Alternative Bahnkonzepte: Draisy fährt als leichter Triebwagen auf Nebenstrecken

Ein besonders leichtes und günstiges Schienenfahrzeug soll es erleichtern, stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren.

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(Bild: SNCF)

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Für viele Nebenstrecken sind herkömmliche Züge überdimensioniert. Eine kleinere, leichtere und preiswertere Alternative soll "Draisy" bieten. Dabei handelt es sich um einen batteriebetriebenen Schienenbus mit 30 Sitz- und 50 Stehplätzen. Mit 22 Tonnen und 13 Metern Länge ist Draisy nur ein Drittel so groß wie konventionelle Triebwagen.

Durch die geringe Achslast und die beiden lenkbaren Achsen stellt Draisy keine so hohen Anforderungen an das Gleis, sodass sich stillgelegte Strecken leichter reaktivieren lassen. Zudem verschleißen die Schienen weniger. Dazu tragen auch bordeigene Sensoren bei, die laufend den Zustand des Gleises erfassen und rechtzeitig melden, wenn Reparaturen fällig sind. Die Antriebstechnik stammt zum Teil aus der Großserienproduktion für Busse oder Lkw. Insgesamt sollen dadurch die Betriebs- und Wartungskosten um rund 60 Prozent unter herkömmlichen Lösungen liegen.

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h, die Reichweite gibt der Hersteller Lohr mit 100 Kilometern an. An Haltestellen sollen Pufferspeicher aus gebrauchten Batterien installiert werden, die eine Schnellladung auch ohne Ausbau des Stromnetzes ermöglichen.

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Entwickelt wird Draisy von einem Konsortium unter Leitung der französischen Bahngesellschaft SNCF. 2026 soll Draisy im Elsass eingesetzt werden. Dort gibt es viele stillgelegte Bahnstrecken. In ganz Frankreich sieht Lohr ein Potenzial von etwa 9.000 Streckenkilometern für eine "Feinverteilung" des Personenverkehrs.

Auch im benachbarten Baden-Württemberg gäbe es Bedarf. Der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kann sich laut SWR beispielsweise vorstellen, die stillgelegte, knapp vier Kilometer lange Stichstrecke zum Kloster Maulbronn wiederzubeleben.

Der Verkehrsaktivist und Bahn-Blogger Jon Worth hält den Ansatz – rein technisch betrachtet – für sinnvoll. Aber er ist skeptisch, ob das reicht, lange vernachlässigte Strecken wiederzubeleben. "Wenn auf einer Nebenstrecke kein Passagierverkehr stattfindet, besteht in Frankreich eine 99-prozentige Chance, dass die Trasse in einem furchtbaren Zustand ist – mit Höchstgeschwindigkeiten um 30 km/h. Das bedeutet: Die Züge wären langsamer als Busse."

Mögliche Strecken für Draisy in Frankreich (4 Bilder)

Laut dem Verkehrsaktivisten und Bahn-Blogger Jon Worth könnte die Strecke Nuits-sous-Ravières - Châtillon-sur-Seine in der französischen Region Bourgogne-Franche-Comté, die im Osten an die Schweiz grenzt, für den Einsatz der Draisy in Frage kommen.
(Bild: Jon Worth)

(grh)