Dolmetscher fürs Mediziner-Latein

Ansgar Jonietz (31) übersetzt medizinische Befunde für Patienten im Internet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 1 Min.
Von
  • Joseph Scheppach

TR: Mit dem Online-Service washabich.de übersetzen Sie den Fachjargon medizinischer Befunde in eine für Laien verständliche Sprache, und zwar gratis. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ansgar Jonietz: Als Medizinstudent wurde ich immer wieder gebeten, einen Befund zu erklären. Um Leuten zu helfen, die keinen Mediziner kennen, habe ich mit zwei Kommilitonen 2011 den Übersetzungsservice entwickelt.

Wie ist die Resonanz?

Mittlerweile haben wir ein Team von 1300 Medizinstudenten und Ärzten. Alle arbeiten ehrenamtlich, sie haben inzwischen rund 26000 medizinische Befunde übersetzt. Trotzdem erhalten wir mehr Anfragen, als wir bearbeiten können. Wir mussten eine Warteliste einrichten.

Was muss ein Patient tun, um Ihren Service zu nutzen?

Bei der Anmeldung auf der Website braucht man nur Geschlecht, Geburtsjahr und eine E-Mail-Adresse anzugeben, anschließend kann man den Befund als Text oder Scan einsenden. Die Übersetzung kann passwortgeschützt abgerufen werden.

Wie finanzieren Sie sich?

Jeder Dritte spendet etwas im Nachhinein. Das meiste Geld aber kommt aus Projekten mit Partnern aus dem Gesundheitswesen.

Was für Projekte sind das?

In einem Pilotprojekt mit der Paracelsus-Klinik Bad Ems erhalten Patienten nach ihrer Entlassung neben dem Entlassungsbrief auch einen Patientenbrief in leicht verständlicher Sprache. Das fördert die Therapietreue. Auch schulen wir Mediziner in laienverständlicher Kommunikation. Dieses Konzept wird nun als Wahlfach in Universitäten angeboten. So wollen wir unseren Service überflüssig machen. (bsc)