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Fiat ergänzt klassische Spritspartechnik durch virtuellen Heimtrainer

Öko-Audit: Fiats neue Spritspar-Strategien

Fahrberichte rhi
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Beim Fiat 500 Pur-O2 hilft nicht nur ein Start-Stopp-System beim Sparen – eine Software belohnt ökonomisches Fahren mit Punkten und macht Vorschläge für ein sparsameres Fahrverhalten

Hamburg, 22. Januar 2009 – Da müssen wir wohl noch ein bisschen üben. Nur 48 beträgt unser Eco-Index, nachdem mein Kollege und ich unsere Sparrunde mit dem Fiat 500 Pur-O2 versemmelt haben. 100 Punkte hätte es werden können, möglichst unauffällig drücken wir uns im Hintergrund herum, während die Daten am PC ausgewertet werden. Doch Fiat versucht es nicht nur mit zeitgemäßem Computer-Coaching, sondern hat auch griffige Spartechnik zu bieten, so etwa ein Start-Stopp-System oder allerlei Feintuning, wie es bereits andere Hersteller mit BlueMotion und Co. vorgemacht haben.

Neues Spritspar-Label

Unter der Bezeichnung „Pur-O2“ bringt Fiat mehrere verbrauchsoptimierte Modellen auf den Markt. Zunächst werden die Baureihen Bravo, Croma und 500 bedacht. Grundlage für den Bravo Pur-O2 ist ein 1,6-Liter-Diesel mit 105 PS, das Feintuning betrifft die längere Achsübersetzung, rollwiderstandsarme Reifen und die Verwendung von Leichtlauföl. So soll ein Verbrauch von 4,8 Liter auf 100 Kilometer und ein CO2-Ausstoß von 119 Gramm pro Kilometer erreicht werden. Preislich beginnt der Spar-Bravo bei 19.050 Euro. Eine Nummer größer ist der Croma Pur-O2, der ab 24.000 Euro zu haben ist. Er ist über die genannten Maßnahmen hinaus auch noch 10 Millimeter tiefer gelegt. Den Antrieb übernimmt hier ein 120-PS-Diesel, der sich mit 5,3 Liter auf 100 Kilometer begnügen soll.

Start-Stopp-System im Fiat 500

Einziger Benziner in der Pur-O2-Palette ist der Fiat 500. Unter seiner kurzen Haube arbeitet ein Ottomotor mit 69 PS. Anstelle von Detailoptimierungen setzen die Italiener beim „Cinquecento“ auf eine Start-Stopp-Automatik. Auf Wunsch gibt es ihn auch mit dem automatisierten Schaltgetriebe „Dualogic“. Auf einer Fahrt durch das Hamburger Großstadtgetümmel mit einem handgeschalteten 500 konnte das System überzeugen, da der Startvorgang schnell genug ausfällt, um nicht zur Verkehrsbremse zu werden. Über eine Taste in der Mittelkonsole kann der Start-Stopp-Modus auch ausgeschaltet werden. Apropos Ausschalten: Unter einigen Bedingungen bleibt der Motor in jedem Fall an: dazu zählen eine geringe Betriebstemperatur, eine eingeschaltete Heckscheibenheizung oder auch der Umstand, dass die vorgewählte Innenraumtemperatur noch nicht erreicht wurde. Damit steht Fiat allerdings nicht alleine da, denn auch andere Hersteller wie BMW sehen zum Wohle von Passagier, Bordnetz und Motor ähnliche Beschränkungen vor.

Öko-Audit: Fiats neue Spritspar-Strategien

Weniger Verbrauch im Stadtverkehr

Die Italiener beziffern den Verbrauchsvorteil, den man mit dem 500 Pur-O2 im Stadtverkehr erzielen kann, auf bis zu 10 Prozent. Mit einem Durchschnittswert von 4,8 Liter liegt der Spar-500 um 0,3 Liter unter dem normalen 500 1.2 mit 69 PS. Beim CO2-Ausstoß stehen 113 Gramm pro Kilometer zu Buche. Beim Preis verlangt der Hersteller 13.000 Euro, exakt so viel wie für das Standardmodell in der Lounge-Ausstattung. Ein Vergleich der beiden Modelle ist schwierig, da der Pur-O2 das Exterieur der Lounge-Variante hat, sich im Innenraum aber mit der Einrichtung des Basismodells Pop begnügen muss.

Interaktives Spritspartraining

Ein weiteres interessantes Merkmal im Rahmen von Fiats Spritspartaktik ist ein Computerprogramm namens „Eco-Drive“. Um es nutzen zu können, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: natürlich die Software selbst (gibt es als Download auf http://www.fiat.de/ecodrive), ein USB-Stick und das Telematiksystem Blue&Me im Fahrzeug. Zunächst funktioniert das nur mit aktuellen Modellen, aber schon bald soll man auch in Autos ab Baujahr 2006, die Blue&Me aufweisen, seinen Fahrstil optimieren können. Dazu muss man lediglich vor Fahrtbeginn den USB-Stick anschließen. Dort werden die ermittelten Daten gespeichert und können nach Fahrtende auf dem heimischen PC ausgelesen werden. Technische Grundlage für Blue&Me ist übrigens Microsoft Auto [1], eine Entwicklungsplattform, auf deren Grundlage auch andere Hersteller wie zum Beispiel Ford (Sync [2]) Infotainment-Systeme entwickelt haben.

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Tipps und Tricks zum Sparen

Nachdem die Daten an einen Zentralrechner gesendet und ausgewertet werden, zeigt die Software ausführliche Statistiken an und ermittelt den eingangs bereits erwähnten Eco-Index. Ziel ist es natürlich, der Zahl 100 möglichst nahe zu kommen. Auf dem Bildschirm kann man anhand einer über einen Zeitraum von Tagen und Wochen ermittelten Kurve seine Fortschritte begutachten. Als Parameter fließen Daten zu Beschleunigungs- und Bremsphasen, Gangwechseln und Durchschnittsverbrauch ein. Im Abgleich mit diesen Werten bekommt man Hinweise, wie sich der Kraftstoffverbrauch weiter senken lässt. Ein Beispiel: Neigt man zum späten Hochschalten, zum Beispiel erst bei 2500 Umdrehungen, weist das Programm darauf hin, dass ein Schaltvorgang bei 1700 Touren doch besser sei. Als zusätzlichen Anreiz gibt es eine Web-Community namens „Ecoville“, in der sich Nutzer über Ländergrenzen hinweg austauschen und Tipps geben können.

Kontrolle von Fahrzeugflotten

Fiat sieht im „Eco-Drive“-Programm auch ein ideales Werkzeug für das Management von Fahrzeugflotten, wie etwa von Kurierdiensten. Durch internen Erfahrungsaustausch oder sogar Wettbewerbe rund um den höchsten Eco-Index könnten Unternehmen außer einer Entlastung des Kraftstoff-Budgets auch eine deutliche Verringerung des CO2-Ausstoßes erreichen, so die Idee. Eine Verbrauchssenkung von bis zu 15 Prozent ist laut Fiat mit etwas Übung möglich. Doch kein Licht ohne Schatten: Wenn der Pizza-Bote demnächst mit lauwarmer Kost vorfährt, spart sein Chef womöglich mit Eco-Drive.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-441027

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/ecoDrive-soll-umweltschonendes-Fahren-unterstuetzen-443175.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Ford-bringt-Bordcomputer-System-Sync-nach-Europa-439149.html