KI-gesteuerte Katzenklappe: Die Beute muss draußen bleiben

Die Katzenklappe Flappie fungiert als eine Art Türsteher und verwehrt Stubentigern mit Beute im Maul den Zutritt.

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(Bild: newsony / Shutterstock.com)

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Katzen mögen niedlich und kuschelig sein, sind aber zweifelsohne Raubtiere. Das kann zum Problem für die lokale Artenvielfalt werden – und bei den Besitzern für den einen oder anderen Ekelmoment sorgen. Denn nicht selten werden erbeutete Mäuse, Vögel und Ratten, oder Teile davon, im heimischen Flur oder Wohnzimmer abgelegt beziehungsweise, sofern sie noch leben, weiter gejagt.

Die Zwillinge Oliver und Denis Widler, selber Katzenbesitzer und Gründer eines Start-ups der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, wollen das zuletzt genannte Problem nun gelöst haben. Sie haben eine KI-Katzenklappe namens Flappie entwickelt, die als eine Art Türsteher fungiert und den Minitigern nur Einlass gewährt, wenn diese keine Beute im Maul haben.

Die Klappe ist mit Bewegungsmelder, Infrarotkamera und Infrarotbeleuchtung ausgestattet und wird über einen Algorithmus gesteuert, der ähnlich wie eine Gesichtserkennungssoftware funktioniert. Erkennt die KI eine lebende oder tote Beute im Katzenmaul, wird die Klappe gesperrt.

"Du kommst hier nicht rein": Die entwickelte Katzenklappe öffnet nur, wenn die Beute vor der Tür bleibt.

(Bild: ETH Zürich / Flappie Technologies)

Die Haustiere erfassen den Mechanismus offenbar schon nach wenigen Versuchen. "Wir haben festgestellt, dass Katzen entgegen der landläufigen Meinung erstaunlich intelligent sind und schnell lernen, ihre Beute loszulassen, wenn sie ins Haus wollen", sagt Oliver Widler, der Ingenieur im Team. Die Testgruppe umfasst zurzeit 15 Haushalte mit Katzen, die mit ersten Prototypen der KI-gesteuerten Klappe versorgt wurden.

Die Firmengründer haben die KI auf unterschiedlichste Katzenansichten und Bewegungsmuster trainiert, diese zudem manipuliert, um die Zahl der Trainingsdaten noch zu steigern. "Der erste Schritt war zu erkennen, dass die Katze etwas im Maul hat", berichtet Widler. Informationen zur Art der Beute liefere das System allerdings nicht.

Die KI-Katzenklappe kann mit einer App gekoppelt werden, die dem Besitzer unter anderem Fotos und Videos vom Geschehen vor der Klappe aufs Handy liefert. "Und die Tierhalter können, wenn sie möchten, zu Statistiken beitragen, zum Beispiel dazu, wie viele Tiere welcher Art gefangen werden", so Widler. Wichtig ist dem Erfinder-Duo, dass "die gesamte Berechnung auf der Klappe stattfindet und nicht auf dem Server irgendeines externen Unternehmens. Das sorgt für eine hohe Datensicherheit."

Wie schon heute erhältliche Klappen kann auch Flappie die haushaltseigene Katze an einem Mikrochip erkennen. Über die App lässt sich dann zum Beispiel ein "Tierarztmodus" einstellen. Wenn etwa eine Katze wegen einer Krankheit oder Verletzung nicht nach draußen darf, bleibt die Klappe zu. "Falls nur eine Katze betroffen ist, kann das auch individualisiert werden", sagt der Ingenieur.

Nicht zuletzt sollen die Klappenfunktionen in ein Smart Home System integrierbar sein. Dort könnte zum Beispiel festgelegt werden, dass der Tierarztmodus ausgeschaltet wird, wenn der Brandmelder anschlägt.

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Das Team bereitet jetzt die industrielle Fertigung der KI-Katzenklappe vor. "Zum Beispiel haben wir das Kunststoffgehäuse der Klappe bisher mit einem 3D-Drucker gefertigt. Das ist natürlich nicht skalierbar", so Widler. Deshalb testet das Team gerade, wie gut gängige Spritzgussverfahren für die Produktion taugen. Und es muss noch die für die Elektronik nötigen Zertifizierungen einholen. Ab Herbst 2023 soll die Katzenklappe mit Türsteherfunktion in Serie gehen.

Doch die Brüder Widler sind mit ihrer Idee nicht allein am Markt. Eine ebenfalls intelligente Katzenklappe hat auch das Team von "Pawly" entwickelt. Die Entwickler sind ebenso Absolventen der ETH Zürich. Sie stellten 2021 bereits einen ersten Prototypen vor. Die Realisierung soll über eine Kickstarter-Kampagne erfolgen. Damit stehen also gleich zwei Projekte in den Startlöchern, um den Leidensdruck bei Katzenbesitzern zu mildern. Laut einer internationalen Studie erbeutet eine Katze bis zu 130 Tiere im Jahr. Gut 40 bringt sie mit nach Hause.

(anh)