Atomkraft: Flamanville 3 darf mit Brennstäben bestückt werden

Die französische Atomaufsicht gibt nach Verzögerungen grünes Licht für den neuen EPR – mit Auflagen.

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Atomkraftwerk Flamville

Die drei Blöcke des AKW Flamanville, vorn der neueste.

(Bild: EDF)

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Die französische Atomaufsicht ASN hat dem Betreiber des Atomkraftwerks Flamanville genehmigt, den neuen EPR dort mit Brennstäben zu bestücken, Starttests zu unterziehen und ans Netz zu gehen. Gleichzeitig schreibt sie dem Betreiber EDF vor, zum ersten Brennstoffwechsel im Jahr 2026 den Deckel des Reaktors auszutauschen. An dessen Stahl wurden bereits vor Jahren Schwachstellen entdeckt. Nun stehen sie für die Atomaufsicht einem Betriebsstart erst einmal nicht im Wege.

Ursprünglich hatte EDF den Reaktor schon im März dieses Jahres mit Brennstoff beladen wollen, bekam den Vorgang aber noch nicht genehmigt. Die ASN (Autorité de sûreté nucléaire) beraumte vor einer endgültigen Entscheidung aber noch eine öffentliche Konsultation zu ihrer Genehmigung für die Inbetriebnahme des Reaktors an. Diese lief bis Mitte April und veranlasste die ASN dazu, die Genehmigung über den Tausch des Reaktordeckels hinaus mit weiteren technischen Auflagen zu verbinden.

Damit verzögerte sich der ursprüngliche Zeitplan um gut einen Monat. In dem war EDF davon ausgegangen, dass Flamanville 3 Mitte dieses Jahres ans Netz gehen kann. Eigentlich sollte der Reaktor schon vor zwölf Jahren ans Netz gehen. Die Baukosten summieren sich auf 13,2 Milliarden Euro; ursprünglich angesetzt waren 3,3 Milliarden Euro. Die ASN unternahm nach eigenen Angaben 600 Inspektionen in der Reaktorbaustelle.

Wenn der Reaktor beladen sein wird, folgt eine Testphase, während der die Leistung schrittweise erhöht wird. Im Laufe der Tests überprüft ASN, ob die sicherheitstechnischen Vorschriften eingehalten werden, beispielsweise wenn der Hauptprimärkreislauf eine Temperatur von 110 °C erreicht hat. Wenn der Reaktor auf 25 Prozent seiner maximalen Leistung fährt, wird das Reaktorschutzsystem überprüft.

Der EPR ist ein Reaktor der dritten Generation, nach der ersten, die aus frühen Prototypen bestand, und der zweiten aus kommerziellen Reaktoren wie zum Beispiel den Leichtwasserreaktoren in Deutschland. EPR sind eine Weiterentwicklung der Reaktoren der zweiten Generation mit mehr Leistung, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Ein EPR ging vor einem Jahr im finnischen Olkiluoto ans Netz, auch mit einer langen Verspätung, nämlich um 14 Jahre, und auch mit einer Vervierfachung der ursprünglich veranschlagten Kosten. Ebenfalls verspätet und teurer wird der EPR Hinkley Point C, der zurzeit in Großbritannien entsteht.

(anw)