Diese Frau sammelt Computer für den Heimunterricht

Das litauische Hilfsprojekt "Mokykla Namuose" (Schule für daheim) ruft IT-Unternehmen dazu auf, ungenutzte PCs zu spenden.

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Computer für den Heimunterricht

Erika Maslauskaité betreut das Projekt.

(Bild: privat)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

35.000 Schüler in finanziell angeschlagenen Familien sollen profitieren. Die Initiative will die Zeit überbrücken, bis das Bildungsministerium neue und geleaste Computer bereitstellen kann. Erika Maslauskaité, Vorstand für Geschäftsentwicklung beim Software- und Produktentwicklungsunternehmen Inventi, betreut das Projekt.

TR: Wie hat das Projekt "Schule für daheim" angefangen?

Erika Maslauskaité: Es begann am 20. März bei dem großen litauischen Fern-Hackathon "Hack the Crisis", der Ideen zur Bekämpfung der Coronakrise entwickeln sollte. Das Projekt "Schule für daheim" wurde von ilvinas Leinskas ins Leben gerufen, einem Produktmanager von Treatwell, einem globalen Marktplatz für Gesundheits- und Schönheitsdienstleistungen.

Was passierte dann?

Wir haben noch am Sonntag, dem 22. März, bei zahlreichen Unternehmen angefragt. Die ersten, einschließlich meiner Firma, traten innerhalb von zwei Stunden nach dem Start der Website bei. Manche haben 50 bis 150 Geräte gespendet. Einige Leute spenden auch Geld, damit wir Ausrüstung kaufen können. Am 25. März hatten wir bereits 400 gespendete Computer. Es gibt zwei Möglichkeiten zu spenden: entweder als Einzelperson oder als Unternehmen. Sie können Ihr Gerät auch vermieten. In diesem Fall unterschreiben Sie einen Vertrag mit einer Plattform, die darauf spezialisiert ist, Dinge online zu vermieten.

Warum haben Sie dieses Projekt ausgewählt?

Weil sich unser Bildungssystem in den über 30 Jahren seit unserer Unabhängigkeit nicht verändert hat. Wir müssen es für die Online-Nutzung anpassen. In Litauen gibt es 35.000 Kinder, die keinen Zugang zu internetfähigen Geräten für den Fernunterricht haben. Viele Familien haben ein zu niedriges Einkommen, um genug Geräte für ihre Kinder anzuschaffen. Das ist besonders für Regionen außerhalb der Hauptstadt Vilnius wichtig. Deshalb ruft die "Schule für daheim"-Initiative sozial engagierte Unternehmen und Einzelpersonen dazu auf, ihre alten, aber noch gut funktionierenden Computer und Tablets an Schulen zu spenden.

Wie werden die Computer verteilt?

In Partnerschaft mit dem Bildungsministerium und den Schulen. Sie haben die Daten, wer Geräte benötigt, denn Fernunterricht war schon vor der Coronakrise ein Thema. Mithilfe von Freiwilligen werden wir sie den Schulen schicken. Die verteilen die Geräte dann an die Kinder.

Woher kommt die notwendige Lernsoftware?

Alle Schulen in Litauen zahlen bereits für die Softwarelizenzen. Die Informatik-Lehrer können die Software installieren. Spendet ein Unternehmen Computer, müssen sie angeben, wie alt das Gerät ist. So können wir sehen, ob es die nötigen Microsoft-Office-Versionen und Lernsoftware unterstützen kann. Wir versuchen Computer zu bekommen, die sofort einsatzbereit sind, inklusive WLAN. Ich muss sagen, es ist wunderbar zu beobachten, wie sich Unternehmen und Menschen zusammenschließen, sich freiwillig engagieren und spenden.

Der litauische Staat will 9,2 Millionen Euro als Unterstützung bereitstellen. Wofür genau?

Das Bildungsministerium plant, eine öffentliche Ausschreibung für 35000 internetfähige Computer zu beschleunigen. Das wird aber einige Zeit dauern, daher will unsere Initiative sofort Computer an die Kinder weiterleiten, die jetzt Geräte benötigen, um ihre Studien von zu Hause aus fortzusetzen. Einige Spender helfen zudem, indem sie die Internetgebühren für den Betrieb der gespendeten Geräte bezahlen.

(bsc)