schließen des Verdecks ist auch in Fahrt möglich, sogar bei hohem Tempo. Nur um das Glasfenster zu bewegen, muss man langsamer als 60 km/h fahren. So soll es zumindest nach Angaben von Fiat sein – bei unserem Testwagen rührte sich über 60 km/h das Verdeck überhaupt nicht. Und noch einen kleinen Bug müssen wir melden: Versucht man den Kofferraum bei ganz offenem Verdeck zu öffnen, fährt zunächst automatisch die Stoffhaube ein Stück nach oben. Soweit ist noch alles okay. Danach jedoch ließ sich bei unserem Testwagen das Verdeck nicht mehr bewegen. Erst nachdem wir den Motor gestartet und wieder gestoppt hatten, war wieder alles im Lot.

Hohes Tempo kein Problem

Der Platz auf den beiden Rücksitzen ist wie schon im 500 nicht üppig. Immerhin reicht der Kopfraum auch beim 500C mit geschlossenem Verdeck aus. Positiv ist das Hochgeschwindigkeitsverhalten: Im geschlossenen Zustand ist auch Tempo 160 kein Problem – das Verdeck schwingt kaum. Bei offenem Dach bleiben die Verwirbelungen im Rahmen. Bis Tempo 120 ist der Luftzug zumindest bei 30 Grad Hitze angenehm, aber auch noch 140 km/h sind im offenen 500C gut zu ertragen. Wo die Schmerzgrenze beginnt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen: Schneller als 140 km/h wurde unser Testwagen im offenen Zustand nicht.

Drei Motoren

Schuld daran ist der Luftwiderstand, den das Verdeck im offenen Zustand am Heck aufbaut. Das Datenblatt unseres Testwagens verspricht 160 km/h Spitze, und die werden bei geschlossenem Dach auch laut GPS-Daten erreicht. Wem das nicht reicht, der muss einen stärkeren Motor nehmen. Wir fuhren den Einstiegsmotor, einen 1,2-Liter-Benziner mit 69 PS, der wahrlich kein Sportler ist. 13,4 Sekunden vergehen, bis die Tempo-100-Marke erreicht ist, und beim Losfahren an der Ampel gehört man zu den Langsameren. Alternativ bietet Fiat einen 1,4-Liter-Ottomotor mit 100 PS und einen 1,4-Liter-Diesel mit 75 PS an – das Motorenspektrum ist also das gleiche wie bei der Limousine. Alle Antriebe erfüllen die Euro-5-Abgasnorm.

Hochsommer-Ausflug im Fiat 500C

4,7 bis 5,1 Liter auf 100 Kilometer

Der Einstiegsmotor braucht laut Datenblatt 5,1 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Hört sich gut an. Ein Blick auf die Konkurrenz zeigt allerdings, dass es noch sparsamer geht. Der Daihatsu Cuore etwa kommt mit seinen 70 PS mit 4,4 Liter auf 100 Kilometer aus. Bei Fiat geht es allerdings auch noch etwas sparsamer: Mit dem halbautomatischen Dualogic-Getriebe statt der serienmäßigen Fünfgang-Schaltung braucht das Auto nur 5,0 Liter, wer noch die Start-Stopp-Automatik dazuordert, kommt laut Hersteller auf 4,7 Liter je 100 Kilometer – da kann man sich nicht mehr über den Verbrauch beschweren.

Großer Kofferraum mit kleiner Luke

Der Verbrauch der 500C-Grundversion von 5,1 Liter ist genau der gleiche wie bei der geschlossenen Version des Cinquecento. Auch die übrigen Unterschiede zur Limousine sind gering. Das Fahrwerk erhielt vorne einen dickeren und hinten einen zusätzlichen Querstabilisator, doch diese Änderung wird ab sofort auch auf die Limousine angewendet. In puncto Fahrkomfort fällt beim 500C etwa ab Tempo 80 bei Fahrbahnunebenheiten das typische Cabriozittern auf – da ist die Limousine angenehmer. Der Frontscheibenrahmen ist etwas höher als bei der geschlossenen Version. Wie bei der Limousine lassen sich die beiden Rücksitze einzeln umklappen. So vergrößert sich der Kofferraum von 182 auf stattliche 520 Liter. Was sich leider nicht vergrößert, ist der Kofferraumausschnitt: Der ist so knapp, dass man schon eine Weinkiste kaum senkrecht hineinbringt. Festzuhalten ist immerhin, dass der Kofferraum nicht viel kleiner als bei der geschlossenen Version ist, in die 185 bis 610 Liter passen.

Hochsommer-Ausflug im Fiat 500C

Günstiger geht's kaum

Der Preisunterschied zum geschlossenen Fiat 500 beträgt 2800 Euro. Klar, ein normales Schiebedach ist günstiger – beim 500 kostet es 850 Euro. Doch mit dem 500C ist man deutlich näher am Cabrio. Der Einstiegspreis für den Neuling beträgt 13.800 Euro. Günstiger kann man ein Auto ohne festes Dach kaum bekommen. Nur das Smart Cabrio ist mit 13.640 Euro noch billiger – aber auch viel kleiner und weniger alltagstauglich. Schon deutlich teurer ist der demnächst auslaufende Citroën C3 Pluriel; er kostet mindestens 18.690 Euro. Auch andere Kleinwagen-Cabrios wie der Mitsubishi Colt CC oder der Peugeot 207 CC sind teurer: Der Mitsubishi kostet über 17.000 Euro, der Peugeot über 19.000 Euro.

Gute Ausstattung

Dabei ist der 500C auch noch gut ausgestattet. In der Basisversion Pop sind bereits sieben Airbags, Parksensoren hinten, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrische Fensterheber vorne und ein CD-Radio Serie. ESP ist jedoch nur beim 100-PS-Benziner Serie, Gleiches gilt für den ebenso wichtigen Bremsassistenten. Bei den anderen Varianten sollte man beides für 350 Euro dazubestellen. Die fehlende Klimaanlage kostet deftige 1100 Euro Aufpreis. Sie ist bei der Version Lounge, die 2000 Euro teurer als die Grundvariante ist, schon an Bord. Dazu kommen noch Nebelscheinwerfer, Alufelgen und ein besseres Audiosystem.