Atomkraft: Polen verschiebt Termin für sein erstes AKW um Jahre

Mit Hilfe von Atomkraft will Polen vom Energieträger Kohle weggkommen. Das wird wohl später als ursprünglich geplant passieren.

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Bauruine des nie fertiggestellten AKW Żarnowiec. Der Bau wurde 1971 beschlossen, dann kam der Super-GAU von Tschernobyl dazwischen. In einem Referendum stimmte die Bevölkerung gegen das Projekt.

(Bild: gov.pl, Public Domain)

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Das erste polnische Atomkraftwerk wird wohl später als geplant ans Netz gehen. Marzena Czarnecka, Industrieministerin des Landes, ging auf dem 16. Europäischen Wirtschaftskongress in Katowice jetzt davon aus, dass das Atomkraftwerk erst 2039 oder 2040 fertig sein wird. In den vor knapp drei Jahren bekannt gewordenen Plänen war davon die Rede, dass der erste Reaktorblock ab 2026 gebaut und 2033 ans Netz gehen wird.

Der erste Reaktor wird mit einer elektrischen Leistung von 3750 MW geplant, er soll in der Nähe von Choczewo oder Gniewino und Krokowa entstehen, beide in der Woiwodschaft Pommern gelegen, nahe der Ostseeküste sowie der Stadt Gdynia (Gdingen). Als benachbarter Staat hat Polen Deutschland über die Pläne im Februar 2022 informiert. Demnach will Polen bis 2043 an zwei Standorten insgesamt sechs Blöcke mit bis zu 9 GW Leistung bauen. Als Standort kommt auch Lubiatowo in Frage, das ebenfalls in Pommern liegt.

Das Jahr 2033 sei in der Planung unmöglich zu halten, sagte Czarnecka laut polnischen Medien. Es sei bekannt, dass sich alle Investitionen in derartige Anlagen verzögern. Die Vorgängerregierung, die die Pläne erarbeitet hatte, sei von einem optimistischen Szenario ausgegangen und habe noch keine Informationen vorliegen gehabt.

Atomkraft soll Polen beim Ausstieg aus der Kohle helfen – gegenwärtig gewinnt das Land fast 80 Prozent seiner Energie aus Steinkohle und Braunkohle. Die deutsche Regierung forderte, in die Planung für polnische AKW eingebunden zu werden, weil potenziell erhebliche negative grenzüberschreitende Umweltauswirkungen auf Deutschland nicht ausgeschlossen werden könnten. Ein Gutachten, das die Bundestagsfraktion der Grünen beauftragt hatte, ergab, dass Deutschland von einem Unfall in einem polnischen AKW mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent betroffen sein könnte.

Im Herbst 2023 hat Polen das deutsche Umweltministerium über Neubauprojekte von Small Modular Reactor (SMR) informiert. Dabei geht es um einen SMR mit einer Gesamtleistung von bis zu 1300 MWe am Standort Stawy Monowskie, Gemeinde Oświęcim, einen SMR mit einer Gesamtleistung von bis zu 2000 MWe am Standort Włocławek und um einen SMR mit einer Gesamtleistung von bis zu 1300 MWe in Ostrołęka. An allen drei Standorten wird mit der BWRX-300-Technik von Hitachi Nuclear Energy geplant.

(anw)