Bundesregierung beschließt Wasserstoffstrategie

Deutschland bekommt eine neue Wasserstoffstrategie. Anders als in der früheren Version der Strategie wird nicht nur "grüner" Wasserstoff förderungsfähig.

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PEM-Elektrolyseure von H-Tec in Bosbüll.

(Bild: H-Tec Systems)

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Das Bundeskabinett hat in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch die "Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie" beschlossen. Damit wird die frühere, im Juni 2020 verabschiedete Strategie neuen, höheren Zielen angepasst: Bis 2030 sollen in Deutschland Erzeugungsanlagen für eine Elektrolysekapazität von mindestens 10 GW klimaneutral entstehen. Das wären doppelt so viel wie bisher geplant.

Der restliche Bedarf soll durch Importe gedeckt werden, dafür werde noch eine gesonderte Importstrategie entwickelt, heißt es in der Strategie. Branchen wie die Stahl-, Glas- oder Papierindustrie könnten dann verstärkt Wasserstoff einsetzen, um den CO₂-Ausstoß deutlich zu reduzieren.

Anders als noch vor drei Jahren setzt die Regierung dabei nicht allein auf "grünen" Wasserstoff, also solchen, der nur mit erneuerbaren Energien hergestellt wird. Er soll bevorzugt gefördert werden, aber ebenfalls, wenn auch geringer, beispielsweise "blauer Wasserstoff". Dafür hat laut Medienberichten der Koalitionsteilnehmer FDP unter dem Stichwort Technologieoffenheit gesorgt. Blauer Wasserstoff wird aus fossilem Erdgas per Reformierungsverfahren gewonnen, dabei wird "Carbon Capture and Storage"-Technik (CCS) angewendet, mit der CO₂ abgeschöpft und gespeichert wird.

Ebenfalls bis 2030 sollen alle großen Erzeugungs-, Import- und Speicherzentren mit den relevanten Abnehmern verbunden werden. Wie das umgesetzt werden kann, haben vor Kurzem die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber ausgearbeitet und vorgelegt. Zuvor soll bis 2027/2028 über die IPCEI-Förderung ein Wasserstoffstartnetz mit mehr als 1800 km umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen in Deutschland entstehen.

Der Förderung von blauem Wasserstoff aus Erdgas und dem Einsatz von Wasserstoff in Heizungen stehen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Klima-Allianz kritisch gegenüber. Es sei richtig, die Produktionskapazitäten für Wasserstoff auszubauen, allerdings könne nur grüner Wasserstoff helfen, die Erderhitzung zu begrenzen. Das Verfahren CCS, bei dem bei der Herstellung von Wasserstoff durch Erdgas entstehendes CO₂ in der Erde gespeichert wird, sei noch eine experimentelle Technik.

(anw)