Anklagen wegen Milliardenbetrug mit Krypto-Pyramide Hyperfund

1,89 Milliarden Dollar haben Opfer in Hyperfund und Hyperverse eingezahlt.​ Die zugeteilten Kryptowährungen sind wertlos.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Brennende Geldscheine

(Bild: photoschmidt/Shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 4 Min.

Der Hyperfund ist nun in den USA mehrfach gerichtsanhängig. 1,89 Milliarden US-Dollar sollen Anleger in das Schneeballsystem mit der Kryptowährung Hyper Units eingezahlt haben. Geschäftsmodell gab es sonst keines. Während der Hyperfund-Manager frei erfunden und bloß ein unterbeschäftigter Schauspieler war, standen hinter der Abzocke echte Menschen. "Das Einzige, wo sie geschürft haben, war in den Taschen der Anleger", sagt die US-Kapitalmarktbehörde SEC (Securities Exchange Commission).

Sie hat die als Bitcoin Beautee bekannte Hyperfund-Werbefrau Brenda Indah Chunga sowie den Hyperfund-Mitgründer Sam Lee (Xue Samuel Lee) zivilrechtlich verklagt. Die Vorwürfe lauten auf illegalen Vertrieb von Securities (etwa: Wertpapiere) sowie kapitalmarktrechtlichen Betrug.

Lee alleine muss sich außerdem einem Strafprozess stellen, in dem ihm Verschwörung zu Wertpapierbetrug sowie Verschwörung zu Betrug unter Verwendung von Telekommunikation vorgeworfen wird. In einem weiteren Strafverfahren ist der als Bitcoin Rodney bekannte Rodney Burton angeklagt. Auch er verhökerte Hyperfund-"Investments" ohne entsprechende Lizenz, weshalb ihm Betrieb sowie Verschwörung zum Betrieb eines unlizenzierten Geldtransaktionsdienstes vorgeworfen wird. Für die beiden Männer gilt die Unschuldsvermutung.

Update

In der Vergangenheit hat Lee in Abrede gestellt, Hyperfund gegründet zu haben. Die gute Nachricht für ihn ist, dass sein Wohnort Dubai den Ruf hat, ein sicherer Hafen für Kryptowährungsbetreiber zu sein. Die schlechte Nachricht ist, dass die als seine Komplizin unter den selben Vorwürfen separat angeklagte Chunga mit den US-Behörden zu kooperieren scheint. Sie hat sowohl die Klagevorwürfe der SEC anerkannt, als auch ein Geständnis im Strafverfahren abgelegt. Ihre Strafen und das Ausmaß der Abschöpfung ihrer Bereicherung muss das Bundesbezirksgericht erst festlegen.

Hyperfund vertrieb ab Mitte 2020 kostenpflichtige Mitgliedschaften und Abonnements, für deren Bezahlung Opfer Einheiten einer eigenen Kryptowährung erhielten. Der Vertrieb lief über Multi-Level-Marketing. Die Rede war vom dezentralen Finanzplatz der Zukunft mit Kryptowährungen mit 0,5 bis ein Prozent Rendite täglich. "The biggest wealth transfer ever", versprach Bitcoin Beautee im Februar 2021. "A unique once in a lifetime opportunity" ihre Powerpoint-Präsentation.

Das Geld sollte mit großen Kryptowährungs-Schürfanlagen erwirtschaftet werden, die es aber nicht gab. Ab 2021 warnten Finanzaufsichtsbehörden in mehreren Ländern vor Hyperfund wegen Verdachts eines Pyramidenspiels. Daraufhin erfolgte ein Rebranding zu Hyperverse, mit neuer Kryptowährung HVT und neuem CEO Steven Reece Lewis – den es ebenfalls nicht gab. Ein Brite, der online als Reece Lewis auftrat, gibt an, lediglich als ahnungsloser Schauspieler das Krypto-Schneeballsystem Hyperverse beworben zu haben.

Alles war hyper: Hyperfund, Hyperverse, Hypernation, Hypertech, Hypercapital, HyperDAO, Hyperpass, Hypermall, Hypercash, Hypermining, Hyper Units und selbstredend die Hypercommunity. Auf die Kryptowährungsversprechen kam oben drauf Gerede von einem "eigenen Metaverse" mit NFTs (non fungible tokens) – richtig, auch das Hyperverse war eine Luftblase. Dennoch heuerten Prominente wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Schauspieler Chuck Norris und Bassstimme Lance Bass für Werbevideos an. Details sollten 2022 folgen, doch in dem Jahr brach das Gebilde zusammen. Seither gibt es keine Auszahlungen mehr, die Hyper-Währungen HU und HVT sind wertlos.

Nach dem Auszahlungsstopp bei Hyperverse tauchten Folgeangebote auf. Das Projekt werde in ein neues Gebilde überführt, bisherige Investoren könnten durch zusätzliche Einzahlungen ihr bisherigen Investitionen übertragen lassen und dann aber wirklich reich werden.

Bitcoin Rodney vertrieb Hyper Units mit besonderem Geschick und drei Prozent Aufschlag für seine "Beratungsleistung". Zwischendurch musste er seine Opfer sogar um Geduld bitten, weil er mit der Verbuchung der ihm zugeschickten Schecks nicht mehr nachkam.

In einem Interview beschreibt er sich als "Durchschnittstyp, der versucht, überdurchschnittliche Entscheidungen zu treffen, um vielen Leuten dabei zu helfen, die Wohlstandslücke zu schließen." Selbst stellte er sich als unglaublich erfolgreich und stinkreich dar, "weil ich genau weiß, worauf ich (bei Kryptowährungen) schauen muss." Sogar Geld für mit eigenem Logo versehene Sportwagen und Strampelanzüge hatte Bitcoin Rodney. Und natürlich seine eigene Hymne:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Strafverfahren USA v Sam Lee ist am US-Bundesbezirksgericht für Maryland unter dem Az. 24-cr-00021 anhängig. Ebenda läuft auch das Strafverfahren USA v Brenda Chunga aka Bitcoin Beautee (24-vr-00001). Am selben Gericht läuft zudem der Zivilprozess SEC v Xue Samuel Lee et Brenda Indah Chunga unter dem Az. 24-cv-00296. Die Anklage USA v Rodney Burton aka Bitcoin Rodney wurde ebenfalls bei diesem Gericht eingebracht (23-mj-03185), inzwischen aber an das Bundesbezirksgericht für das südliche Florida übertragen (24-mj-02002).

(ds)