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Amateur-Fotostudio: Paint Shop Pro X2 Kommentare

André Kramer

Mit wenigen Klicks erreicht Paint Shop Pro bei der Fotoretusche ansehnliche, wenn auch nicht spektakuläre Ergebnisse. Mit Version X2 wandelt es sich weiter vom Werkzeug für Semi-Profis zum Foto-Tool für Privatanwender.

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Corels Paint Shop Pro Photo [1] kann eine Menge, das wird auf den ersten Blick deutlich. Um die Fülle der Funktionen ausschöpfen zu können, leistet das Lernstudio am linken Bildrand unerfahrenen Nutzern wichtige Dienste. Einige Filter zaubern ungewöhnliche Resultate auf den Bildschirm wie beispielsweise der kaleidoskopartige Effekt „nahtlose Kacheln“. Ebenen-Modi, Masken und Anpassungsebenen stellen auch anspruchsvolle Nutzer zufrieden.

Seit Version X2 erstellt das Programm HDR-Bilder aus mehreren Fotos. Es leistet gute Dienste, wenn auf zwei Varianten eines Motivs in einem Fall der Himmel überbelichtet, in einem anderen die Schatten abgesoffen sind. Für die künstlerische HDR-Gestaltung bieten die zwei Regler für Helligkeit und Sättigung zu wenige Eingriffsmöglichkeiten.

Das Make-up-Werkzeug bekommt zu virtueller Zahnbürste und Sonnenbräune nun Augentropfen hinzu, um rote Ränder im Weißen des Auges zu entfernen. Das Werkzeug zum Stauchen und Strecken soll Personen schlanker erscheinen lassen, macht das Gleiche aber auch mit der Stehlampe im Hintergrund. Für anspruchsvolle Ergebnisse mit unverzerrter Umgebung muss man dann doch etwas mehr Schweiß investieren.

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Flut von Funktionen: Paint Shop Pro

Ein Lob verdient die Schwarzweiß-Umsetzung (siehe Abbildung), bei der in anderen Programmen der Kanalmixer zum Einsatz kommt. Der Nutzer muss dabei beachten, dass sich die Anteile der einzelnen Farbkanäle zu insgesamt 100 Prozent addieren. Diesen Umstand setzt Paint Shop Pro mit einem intuitiven Modell um: Ein Farbkreis dient zur Simulation eines Farbfilters. Das Programm errechnet aus der ausgewählten Farbe automatisch die Rot-, Grün- und Blauanteile und zeigt sie als Prozentangaben an.

Sollte man sich mit Schwarzweiß-Umsetzung nicht auskennen, schlägt Paint Shop Pro einen passenden Farbwert vor. Zur schnellen Korrektur von JPEG-Fotos bewährt sich das Express Studio: Mit wenigen Klicks sind Bilder beschnitten, Helligkeit und Kontrast ausgeglichen und rote Augen korrigiert. Nach dem Abspeichern als Kopie oder Überschreiben des Originals geht das Programm zum nächsten Bild über. Das erspart zeitraubendes Schließen und Öffnen.

Die Entwickler haben ein paar spektakuläre Knöpfe eingebaut, der Unterbau bleibt aber wie er war. So importiert das Programm zwar Raw-Dateien, bietet dabei aber keinerlei Kontrolle über Farb- und Belichtungswerte. Auch nach dem Import lässt sich das Potenzial von Raw-Fotos nicht voll ausschöpfen. Weder das Express Studio noch die meisten anderen Funktionen arbeiten mit 16 Bit pro Farbkanal. Immerhin lassen sich einige der wichtigsten Farb- und Helligkeitskorrekturen mit 16 Bit Farbtiefe ausführen. Außerdem warnt das Programm pflichtgemäß, wenn eine Funktion die Farbtiefe der Datei nicht verarbeiten kann. So eignet es sich aber weitgehend nur für JPEG-Bilder.

Grundsätzlich bietet Paint Shop Pro alle Funktionen, die man von einer Bildbearbeitung erwartet. Dass das Programm nicht im Zeitalter der Raw-Fotografie ankommt, ist allerdings ein Manko, wegen dem man den Zusatz „Photo“ am liebsten aus dem Namen streichen möchte. Paint Shop Pro war einmal eine Anwendung für Semi-Profis. Schade eigentlich, dass man es jetzt nur noch JPEG-Fotografen empfehlen kann.

Bildbearbeitung
Hersteller: Corel [2]
Systemanforderungen: Windows XP (SP2) oder Vista
Preis: 90 €, Upgrade 60 €

(akr [3])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-226772

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.corel.com/servlet/Satellite/de/de/Product/1184951547051
[2] http://www.corel.de
[3] mailto:akr@ct.de