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Suzuki GSX-S 1000: Suzuki verleiht Flügel

Ingo Gach
Suzuki GSX-S 1000

An seiner Großen Nackten ändert Suzuki seit 2015 nur das Nötigste. Das genügt allerdings auch.

(Bild: Suzuki)

Ob die Winglets wirklich nötig sind, sei dahingestellt. Für 2021 bekommt das Naked Bike Euro-5 und Assistenzsysteme, ist allerdings erst Ende Juni erhältlich.

Suzuki hat sein großes Naked Bike für den neuen Jahrgang renoviert. Die GSX-S 1000 zeigt jetzt ein neues Design mit Winglets, einen auf Euro-5-Norm gebrachten Motor und mehr elektronische Funktionen.

Suzuki tut sich in letzter Zeit schwer, wirklich neue Modelle auf den Markt zu bringen. Auch die jetzt vorgestellte GSX-S 1000 ist die Überarbeitung eines altbekannten Motorrads. Immerhin hat sich die Design-Abteilung bemüht, dem großen Naked Bike einen neuen Look zu verpassen. Markant sind die seitlichen Winglets, wie sie durch die MotoGP populär geworden sind. Sie sollen bei hohen Geschwindigkeiten mehr Abtrieb bringen. Ihre Notwendigkeit an dem Streetfighter ist zumindest fraglich, da die alte GSX-S 1000 auch bei Topspeed 240 km/h keinerlei Anzeichen zum Abheben zeigte.

Die GSX-S 1000 bekommt statt des Einzelscheinwerfers nun zwei übereinander. Eingerahmt sind die beiden sehr niedrig positionierten LED-Lampen von knapp geschnittenen Blenden. Der Instrumentenkasten aus schwarzem Kunststoff steht dadurch frei darüber. Ob das schöner ist als bisher, liegt im Auge des Betrachters. Neu ist die Idee jedenfalls nicht, bereits 2007 zeigte die KTM 690 Duke III eine sehr ähnliche Front mit übereinander liegenden Doppelscheinwerfern, nur dass die Österreicherin darüber noch einen kleinen Windschild gestülpt hatten, der die Unterseite der Instrumente dezent verhüllte. KTM-Designer Gerald Kiska wird es sicher freuen, dass seine Entwürfe offensichtlich immer noch auf Begeisterung stoßen.

Suzuki GSX-S 1000 I (0 Bilder) [1]

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Die seitlichen Tank- und Kühler-Cover sind nun flächiger und wirken nicht mehr ganz so zerklüftet. Der Bugspoiler verhüllt die Auspuffkrümmer nicht mehr und ist zu einem Motorschutz geschrumpft. Auch der vordere Kotflügel, das schlankere Heck und die Sitzbank zeigen sich neu geformt. Der Tank wuchs um zwei auf 19 Liter Volumen und geriet etwas kantiger. Insgesamt betonen die Designer noch mehr die aggressiven, steil nach vorne/unten gerichteten Linien, um das Streetfighter-Image zu unterstreichen. Im Cockpit kommt erstaunlicherweise kein moderner TFT-Bildschirm zum Einsatz, wie es eigentlich mittlerweile klassenüblich ist, sondern ein LC-Display. Das ist zwar relativ groß geraten, aber auch mit Informationen überfrachtet, deren Symbole teilweise winzig ausfallen. In allen Lichtquellen setzt Suzuki bei der GSX-S nun Leuchtdioden ein.

Für 2021 musste Suzuki den Motor der Euro-5-Norm [3] anpassen. Der Reihenvierzylindermotor stammt ursprünglich aus dem Superbike GSX-R 1000 von 2005, die es unter Suzuki-Fans als "K5" (damals mit 178 PS und 118 Nm) zu einem legendären Ruf gebracht hat, weil sie als sehr schnell und ausgewogen galt. Für das 2015 erschienene Naked Bike GSX-S 1000 (Test) [4] reduzierten die Ingenieure die Höchstleistung dieses Motors zugunsten eines besseren Durchzugs auf 150 PS, im Euro-5-Motor sind es jetzt sogar zwei PS mehr, die bei 11.000/min anliegen.

Beim maximalen Drehmoment ging es hingegen um zwei Nm auf 106 runter, aber dafür liegen die schon 250/min früher an. Die Entwickler legen Wert darauf, den Verlauf der Leistungskurve geglättet zu haben und behaupten, dass die neue GSX-S 1000 beim 400-Meter-Sprint um eine Zehntelsekunde schneller beschleunigt. Es bleibt abzuwarten, ob ein Fahrer einen Unterschied zur alten Abstimmung bemerkt. Der Motor hatte sich stets als kräftig und zuverlässig erwiesen, lediglich Lastwechselreaktionen und dezente Vibrationen nervten manchmal.

Auch wenn die neue Auspuffanlage auf den ersten Blick unverändert wirkt, ist sie komplett neu entwickelt. Hinter dem Sammler sitzen nun zwei Katalysatoren. Gleichzeitig erhielt die GSX-S 1000 nun elektronisch gesteuerte Drosselklappen, einen neu geformten Luftfilterkasten und geänderte Steuerzeiten. Bei den elektronischen Assistenzsystemen legte Suzuki nach und spendierte drei Fahrmodi, eine fünfstufige Schlupfregelung, die auch deaktiviert werden kann und einen in beide Richtungen funktionierenden Quickshifter, der das Schalten ohne Betätigung des Kupplungshebels ermöglicht. Ein Kurven-ABS wird aber leider nicht montiert.

Suzuki GSX-S 1000 II (7 Bilder) [5]

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Im Cockpit kein TFT-Bildschirm, wie eigentlich mittlerweile klassenüblich, sondern ein LC-Display. Das ist zwar relativ groß, aber mit Informationen überfrachtet, deren Symbole teilweise winzig ausfallen.

Den stabilen Aluminiumrahmen, die Schwinge und das Fahrwerk der GSX-S 1000 hat Suzuki unverändert übernommen, auch die Felgen und die Brembo-Vierkolbenbremsen am Vorderrad sind noch dieselben wie letztes Jahr. An den Fahrwerksdaten hat sich ebenfalls nichts geändert, lediglich das Leergewicht erhöhte sich leicht auf 214 Kilogramm, unter anderem wegen des etwas größeren Tanks. Natürlich gibt es neue Farben für den Jahrgang 2021: Metallic Triton Blue, Glass Mat Mechanical Grey und Glass Sparkle Black.

Suzuki verlangt für die neue GSX-S 1000 12.900 Euro, das sind rund 500 Euro mehr als für den vorherigen Jahrgang. Im Anbetracht des kräftigen und bewährten Motors sowie der verbesserten Elektronikausstattung ist das aber immer noch ein faires Angebot. Leider bringt Suzuki das große Naked Bike erst Ende Juni und damit sehr spät in der Saison nach Deutschland.

(fpi [7])


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