Der Super Mario Bros. Film: Super mittelmäßig

Der neue Super-Mario-Film ist gut gemacht und ein Spaß für Kinder und Super-Fans. Mehr sollte man aber nicht erwarten.

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Schön anzusehen ist der neue Mario-Film, viel Neues gibt es allerdings nicht zu entdecken

(Bild: Illumination / Universal Pictures)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel
Inhaltsverzeichnis

Der Super Mario Bros. Film von 1993 ist ein legendäres Desaster der Film-Geschichte. Wer einmal Dennis Hopper mit Gel-Stachelfrisur als Mischung aus Bowser und Donald Trump im Kreise seiner Schrumpfkopf-Koopas gesehen hat, vergisst diesen Film nie. Egal, wie sehr man sich das wünscht. Mit "Der Super Mario Bros. Film" versucht Nintendo schon allein vom Namen nach diese erste filmische Umsetzung des wohl bekanntesten Videospiel-Franchises der Welt komplett zu negieren. Und wer könnte das dem japanischen Entwicklerstudio angesichts dieses historischen Flops auch übel nehmen? Schauen wir also, ob der zweite – Entschuldigung, ich meine natürlich der – Super Mario Bros. Film mehr taugt.

Hinweis: Diese Rezension enthält Spoiler zum Super Mario Bros. Film. Soweit es überhaupt möglich ist, die Geschichte um Mario und Peach (die sich seit 1985 fast kontinuierlich ohne viele Änderungen wiederholt) zu spoilern.

Im Gegensatz zum historischen Liveaction-Original ist der neue Super Mario Bros. ein Animationsfilm von Illumination Paris, dem Studio, das vor allem für die Despicable-Me-Reihe und die nervigen (oder unheimlich lustigen, je nachdem wen man fragt) Minions bekannt ist. Die Animationen sind dementsprechend auch auf gewohntem Niveau und obwohl Teile des Films in New York spielen, werden die menschlichen Einwohner dort ungefähr so realistisch abgebildet wie die Einwohner des Pilzreiches. Optisch wirkt der Film von vorne bis hinten knuffig und viel mehr wie ein Videospiel als zum Beispiel die Sonic-Verfilmung von vor ein paar Jahren.

Mario, Luigi, Prinzession Peach, Bowser, Donkey Kong, die Koopas und Pilzköpfe – dieser Film hat alle Figuren, die man erwarten würde und deckt fast die gesamte über 40-jährige Spanne der Mario-Spielereihe ab. Wir besuchen das Pilzkönigreich, Donkey Kongs Dschungel-Reich, Bowsers fliegende Festung, das Land der Knochentrocken und erleben ein Kart-Rennen auf der legendären Rainbow-Road. Nintendo hat dafür tief in der Geschichte des Mario-Franchises gekramt und sich unter anderem vom japanischen Animationsfilm "Super Mario Bros.: Peach-Hime Kyushutsu Dai Sakusen!" (Die große Mission zur Rettung von Prinzessin Peach) von 1986 inspirieren lassen. Hierher kommt die Szene, in der Mario in New York auf seinem NES daddelt und auch die Idee Bowsers, Prinzessin Peach gegen ihren Willen ehelichen zu wollen.

Da sich die Drehbuchschreiber an allen erdenklichen Epochen der Mario-Geschichte bedienen, hat der Film sowohl bei alternden Redakteuren, die mit Mario auf dem SNES und N64 aufgewachsen sind, als auch bei der heutigen Jugend, die Mario vor allem aus Super Mario Galaxy und Odyssey kennt, Wiedererkennungswert. Er ist vollgestopft mit visuellen und akustischen Anspielungen an vergangene Mario-Abenteuer, dieser Aspekt des Films ist mit viel Können und einer gehörigen Portion Panaché ausgeführt. Kleine Anspielungen wie die beiden Schlosswachen, die Mario scherzweise erklären, die Prinzessin sei in einem anderen Schloss, brachten uns durchaus das eine oder andere Mal zum Schmunzeln.

Gut gemacht ist auch der Soundtrack des Films. An zwei Stellen sollen Liedzitate direkt aus den '80ern offensichtlich das ältere Publikum mitnehmen. Das klappt zum größten Teil auch. Den Rest der Filmmusik bestreiten hauptsächlich orchestral inszeniert Versionen bekannter Melodien aus diversen Mario-Spielen, die gelungen umgesetzt sind und sich nahtlos in den Look der animierten Szenen einfügen.

