Geopolitik: Für China geht es nicht nur um Stromversorgung

China baut die längsten und leistungsstärksten Hochspannungsleitungen der Welt – und will mit ihnen ganze Kontinente verbinden.

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Stromtrasse, Hochspannungsmast, Strommast

(Bild: Amprion)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • James Temple
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Im Februar 2018 beginnen chinesische Arbeiter am östlichen Rand der Provinz Anhui, Gittergerüste hoch über dem Ufer des Jangtse-Flusses miteinander zu verbinden. Daraus entsteht ein gewaltiger rot-weißer Strommast. Er ist Teil der weltweit ersten 1,1-Millionen-Volt-Gleichstromleitung. Andernorts kämpfen Netzbetreiber noch damit, über 500.000 Volt zu kommen – und je höher die Spannung, desto geringer die Übertragungsverluste.

Wenn der staatliche Versorger State Grid of China die Leitung plangemäß in diesem Jahr fertigstellt, wird sie Kraftwerke tief im Landesinneren mit den 3200 Kilometer entfernten Städten an der Küste verbinden. Sie kann die Leistung von zwölf großen Kraftwerken übertragen, das entspricht 50 Prozent mehr Strom über eine knapp tausend Kilometer längere Strecke als alles, was jemals gebaut wurde.

Die Leitung wäre auch lang genug, Strom etwa von Peking nach Bangkok zu liefern – was die globalen Ambitionen von State Grid unterstreicht. Es ist wahrscheinlich das größte Unternehmen, von dem Sie noch nie gehört haben. Der Konzern entstand 2002, als die Regierung das bisherige Strommonopol zerschlug. Daraus entstanden neun kleinere Versorger und zwei Netzbetreiber. Diese Entflechtung sollte mehr Wettbewerb schaffen und die ständigen Stromausfälle beenden. Trotzdem war State Grid bei Weitem der größere der beiden resultierenden Netzbetreiber und hat heute mit 90 Prozent Marktanteil fast wieder ein Monopol. Das Unternehmen zählt rund eine Million Mitarbeiter und 1,1 Milliarden Kunden. 2017 machte es 9,5 Milliarden Dollar Gewinn bei einem Umsatz von 350 Milliarden Dollar.

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