Apples Programmiersprache Swift: Neue Teamstruktur und Chris Lattners Abschied

Eine eigene Arbeitsgruppe soll die Weiterentwicklung der Sprachfeatures steuern. Derweil erklärt Chris Lattner, warum er sich aus dem Team zurückgezogen hat.

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(Bild: Paweł Kuźniar (unter der GFDL)))

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Der Leiter des Swift-Kernteams Ted Kremenek hat Pläne für die Umstrukturierung der Projektleitung vorgestellt. Das Team möchte in den kommenden Wochen eine Language Workgroup einrichten, die sich um die Weiterentwicklung der Sprache kümmert. Das Kernteam soll auf die Weise entlastet werden und sich auf die administrativen Aufgaben für die Leitung des Projekts konzentrieren.

Kremenek sieht die Gründung der neuen Arbeitsgruppe als konsequente Fortsetzung der Entwicklungen seit der Open-Source-Legung von Swift. Seitdem haben sich wie bei anderen Sprachen und Open-Source-Projekten diverse Arbeitsgruppen sowohl für technische als auch für nicht technische Angelegenheiten gebildet. Die Language Working Group soll zudem mehr Mitglieder der Community in die Weiterentwicklung der Sprache einbeziehen als bisher.

Im Rahmen der Ankündigung verabschiedet Kremenek offiziell den Swift-Erfinder Chris Lattner und bedankt sich ausdrücklich für die langjährige Zusammenarbeit. Lattner, der auch maßgeblich die Compiler-Infrastruktur LLVM vorangetrieben hat, war lange Zeit Leiter der Abteilung für Entwicklungswerkzeuge bei Apple. Mitte 2010 begann er zunächst intern im Unternehmen mit der Entwicklung von Swift als Alternative zu Objective-C. Nachdem die Programmiersprache zunächst intern Fahrt aufgenommen hatte, gab Apple sie 2015 als Open-Source-Projekt frei.

Lattner hat Apple bereits 2017 verlassen, um zu Tesla zu wechseln, wenn auch nur für kurze Zeit. Die Projektleitung von Swift übertrug er bei seinem Abschied von Apple an Kremenek, hat sich danach aber über die Jahre bei der Weiterentwicklung der Programmiersprache engagiert. Den offiziellen Abschiedsgruß von Kremenek und die damit verbundenen Rückfragen nimmt er als Aufhänger, sich zu seinem Rückzug zu äußern.

Dabei betont er, wie wichtig ihm die Sprache und deren Entwicklung gewesen sei und dass er gerne viel Zeit investiert habe, an der Weiterentwicklung von Swift und dem Steuern der Aktionen rund um die Programmiersprache mitzuwirken. Das betreffe sowohl die Treffen im Swift-Kernteam als auch die Bestrebungen für den Swift-Evolution-Prozess zu Weiterentwicklungen der Programmiersprache und den Interfaces.

Das Core Team habe er aber bereits im Sommer 2021 verlassen. Auslöser war ein virtuelles Treffen, in dem andere ihn über WebEx beleidigt und angeschrien hätten. Das sei nicht das erste Mal gewesen, und es ging um mehr als ein Mitglied des Kernteams. Insgesamt habe bei den Meetings eine vergiftete Atmosphäre geherrscht.

Nach dem Vorfall habe er zunächst eine Auszeit genommen. Im Herbst habe er bei einem Gespräch mit der Führung des Teams erkannt, dass sie wohl keine Maßnahmen zum Verändern der Situation plane. Daraufhin habe er beschlossen, nicht zurückzukehren. Auch auf Swift Evolution hätten einige seiner Beiträge eher hitzige Diskussionen ausgelöst als Antworten gebracht.

Schließlich habe er erkannt, dass er den Einfluss auf Swift verloren habe und einige der ihm wichtigen Designversprechen wohl nicht mehr zeitgemäß seien. Er empfindet die Situation als zwar bedauerlich, sei aber jemand, der nach vorne schaut und habe die Sache nun hinter sich gelassen.

Derweil betont er, dass zahlreiche engagierte und talentierte Leute die Programmiersprache vorantreiben. Sie würden das Beste aus der teils komplizierten Situation und dem Druck durch Herausforderungen wie hochgesteckte Ziele und lange Listen mit zu fixenden Bugs machen. Lattner sieht Swift nach wie vor als "phänomenale Sprache", die eine lange, erfolgreiche Zukunft habe. Abschließend äußert er seine Überzeugung, dass Swift von einer gesunden und integrativen Community profitiere.

(rme)