Los geht's: Raus aus der Feature-Factory

Monotones Abarbeiten von Tickets ist kein erstrebenswertes Ziel für Entwicklerteams. Ein neuer Blog zeigt, was die Teams selbst verbessern können.

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Steuerrad

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Stefan Mintert

Moin

Escape the Feature Factory: Stefan Mintert

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Stefan Mintert

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Stefan Mintert arbeitet mit seinen Kunden daran, die Unternehmenskultur in der Softwareentwicklung zu verbessern. Das derzeit größte Potential sieht er im Leadership; unabhängig von einer Hierarchieebene. Die Aufgabe, dieses Potential zu heben, hat er sich nach einem beruflichen Weg mit einigen Kurswechseln gegeben. Ursprünglich aus der Informatik kommend, mit mehreren Jahren Consulting-Erfahrung, hatte er zunächst eine eigene Softwareentwicklungsfirma gegründet. Dabei stellte er fest, dass Führung gelernt sein will und gute Vorbilder selten sind. Es zeichnete sich ab, dass der größte Unterstützungsbedarf bei seinen Kunden in der Softwareentwicklung nicht im Produzieren von Code liegt, sondern in der Führung. So war es für ihn klar, wohin die Reise mit seiner Firma Kutura geht: Führung verbessern, damit die Menschen, die die Produkte entwickeln, sich selbst entwickeln und wachsen können. Für Heise schreibt Stefan als langjähriger, freier Mitarbeiter der iX seit 1994.

An dieser Stelle geht ein neuer Blog an den Start und ich möchte Euch vorab verraten, was Ihr hier erwarten könnt. Der Blog trägt den Titel "Escape the Feature Factory". Was hat es damit auf sich?

Ich bin seit vielen Jahren in "agilen Projekten" unterwegs. Das habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil es manchmal gar keine Projekte sind und in sehr vielen Fällen hat das, was die Unternehmen machen, nicht viel mit Agilität zu tun

Was ich stattdessen oft beobachte ist, dass die Softwareentwickler möglichst schnell (deshalb heißt es ja "Sprint") etwas coden sollen, von dem sie nicht so genau wissen, wozu es eigentlich gut ist. Das Ticket wird noch "Feature" genannt und fertig ist die "Feature Factory". Tickets am Fließband abarbeiten. Ist es überall so? Keinesfalls! Aber es kommt vor, und meine Filterblase sagt: gar nicht so selten!

Was bleibt dabei auf der Strecke? Ziemlich viel und darunter auch Dinge, die Softwareentwicklern wichtig sein können. Clean Code, Code-Qualität, Abbau von technischen Schulden, großartige Dinge coden, etwas mitentwickeln, was Impact und Bedeutung hat. Wenn Entwicklerinnen darauf hinweisen, heißt es "von oben" manchmal, sie wollten den "Maschinenraum polieren" (vgl. Gold Plating). Umgekehrt beschweren sich die Teams, dass sie nicht gehört werden. Offensichtlich gelingt Kommunikation in solchen Fällen nicht.

So weit, so schlecht. Dieses Gejammere habt Ihr nicht zum ersten Mal gelesen; das gibt's woanders auch.

Eins, allerdings, ist mir wichtig, und das fehlt meines Erachtens bisher: Antworten auf die Frage: Was kann jede Entwicklerin und jeder Entwickler konkret tun, um aus der Feature Factory herauszukommen?

Was ich nämlich beobachte, ist, dass sich viele Teammitglieder entweder mit dem Status quo abgefunden haben oder sie auf irgendeinen Retter warten. Dann soll es der Scrum Master oder Agile Coach richten. Dann soll der PO bessere Tickets schreiben. Dann soll der Teamleiter ... Dann soll... Und so weiter. Doch wir als Entwickler können etwas tun; und ich denke, ohne uns geht es nicht. (Ich habe mal Informatik studiert und erlaube mir deshalb das vereinnahmende "wir", auch wenn ich längst aus der Entwicklung raus bin).

