Ariane 6: EU-Kommission prüft Start von Galileo-Satelliten durch SpaceX

Europas Ariane 6 verspätet sich seit Jahren. Nun prüft die EU-Kommission, auch die Prunkstücke der eigenen Satelliten mit US-Trägerraketen ins All zu bringen.

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Bislang gibt es nur computergenerierte Grafiken von startenden Ariane 6

(Bild: ArianeGroup)

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Nachdem sich die Inbetriebnahme von Europas nächster Trägerrakete Ariane 6 immer weiter verzögert, will die EU-Kommission die Weichen dafür stellen, dass Galileo-Navigationssatelliten mit US-Technik und von US-Territorium aus gestartet werden können. Das berichtet das Politmagazin Politico unter Berufung auf ein internes Papier, das die nötigen Verhandlungen mit den USA ermöglichen soll. Der Plan, die Vereinigten Staaten beim Transport der hochmodernen Satelliten um Hilfe zu bitten und nicht weiter auf die Ariane 6 zu warten, wäre ein enormer Rückschlag für das Ziel, in der Raumfahrt strategisch autonom zu sein.

Galileo-Satelliten ermöglichen auf der Erdoberfläche nicht nur eine äußerst präzise Standortbestimmung, für staatliche Stellen und kritische Infrastrukturen gibt es auch einen verschlüsselten und besonders gesicherten Extradienst. Wegen der damit verbundenen Sicherheitsvorgaben dürfen die Satelliten üblicherweise nur von europäischem Gebiet aus gestartet werden, bislang ist das vom französischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana geschehen. Genutzt wurden dafür Ariane 5, aber auch russische Sojus-Raketen. Erstere ist komplett ausgebucht, zweitere seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht mehr verfügbar.

Es liege jetzt an den EU-Mitgliedstaaten, Verhandlungen über eine Vereinbarung mit den USA zu genehmigen, schreibt das Politmagazin noch. Infrage kommen demnach die Falcon 9 von SpaceX und die kurz vor ihrem Erstflug stehende Vulcan der United Launch Alliance. Die Europäische Weltraumagentur – die keine EU-Institution ist – hat bereits im Sommer 2022 publik gemacht, dass für einige Starts Gespräche mit SpaceX geführt werden. Damals hatte es geheißen, dass als Alternative auch ein Ausweichen auf japanische oder indische Raketen möglich sei. Davon ist bei der EU wohl keine Rede. Sollte die auch für die Galileo-Satelliten auf US-Technik ausweichen, wäre das ein immenser Erfolg für die US-Hersteller und ein herber Rückschlag für die ArianeGroup, die die Ariane 6 entwickelt.

Europa hat bislang für Starts kleiner Nutzlasten auf die europäische Vega-Rakete, für mittlere auf die Sojus und für die größten auf die Ariane 5 gesetzt. Eigentlich war ein kontinuierlicher Übergang von der Ariane 5 auf die Ariane 6 vorgesehen, die hat sich aber immer weiter verspätet. Der erste Start einer Ariane 6 soll nun in diesem Jahr erfolgen, ob das klappt ist unklar. Schon seit dem Sommer hält man es bei der ESA für sehr wahrscheinlich, dass Starts mit anderen Raketen nötig werden, um alle Buchungen abzuarbeiten

(mho)