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Schule, berufliches Wissen, Hobbys: Zehn Apps, die schlauer machen

Manuel Heckel

Zahlreiche Lern-Apps erleichtern es, vom heimischen Schreibtisch aus zu studieren.

(Bild: GoStudent)

Digitales Lernen ist in allen Formen und für nahezu alle denkbaren Themen verfügbar. Tipps für eine lebenslange Lernreise.

Lesenlernen mit Anton, eine digitale Lösung für das Berichtsheft für Auszubildende oder einfach in der Freizeit per Live-Video die eigenen Kunstfertigkeiten ausbauen – die Bandbreite an Apps fürs Lernen und Weiterbilden im Beruflichen wie im Privaten ist groß. Einen Überblick über das Angebot gibt es in dieser Sammlung, geordnet nach den Bereichen Schule, Ausbildung und Studium, Weiterbildung und Hobby.

Niki hilft bei den ersten Englischversuchen, Robin bei "Zahlen und Mengen" – und Luka bei "logischem Denken und Coding". Die bunt gestalteten Spielfiguren, ein bisschen bunter und größer als Playmobilmännchen, kommen mit einer App und einem Tabletstift. Sie schalten jeweils unterschiedliche Lernspiele frei, die von Logopäden und Pädagogen entwickelt wurden. Die Übungen richten sich vor allem an Kinder zwischen vier und acht Jahren. Das Starterset kostet knapp 45 Euro, jede weitere Figur dann etwa 25 Euro. Im Frühjahr schloss das Start-up eine 10,5-Millionen-Euro-Finanzierung ab, kurz danach holte Edurino den dritten Platz beim Wettbewerb "Digital-Start-up des Jahres" des Bundeswirtschaftsministeriums.

Alternativen: Die App "Der Löwe" [2] konzentriert sich auf Lese- und Schreibübungen für kleine Kinder. Bei "Die Maus" [3] führt die orangefarbene Fernsehfigur des Westdeutschen Rundfunks durch Wissenswelten.

Die Portion Spaghetti gehört zum "lunch", der Sonnenuntergang wohl zum "afternoon". In schlichter Optik lenkt die Anton-App Schüler durch kleine Schulaufgaben. Als die Schulen während der Corona-Pandemie geschlossen waren, stiegen die Nutzerzahlen stark an. Auch heute noch finden sich begeisterte Kommentare und gute Bewertungen in den App-Stores von Apple und Google. Nach eigenen Angaben stehen für Schüler aller Klassenstufen, mit Schwerpunkt auf den jüngeren Jahrgängen, über 100.000 Übungen in nahezu allen Fächern digital und kostenlos parat. Bei der Anmeldung können Schüler ihre Bildungsstätte auswählen – und sehen direkt, wie viele andere Nutzerinnen und Nutzer diese Schule bereits als ihre Heimat ausgewählt haben. Für erfolgreich absolvierte Aufgaben gibt es viel Lob ("Brillant, du hast voll abgerockt!") und Sterne, mit denen kleine Spiele freigeschaltet werden können.

Alternativen: StudySmarter [5] bietet zusätzlich die Möglichkeit, eigene Lernmaterialien zu den gewählten Fächern zu erstellen. Simpleclub [6] wirbt damit, dass es von zwei Millionen Schülern pro Monat genutzt wird, bei Sofatutor sollen es 1,2 Millionen Nutzer sein.

Per Videotelefonat zur besseren Note: Für insgesamt 28 Schulfächer vermittelt das Start-up Nachhilfelehrer. Besonders beliebt sind Mathe, Deutsch und Englisch. Der Einzelunterricht zu je 50 Minuten findet virtuell statt, in der App können die Dozenten zum Videocall auch noch digitale Tafeln dazuschalten. Der Anbieter wirbt damit, über 23 000 freiberufliche Lehrende auf der Plattform zu versammeln. Das soll das Finden eines passenden Dozenten erleichtern. Je nach gebuchtem Paket kosten die Nachhilfestunden etwa 30 Euro pro Einheit. Das ist deutlich mehr, als privat gebuchte Lehrer in der Regel kosten, aber in etwa die Summe, die professionelle Nachhilfeinstitute aufrufen. Den deutschen Präsenz-Platzhirsch Studienkreis hat das in Wien gegründete Start-up im vergangenen Jahr übernommen.

Alternativen: Talentify.me [8] verbindet Schüler untereinander, ist in Deutschland aber noch nicht weit verbreitet. Easy-Tutor [9] arbeitet nach demselben Prinzip wie GoStudent.