Ein Manko der deutschen Version ist ganz klar die Synchronisation. Wir hätten schon gerne Chris Pratt als Mario und Anya Taylor-Joy als Peach gehört. Und vor allem vermissen wir Jack Black als Bowser, der im Film in einer Schlüsselszene alleine am Klavier singt. Die deutsche Synchronisation dieses Gesangs ist leider nur schwer zu ertragen. Die Übersetzung der Dialoge ist weitestgehend in Ordnung, was heutzutage schließlich auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist, aber die Sprecher sind leider nicht auf dem selben Level wie das, was Hollywood an Stimmtalenten zu bieten hat.

Die Kinder, die mit uns zusammen diesen Film gesehen haben, waren durchweg begeistert. Wer Kinder hat, die Mario-Spiele mögen (wobei es sich wahrscheinlich um so gut wie alle Kinder handelt), kann mit diesem Film eigentlich nichts falsch machen. Allerdings sollte man nicht so weit gehen, das Ganze als "Spaß für die ganze Familie" zu bezeichnen. Erwachsene, selbst wenn sie wie ich früher tausende Stunden Mario-Spiele gespielt haben, werden sich in diesem Film doch eher langweilen. Man muss schon Mario-Superfan sein, um hier auf seine Kosten zu kommen.

Man sollte von diesem Film nichts Bahnbrechendes erwarten. Der Plot ist nach über vierzig Jahren Super-Mario-Spielen so ausgelutscht, wie es überhaupt nur geht. Dieser Film fühlt sich an wie eine animierte Vergnügungspark-Tour durch die Geschichte des Mario-Spiels. Das Ganze ist sehr detailverliebt ausgeführt und schön anzusehen, aber es ist auch vorhersehbar und bietet – vielleicht bis auf das nihilistisch-suizidale Lumalee in Bowsers Kerker– nichts Neues. Wer Vergnügungsparks mag, den wird dieser Film wohl auch erfreuen. Alle anderen sollten sich einen starken Kaffee mit ins Kino nehmen. Man kann sich diesen Film hervorragend mit seinen Kindern ansehen. Als Erwachsener muss man Mario aber schon wirklich sehr stark mögen, um dafür sein Haus verlassen zu wollen.

Trotzdem diese Super Mario Bros. eindeutig massentauglicher sind als der Versuch von 1993. Ob diese Version ein besserer Film ist, bleibt fraglich. Das Desaster von 1993 ist schließlich vor allem deswegen ein Desaster, weil die Macher damals etwas Neues versucht haben. Sie versuchten sich an Kunst. Sie versuchten, aus dem alten Super Mario mehr als ein paar sehr festgetretene Videospiele-Klischees herauszuholen. Das scheiterte. Aber immerhin war der Versuch da. Der aktuelle Super Mario Bros. Film hingegen ergibt sich in Klischees und ertränkt den Zuschauer geradezu darin. Man hat das Gefühl, Nintendo und Mario-Erfinder Miyamoto, der als Produzent beteiligt war, wollten vor allem auf Nummer Sicher gehen.

Das Progressivste in diesem Film ist eine Peach, die einen eigenen Willen, eine deutliche Motivation und sogar recht beeindruckende Fähigkeiten hat. Aber auch das ist im Rahmen der Mario-Videospiel-Reihe nicht neu. Und es reicht nicht, um den Film zu einer Überraschung werden zu lassen. Der Super Mario Bros. Film ist liebevoll animiert, optisch und musikalisch schön umgesetzt und hier und da mittelmäßig witzig. Aber das ist es dann auch. Er hat keine genialen Momente, herausragende Weisheiten oder erstklassigen Humor parat. Und kann auch in Sachen Animationstechnik nichts wirklich Bahnbrechendes präsentieren. Man kann sich diesen Film anschauen, hat aber auch nichts Großartiges verpasst, wenn man das nicht tut.

Der Super Mario Bros. Film ist seit dem 5. April 2023 in den deutschen Kinos. Die Spielzeit beträgt 92 Minuten.

(fab)