Und darum soll es in diesem Blog gehen. Ich verstehe mich dabei als eine Art Fluchthelfer aus der Feature Factory. Wer gar nicht raus möchte, wird hier keine interessanten Beiträge finden. Wer aber aufstehen will, wer Agilität wieder zurückholen will, zurück in die Verantwortung der Menschen, die Software entwickeln, der und die werden hier Impulse, Perspektivwechsel und konkrete Handlungsempfehlungen finden. Eins kann ich nicht versprechen: Dass alle Lösungsvorschläge bequem sind. Im Gegenteil, manchmal geht es nicht ohne kontroverse Gespräche.

Mir geht es dabei übrigens herzlich wenig um Agilität. Agilität ist nur ein Vehikel, um Verbesserungen zu erreichen. Manchmal ist es ein nützliches Vehikel, manchmal nicht. Wichtiger sind mir Transparenz im Unternehmen, Verantwortungsübernahme (auch durch Softwareentwicklerinnen und -entwickler) und die Bedürfnisse der Menschen im Unternehmen. Und das, woran es am meisten mangelt: Führung ... oder Leadership, wenn man es so nennen möchte. Diesen Mangel kann jeder Mensch im Unternehmen beseitigen. Ich würde mich freuen, wenn Ihr gemeinsam mit mir daran arbeitet.

Mein Name ist Stefan Mintert. Vor langer Zeit habe ich Informatik studiert. Im Anschluss war ich einige Jahre als Berater für technische Themen unterwegs, bevor ich mit einem kleinen Team begonnen hatte, maßgeschneiderte Software für Kunden zu entwickeln. Zwei Startups und einen großen Kurswechsel später, bin ich heute vor allem beratend im Bereich Leadership, Unternehmenskultur, Happiness at Work und Transformation tätig. Heute interessiert mich weniger die Technik. Heute interessieren mich die Menschen, die neue Produkte entwickeln, wie sie zusammenarbeiten und wie sie geführt werden.

Das worüber ich hier schreiben möchte, entspringt nicht nur meiner eigenen Erfahrung. Vielmehr fließen hier Themen, Gedanken, Ansichten und Meinungen ein, die ich aus der Zusammenarbeit und dem gemeinsamen Lernen mit meinen Kolleginnen und Kollegen bei Kutura gewonnen habe. Wer diese Menschen sind, steht unter kutura.digital/team. Gemeinsam bieten wir unseren Kunden Hilfe für Veränderungen der Kultur, der Führung, der Agilität, der Kundenorientierung und vieles mehr. Als Besonderheit sehen wir an, dass wir die Unterstützung gleichzeitig auf allen Hierarchieebenen, vom CEO über das mittlere Management bis zu den Developern leisten.

Eine zweite Quelle für Blogbeiträge möchte ich noch erwähnen: Mit dem Titel des Blogs, "Escape the Feature Factory" verbindet mich, dass wir bei Kutura unter der gleichen Überschrift Workshops anbieten, die beim Weg aus der Feature Factory helfen. Darauf werde ich in den Beiträgen nicht hinweisen, um Schleichwerbung zu vermeiden. Ich erwähne es hier, um zu zeigen, dass die Beiträge aus der Praxis kommen. Denn in den Workshops lerne ich, was andere Entwicklerinnen und Entwickler bewegt.

Wer mich in Social Media sucht, findet mich bei LinkedIn und natürlich im Web bei Kutura.

Und nun kann es wirklich losgehen ... mit dem ersten Beitrag.

Tschüss. Stefan

PS: Als Wahl-Hamburger fange ich ein Gespräch gerne mit "Moin" an. Das hat nichts mit der Tageszeit zu tun. Wikipedia zitiert, dass das Wort von "moi" kommt, was soviel wie "angenehm, gut, schön" heißt. Und ich finde, es ist in unserer konfliktreichen Zeit nicht schlecht, ein Gespräch so zu beginnen. Das darf dann jede und jeder hier selbst interpretieren. Von "Guten Tag" bis "Angenehmes Lesen" ist alles drin.

(rme)