Wochenberichte, Statistiken über erledigte Aufgaben, Erinnerungen für anstehende Termine: Die "Azubi-App" soll das ungeliebte analoge Berichtsheft von Auszubildenden ersetzen. Die grundsätzliche Nutzung ist kostenlos – die Macher setzen jedoch darauf, dass die Ausbildungsbetriebe für einige Extrafunktionen des Programms zahlen. Das Start-up hat mit einzelnen Gewerken zudem spezielle Lösungen aufgesetzt, etwa mit dem Konditoren-, Fleischer- oder Elektrohandwerk.

Alternativen: Die "Berichtshefts-App" [11], das "Digitale Berichtsheft" [12], oder die "Friseur Berichtsheft App" sind ähnliche Produkte von anderen Softwareherstellern.

Dieser Text stammt aus MIT Technology Review 6/2023

ChatGPT und Co. stellen infrage, inwiefern die klassische Wissensvermittlung im Klassenzimmer noch sinnvoll ist, wenn eine KI in Zukunft nahezu alles Wissen der Welt innerhalb von Sekunden in geforderter Form liefert. Wie kann Schule darauf reagieren? Dieser Frage geht die neue Ausgabe von MIT Technology Review nach. Highlights aus dem Heft:

An vielen Hochschulen existieren Gruppen von Freiwilligen, die populäre Vorlesungen zusammenfassen und die Skripte verkaufen. StudyManiac bietet die digitale Variante – die Pakete bestehen aus Foliensätzen, Mitschriften und Lernvideos. Geht es dem Semester-Ende entgegen, können sich Nutzer in Probeklausuren testen. Die Materialien werden in der Regel von Studierenden vor Ort erstellt, die sich damit etwas dazuverdienen. Preislich liegen die Pakete in der Regel zwischen 10 und 20 Euro pro Modul. Gestartet sind die Gründer in Münster – für Studiengänge an den dortigen Hochschulen liegen bereits einige Skripte bereit. An anderen Unis in Deutschland geht es gerade erst los.

Alternativen: Studydrive [22] bietet eine größere Materialauswahl, allerdings handelt es sich eher um eine Art durchsuchbares Forum. Auch hier werden überwiegend private Mitschriften von Studierenden hochgeladen.

"Man müsste mehr lesen": Aus diesem Gedanken hat Blinkist ein florierendes Geschäft aufgebaut. Das Portal fasst Sachbücher zusammen – und verspricht, die wichtigsten Kernaussagen in 15 bis 25 Minuten langen Audiobeiträgen wiedergeben zu können. Nutzer können aus aktuell über 6.500 Titeln wählen, viele davon stammen aus den Bereichen Selbstoptimierung oder Management. Aber auch die Biografie von Prinz Harry kann man sich anhören. Pro Monat kostet der Zugang zu der Datenbank regulär 13 Euro, im Jahresabo zahlt man die Hälfte. Einige Autoren kritisieren, dass die App das Zitatrecht sehr großzügig auslegt, sodass Menschen nicht mehr die eigentlichen Bücher kaufen. Blinkist wirbt hingegen damit, Nutzer neugierig auf einzelne Titel zu machen und die Leselust insgesamt zu wecken. Im Mai wurde das Berliner Start-up von dem australischen Weiterbildungsanbieter Go1 übernommen.

Alternativen: Readitfor.me [24] ist ein US-Äquivalent zum in Deutschland gegründeten Blinkist – die Buchzusammenfassung wird hier mit Video-Präsentationen ergänzt, im Fokus stehen Texte aus der Wirtschaftswelt.

Unter der Überschrift "Massive Open Online Courses" (MOOC) bereiten Hochschulen und Bildungsanbieter ihre Inhalte digital auf. Häufig geschieht das durch eine Mischung aus Vorlesungsvideos, Zwischentests und eigenen Abschlussprojekten – oft ergänzt durch Chatgruppen mit Dozenten und anderen Teilnehmern. Coursera gilt als einer der größten Anbieter weltweit, offiziell sind hier über 5400 Kurse gelistet. Zu den beliebtesten Angeboten gehören Fortbildungen zu Google-Anwendungen und andere IT-Kurse, es finden sich aber auch Literatur- oder Biologie-Seminare. Aus Deutschland sind beispielsweise die TU München oder das Karlsruhe Institut für Technologie vertreten. Die Spanne reicht von der kostenfreien Mini-Fortbildung bis zum komplett digitalen Bachelor- oder Master-Studium. Die kosten dann bei den Unis aus Großbritannien oder den USA schnell mehrere zehntausend Euro. Bezahlt wird meist entweder pro Modul oder pro erworbenem Bildungs-Credit.

