Test: Peugeot 5008 Allure Puretech 130

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Der 5008 ist das große SUV von Peugeot. Die Franzosen nennen diesen Familientransporter mit Frontantrieb „Adventure SUV“. Das ist wohl eine ebenso humorvolle wie fiese Anspielung darauf, dass die Zeit der Abenteuer bei der Zielgruppe dieses brav motorisierten, praktischen Großraumwagens vielfach wohl längst vorbei sein dürfte. Der kastige Wagen ist mit 4,64 m gute 11 cm länger als ein VW Touran und wirkt sehr wuchtig.

Sicken und Kanten

Mit allerlei Sicken und Kanten und verdunkelten Fenstern, die mit dem schwarzen Dach ein „Blackhouse“ bilden, tritt das Peugeot-Top-SUV sehr dynamisch auf. Die extravagante Lackierung Perlmutt Weiß muss einem zusammen mit dem schwarzen Dach allerdings 1220 Euro wert sein. Ob der 5008 überspielen will, dass er ein für Seinesgleichen sehr kleines 1,2-Liter-Motörchen unter der Haube hat? So weit treiben es mit dem Downsizing in dieser Klasse schließlich nur sehr wenige.

Tunnelfrei

Der Innenraum empfängt einen positiv gestimmt. Auch ältere Menschen mit Bein- oder Rückenproblemen können hier völlig problemlos ein- und aussteigen. Insbesondere hinten hilft dabei auch der barrierefreie Durchstieg ohne Mitteltunnel. Das bekommt z.B. ein Seat Arona trotz Frontantriebs nicht hin.

Die Vordersitze sind ergonomisch gestaltet, der Seitenhalt ist gut. Durch die manuell ausziehbare Sitzflächenverlängerung findet hier jeder eine ausreichende Oberschenkelauflage. Der Testwagen ist darüber hinaus mit einem elektrisch verstellbaren Fahrersitz mit Memory ausgestattet. Es zeugt von sympathischem Pragmatismus, dass man den Memory-Fahrersitz bekommt, ohne den Beifahrersitz teuer mitelektrifizieren zu müssen. Die Massagefunktion in den Vordersitzen ist eine nette Spielerei und auf langen Fahrten angenehm. Sie ist in einem Paket für 1100 Euro enthalten, das Memory-Fahrersitz, Sitzheizung, ausziehbare Oberschenkelauflage und elektrisch verstellbare Lendenwirbelstütze mitbringt.

Cockpit-Abart

Das Armaturenbrett ist bei Peugeot erst einmal gewöhnungsbedürftig, wie wir schon beim Peugeot 3008 gesehen haben. Zunächst ist das extrem kleine Lenkrad und das hochgesetzte Kombiinstrument zwar gewöhnungsbedürftig. Doch schon nach wenigen Metern stellt sich diese französische Cockpit-Abart als erstaunlich ergonomisch heraus. Die gleiche Erfahrung haben wir auch schon im 3008 gemacht. Durch den weit oben angesiedelten, vielfach konfigurierbaren Kombiinstrumentenbildschirm erreicht Peugeot einen Effekt, der fast an ein Head-up-Display herankommt. Eine Plexiglas-Lösung wollten die Peugeot-Innenraumdesigner anscheinend vermeiden und eine Scheibenprojektion war wohl zu teuer. Daumen hoch für diese ehrliche und pragmatische Lösung!

Die teuerste Ausstattungslinie Allure präsentiert sich innen mit einer geschmackvollen Kombination aus Leder, Stoff und Chrom. Das wirkt aufgeräumt, zurückhaltend und französisch. Allerdings hätte der 5008 eine bessere Detailverarbeitung verdient. Die Noblesse eines DS7 Crossback erreicht der 5008 leider nicht. Ob man dem 5008 kleine Unzulänglichkeiten wie eine unsauber eingepasste Chromleiste und abstehende A-Säulenverkleidungen wegen seines modernen und stimmigen Stils verzeiht oder nicht, muss jeder selbst wissen. Ich würde es tun, mein Kollege Martin würde das unzufrieden machen.

Die Chromschalter für die Touchscreen-Menüpunkte Musik, Klima, Navigation, Fahrzeugeinstellungen und Apps sowie für den Warnblinker sprechen durch ihre eigenständige Form an. Darunter versteckt sich noch eine Schalterleiste mit Sitzheizung, Heckscheibenheizung, Scheibenenteisung und einem Drehschalter für die Lautstärkeregelung. Damit ist das Cockpit wunderbar reduziert und aufgeräumt.

Gewöhnungsbedürftig ist aber, dass man für eine Temperaturverstellung der Klimaanlage sehr lange in einem Touchscreen-Menü surfen muss und dabei sehr lange vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird. Das stört insbesondere im 5008 bei Außentemperaturen über 25 Grad. Denn die Klimaanlage schickt bei sommerlichen Temperaturen dauernd einen leichten Zug aus den ansprechend chromierten Lüftungsdüsen in der Mittelkonsole. Man fühlt sich provoziert, sehr lange und letztendlich auch vergeblich mit der Lüftung und Temperatureinstellung zu experimentieren. Der Fahrsicherheit tut das gar nicht gut.

Humorvolle Sprachsteuerung

Großen Humor verlangt die Sprachsteuerung für Navigation und Infotainment. Sie erwies sich als nahezu unbrauchbar. Mich hat sie zumindest kein einziges Mal verstanden, nicht einmal auf „Abbruch“, konnte sie adäquat reagieren. Meinem Kollegen Martin ist es zumindest ein paarmal gelungen, Leute anzurufen. Wenn er auch selten mit der Person verbunden wurde, die er eigentlich erreichen wollte. Von dem, was Mercedes in der neuen A-Klasse gerade zur Schau stellt, ist die Peugeot-Lösung weiter entfernt als Sochaux von Stuttgart.

