Bundeskanzlerin soll zu Abgas-Skandal aussagen

Die Schadstoff-Manipulationen bei VW kratzen auch am Image der Industrienation Deutschland. Wann hörte die Kanzlerin davon, wie wurde sie aktiv? Im Bundestag erwarten sie zahlreiche Fragen.

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Angela Merkel hinter einer Autotür

Merkel auf der IAA 2015.

(Bild: dpa)

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  • dpa

Zum Abschluss der Zeugenvernehmungen im Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestags soll am heutigen Mittwoch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Rede und Antwort stehen. Die Abgeordneten wollen unter anderem klären, wann die Regierungschefin vom Diesel-Skandal bei Volkswagen erfahren hat und wie sie sich in die Aufklärung einschaltete. Thema der Anhörung, die um 14 Uhr beginnen soll, dürfte auch ein Treffen Merkels im Jahr 2010 mit dem damaligen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger sein. Dabei soll sie zu strenge Schadstoff-Vorgaben für Diesel-Autos in den USA moniert haben.

Der Ausschuss-Vorsitzende Herbert Behrens (Linke) sagte, Merkel habe eine Verantwortung, bei einem Skandal in Sachen Auto-Emissionen Indizien aufzunehmen. Sollte sie wie Unternehmenschefs zu erklären versuchen, von allem nichts gewusst zu haben, wäre dies "ein nicht akzeptables Vorgehen für eine Bundeskanzlerin".

Das Gespräch mit Schwarzenegger deute darauf hin, dass sich Merkel zur Anwältin für die Autoindustrie gemacht haben könnte, machte Behrens deutlich. Wenn sie 2010 auf Gefahren strenger Untersuchungen der Abgas-Emissionen hingewiesen habe, "dann darf sie im Jahr 2014, 2015, 2016 sich nicht zurückziehen und sagen, damit habe ich nichts zu tun". Die bei dem Treffen anwesende Chefin der kalifornischen Umweltbehörde Carb, Mary Nichols, hatte in ihrer Ausschuss-Anhörung bekräftigt, dass Merkel strenge US-Diesel-Vorgaben angesprochen habe.

Unions-Obmann Ulrich Lange (CSU) sagte: "Auch nach der Befragung von 56 Zeugen und 13 Sachverständigen findet sich absolut kein Anhaltspunkt für das von der Opposition fast schon gebetsmühlenartig vorgehaltene Staatsversagen." Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte dagegen, falsch verstandene Lobbypolitik der Bundesregierung habe Deutschland den größten Industrieskandal seiner Geschichte eingebrockt.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
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(anw)