Alternativen: EdX [26] (dort finden sich die Kurse der US-Elite-Uni Harvard) oder Udemy sind alternative Plattformen, auf dem Mooc-Hub [27] sind kostenlose Angebote deutscher Hochschulen gebündelt.

Das Start-up richtet sich im ersten Schritt an Unternehmen, die eine digitale Weiterbildung für ihre Mitarbeiter suchen. Die Nutzer können dann zum einen aus einem breiten Kurskatalog wählen: IT-Berater sprechen über den richtigen Umgang mit Slack oder Microsoft-Tools, Anwälte über die Datenschutzgrundverordnung und ihre Tücken – und Oliver Kahn berichtet von seinem "Way to Success". Zum anderen lassen sich auf der Plattform unternehmensspezifische Kurse produzieren, beispielsweise zum Arbeitsschutz, zu neuen Produkten oder zur IT-Sicherheit. Aus diesem Angebot können die Unternehmen eigene Lernpfade samt Multiple-Choice-Tests zusammenstellen, die Mitarbeiter freiwillig oder zwingend durchlaufen.

Alternativen: Keelearning [29] baut gerade eine ähnliche Plattform für kleine und mittelständische Unternehmen auf. Für einzelne Berufe entstehen eigenständige Portale: Medudy [30] digitalisiert die Pflicht-Fortbildungen für Ärzte, Fobizz [31] bietet Online-Fortbildungen für Lehrkräfte, Twentyoneskills [32] richtet sich an Wissenschaftler und Hochschulpersonal.

Auch die gute alte VHS-Welt ist in der digitalen Zeit angekommen. Auf dem gemeinsamen Portal der gemeinnützigen Weiterbildungseinrichtungen lässt sich nach Kursen suchen, die "nur online" stattfinden. Die Spanne reicht von Rechnungslegung bis Fußmassagen, von Sprachkursen bis Haussanierungs-Workshops. Veranstalter sind Dozierende quer durch die Republik, als Klassenzimmer dient in der Regel ein Zoom-Raum.

Alternativen: Die Plattform Edukatico [34] bündelt Digital-Kurse aus allen möglichen Anwendungsbereichen, etwa in den Bereichen Sport ("Klettern mit 360°-Videos") oder Freizeit ("Zaubertricks vom Profi lernen").

Heute Pflanzenbilder, morgen der Stil von Banksy, übermorgen Spachteltechnik: Wer am liebsten in den eigenen vier Wänden seine Kunstfertigkeiten ausbauen will, kann an Live-Online-Malkursen teilnehmen. Die Instruktionen kommen via Live-Video, das benötigte Material kann man sich – gegen Zusatzkosten – zuvor nach Hause schicken lassen. Entstanden sind diese Digital-Sessions während der Corona-Pandemie, angeboten und gebucht werden sie bis heute.

Alternativen: The Floox [36] bietet Mal- und Schmuckkurse an, die zeitunabhängig absolviert werden können. Der Zugangscode zum Video-Kurs sowie Pinsel, Farben und Papier kommen per Post.

(grh [37])


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[1] https://www.edurino.com/
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[4] https://anton.app/de/
[5] https://www.studysmarter.de/
[6] https://simpleclub.com/
[7] https://www.gostudent.org/
[8] https://www.talentify.me/de-de
[9] https://www.easy-tutor.eu/
[10] https://zubido.de/
[11] https://www.berichtsheftapp.de/
[12] https://digitales-berichtsheft.com/
[13] https://www.heise.de/hintergrund/Neuling-in-der-Klasse-ChatGPT-und-Co-kommen-in-die-Schule-9237002.html
[14] https://www.heise.de/hintergrund/Wohlfuehl-Kontrolle-Wie-Apps-die-Stimmungslage-von-Schuelern-kontrollieren-9237010.html
[15] https://www.heise.de/hintergrund/Buch-oder-Bildschirm-Welchen-Einfluss-das-Medium-auf-das-Lesenlernen-hat-9282234.html
[16] https://www.heise.de/hintergrund/Wie-Gebaeude-aus-dem-Baukasten-die-Modernisierung-bringen-sollen-9284737.html
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[21] https://studymaniac.de/
[22] https://www.studydrive.net/de
[23] https://www.blinkist.com/
[24] https://readitfor.me/
[25] https://www.coursera.org/
[26] https://www.edx.org/
[27] https://moochub.org/
[28] https://masterplan.com/
[29] https://keelearning.de/
[30] https://www.medudy.com/
[31] https://fobizz.com/
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