Belustigt hat auch die Anzeige der Meereshöhe in der Navigationskartendarstellung, die auf ein paar wenigen Metern gerader Strecke gleich mehrere Meter Höhenunterschied verzeichnete. Wir wunderten uns, warum Peugeot ohne Zwang Funktionen einbaut, die nicht funktionieren, deren Fehlen aber wohl kaum jemanden gestört hätte.

Der Praxisnutzen ist eine starke Seite des 5008. Die drei Einzelsitze in der zweiten Reihe bieten viel Platz, höchstens die Sitzauflage dürfte etwas länger sein. Die Rücksitze sind verschiebbar. Auch die Lehnenneigung lässt sich verstellen. Ein Zug an einem Hebel genügt, um einen Rücksitz zusammenzufalten. Ebenso einfach ist auch der Beifahrersitz klappbar. Gegen Aufpreis sind zwei Einzelsitze in der dritten Reihe erhältlich, die ebenfalls sehr praktisch in der Handhabung sind. Allerdings bietet die dritte Reihe so wenig Fußraum, dass sie nur für Kleinkinder geeignet ist.
Der Kofferraum fasst in Normalstellung mit versenkter dritter Sitzreihe 780 Liter und lässt sich auf bis zu 1940 Liter erweitern.

Tapferer Motorzwerg

Unter anderem das Fehlen des Mitteltunnels signalisiert, dass der Peugeot 5008 auch niemals einen konventionellen Allradantrieb erhalten wird. Fahrdynamisch verspricht der Mittelklasse-SUV mit dem 130-PS-Dreizylinderbenziner und Sechsstufen-Wandlerautomatik ohnehin nicht allzu viel. Doch wie schon im 3008 überrascht die Motor-Getriebe-Kombination auch im größten Peugeot-SUV positiv.

Im ersten Moment habe ich den Eindruck, der Motor wäre unkultiviert. Doch nachdem ich mich an den charakteristischen Sound gewöhnt habe, bin ich erstaunt, wie souverän er den großen Kasten zu beschleunigen vermag. Auch auf der Autobahn bei Maximalgeschwindigkeit wird der Motor nie laut. Bei den Fahrleistungen merkt man das Mehrgewicht gegenüber dem 3008 zwar, der noch etwas behänder unterwegs war. Doch meiner Meinung nach reicht die Leistung im Alltag vollkommen aus.

Der Verbrauch ist nicht unbedingt die Stärke des 5008. Unser Testverbrauch pendelte sich bei 8,2 Litern ein. Auf der Autobahn sind knappe 8 Liter die Regel. Bei Überlandpassagen mit ganz vorsichtigem Gasfuß ist ein Minimalverbrauch von 5,8 Litern möglich. Schade ist, dass der 5008 noch keinen Ottopartikelfilter hat, der mit der Einführung der Abgasnorm Euro 6d-TEMP ab September 2019 notwendig werden dürfte. Die Dieselvarianten erfüllen alle bereits jetzt die Euronorm 6d-Temp. Der Benziner erreicht dagegen nur die Euronorm 6b und ist damit ab September nicht mehr zulassungsfähig. Das ist ein böses Foul am Kunden. Aber leider macht das nicht nur PSA so.

Reiselöwe

Gut gelungen ist die Federungsabstimmung des 5008. Allenfalls auf kurze Bodenwellen könnte das Fahrwerk noch etwas weicher ansprechen. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Der 5008 präsentiert sich als sehr angenehmes Reisefahrzeug, das sowohl Autobahn als auch serpentinenreiche Landstraße mit stoischer Ruhe meistert, ohne dass es den Insassen schlecht wird.

Auslaufmodell

Die Sicherheitsausstattung ist gut. Es gibt eine große Auswahl vom Totwinkelassistenten, aktiven Spurhalte-Assistenten, Frontkollisionswarner, Müdigkeitserkennung usw. In der Allure-Ausstattung ist sehr vieles sogar serienmäßig. Aber gerade das Assistenzsystem, das ich im Alltag am meisten schätze, nämlich ein Abstandsregeltempomat mit Stop-and-Go-Funktion, ist in Kombination mit den Benzinmotoren noch nicht verfügbar. Nur die Dieselmodelle mit der neuen Achtstufenautomatik sind derzeit mit einem solchen radarbasierten Tempomaten kombinierbar. Bei den Benzinern kommt die neue Automatik mit diesem Feature erst mit der Umstellung auf Euro 6d-TEMP im Herbst. Bestellbar sind diese Fahrzeuge ab Juli.

Der 5008 mit 130-PS-Benziner und Schaltgetriebe kostet mindestens 25.300 Euro. Wenn man das empfehlenswerte Automatikgetriebe haben will, muss man zur höheren Ausstattungslinie Active greifen, sodass mindestens 30.300 Euro fällig sind.

Die teure Allure-Ausstattung spielt mit erweiterter Sicherheits- und Familienausstattung den Part des komfortablen Familienvans besonders gut. Mit sinnvollen Extras wie LED-Licht (950 Euro), Navigationssystem (850 Euro), DAB-Radio (200 Euro), Rückfahrkamera (250 Euro) und Sitzheizung (290 Euro) kommt man dann inklusive einer Metallic-Lackierung (590 Euro) auf 35.630 Euro für einen gut ausgestatteten 5008 Allure. Das ist viel Geld, aber man erhält dafür einen familienfreundlichen Charakterkopf.

Der Hersteller übernahm eine Überführungsfahrt und sämtliche Spritkosten. Die Redaktion übernahm eine Überführungsfahrt.