Atomkraft: Bau von Atomkraftwerken wird in Frankreich beschleunigt

In Frankreich sollen neue AKW in der Nähe bestehender Anlagen schneller als bisher gebaut werden. Unterdessen formt sich eine Nuklear-Allianz aus 16 Ländern.

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Blick auf das AKW Bugey in der Nähe von Lyon.

(Bild: EDF)

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Die französische Nationalversammlung hat am Dienstag ein Gesetz beschlossen, mit dem der Bau neuer kerntechnischer Anlagen beschleunigt werden soll, die in der Nähe bereits bestehender Standorte entstehen sollen. Für das in der französischen Version des Vermittlungsausschusses mit dem Senat ausgehandelte Gesetz, mit dem Genehmigungsverfahren beschleunigt werden sollen, stimmten 399 Abgeordnete, 100 stimmten dagegen, 39 enthielten sich.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte im Februar 2022 eine "Renaissance der französischen Atomkraft" eingeläutet. Nach seinen Plänen sollten sechs neue AKW gebaut und der Bau weiterer acht AKW geprüft werden. Im November 2022 initiierte die Regierung das Gesetz, das nun die Nationalversammlung passierte und demnächst in Kraft gehen kann.

Das Gesetz betrifft neue herkömmliche Reaktoren, die in der Nähe bestehender Anlagen gebaut werden sollen; zudem werden in dem Gesetz ausdrücklich auch "kleine modulare Reaktoren" (SMR) erwähnt. Damit sind nach gängiger Definition solche AKW gemeint, die eine elektrische Leistung von bis zu 300 MW aufweisen und deren Kernkomponenten als fertige Module geliefert werden. Macron hatte diese SMR in seiner Ankündigung vom Februar 2022 bereits erwähnt.

Agnès Pannier-Runacher, französische Ministerin für die Energiewende, verspricht sich von dem Gesetz um zwei Jahre verkürzte Genehmigungsverfahren für Atomkraftwerke. Am Dienstag traf sich die Ministerin in Paris mit Amtskollegen aus 15 anderen europäischen Ländern zu einer neuen "Nuklear-Allianz", die sich in einem kleineren Kreis das erste Mal Ende Februar dieses Jahres getroffen hatte. Die Allianz ruft zur europäischen Zusammenarbeit rund um die Atomkraft auf.

Die Nuklear-Allianz geht davon aus, dass bis zum Jahr 2050 durch den Bau von bis zu 45 neuen herkömmlichen Reaktoren und die Entwicklung von SMR Atomkraft in der EU bis zu 150 GW Strom liefern könnte. Damit würden auch 300.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze geschaffen. Großbritannien plane, seine nukleare Produktion bis 2050 um 24 GW zu erhöhen. In Gesamteuropa betrug die Kapazität der Atomstromproduktion laut Internationaler Atomenergieagentur zuletzt 147 GW. Als ein weiteres Argument bringen die 16 Länder an, dass durch den Ausbau der Atomkraft Europa von Russland unabhängiger werde.

(anw)