Google verbindet Assistent und Bard – und das Chaos beginnt

Ein gut funktionierender KI-Assistent ist wünschenswert. Aber Google startet schon wieder ein Produkte-Verwirrspiel.

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(Bild: Google)

Lesezeit: 4 Min.

Google hat auf der hauseigenen Veranstaltung "Made by Google" den "Assistent with Bard" vorgestellt. "Ein Schritt in die Richtung eines persönlicheren Assistenten", heißt es. Ich hätte gerne einen coolen persönlichen Assistenten. Das Problem: Es geht in Google-Manier schon wieder los, dass ich nicht weiß, warum es in dieser Vielfalt Bard braucht, den Chatbot, der seit kurzem per Erweiterung auf meine anderen Google-Dienste zugreifen kann, "Assistent with Bard", der dann inwiefern anders assistiert und irgendwann auch noch eine Search Generative Experience (SGE), wie sich die zukünftige Suche nennt, in der KI und ein Chatbot eingebaut sein werden, die irgendwie Bard entsprechen, aber dann doch nicht.

Ein Kommentar von Eva-Maria Weiß

Eva-Maria Weiß hat an der Universität Wien Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienpsychologie studiert und arbeitet seither als Journalistin.

Mich erinnert das leider brutal an die Kommunikationstools, die am Ende fast alle krachen gegangen sind: Von Allo bis Duo und Hangouts über Meet, zu viele Namen, zu viel nicht nachvollziehbares same same but different. Immerhin heißt Bard noch Bard und bekommt nur den Assistent dran gehängt – oder andersrum. Dennoch erscheint es mir tendenziell überflüssig, ein namentlich neues Produkt auf den Markt zu bringen. "Assistant with Bard" kann laut Blogbeitrag all das, was der Assistant eh schon konnte und das, was Bard schon konnte. Man erreicht ihn per Sprache, Text oder über Bilder – das ist der coole Teil. Er wird allerdings nur für Android und iOS verfügbar sein.

"Wir denken, dass Ihr digitaler Assistent es noch einfacher machen sollte, die großen und kleinen Gegenstände auf Ihrer To-do-Liste zu verwalten – wie die Planung Ihrer nächsten Reise, das Finden von Details in Ihrem Posteingang, das Erstellen einer Lebensmittelliste für Ihren Wochenendurlaub oder das Senden eines Textes." Damit beschreibt Google im Blogbeitrag, was die Vorzüge des "Assistant with Bard" sind.

Im Vergleich dazu heißt es bei den erst kürzlich angekündigten Erweiterungen für Bard: "Wenn Ihr zum Beispiel eine Gruppenreise zum Grand Canyon plant, könnt ihr Bard jetzt bitten, die passenden Termine für alle aus Gmail herauszusuchen, Flug- und Hotelinformationen in Echtzeit abzurufen, Google Maps-Wegbeschreibungen zum Flughafen anzuzeigen und sogar YouTube-Videos mit Aktivitäten vor Ort vorzuschlagen – und das alles in einer einzigen Unterhaltung."

Die KI-Suche SGE, die bisher nur als Experiment über Googles Search Labs zu erreichen ist, bewirbt Google mit folgendem Use-Case: "Nehmen wir eine Frage wie 'was für eine Familie mit Kindern unter 3 Jahren und einem Hund besser ist, der Bryce Canyon oder Arches?'." Dank KI kann die Suche diese Informationen freilich viel besser als je zuvor auf den Punkt bringen. Als ob unser einziges Problem sei, Reisen zu planen. Und keine Sorge, auch Microsoft hat dieses Beispiel schon bemüht, als es um den Copilot ging und auch ChatGPT kommt nicht ohne Reiseplanung aus.

Tatsächlich kann die Reiseplanung dank KI erleichtert werden. Auch die wohl bald einziehende Personalisierungsfunktion halte ich für sinnvoll. Die Vorstellung, einen Assistenten auf dem Handy zu haben, der mir auf Zuruf komplexe Fragen beantwortet, ist toll. Problematisch ist die Verwirrung, die entsteht, weil man denkt, es handele sich um wirklich verschiedene Produkte. Dabei könnte man es getrost als Funktionen von Bard bezeichnen. Oder als Funktionen vom Google Assistent.

Bard kann jetzt alle Aufgaben, die bisher der Assistant auch konnte. Punkt. Oh Moment, der Satz würde lauten: Google hat angekündigt, dass Bard bald in einer Experiment-Version alle Aufgaben übernehmen kann, die bisher der Assistent kann. "Assistent with Bard" wird es zunächst nur für wenige Tester geben. Aber lassen wir das mit dieser Beta-Seuche, die aktuell vermehrt grassiert.

(emw)