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China: US-Botschaft wirbt für Naturschutz, User wünschen Bombe auf eigene Börse

Als die US-Botschaft in China Werbung für Giraffenschutz in Namibia gemacht hat, hat sie sicher nicht solch ein Interesse und zehntausende Kommentare erwartet.

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Giraffe

(Bild: Eugen Haag/Shutterstock.com/heise online)

Lesezeit: 2 Min.

In China haben tausende Menschen einen ungewöhnlichen Ort gewählt, um Frust über die wirtschaftliche Lage und den schwächelnden Aktienmarkt zu äußern. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben sie einen Beitrag der US-Botschaft auf dem Kurznachrichtendienst Weibo kommentiert, in dem es eigentlich um den Schutz wildlebender Giraffen in Namibia mit Geld und Technik aus den USA geht. In den zwischenzeitlich mehr als 130.000 Kommentaren sei es aber meist nicht um Naturschutz gegangen, sondern die Wirtschaft im Reich der Mitte. Einer habe etwa gefragt: "Könnt ihr für uns ein paar Raketen entbehren, um die Börse von Shanghai wegzubomben."

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Wie The Standard aus Hongkong ergänzt, haben Internetnutzer und -nutzerinnen in China zumeist keine Möglichkeit, Unzufriedenheit über die ökonomische Situation oder die Politik zu äußern. Unter Artikeln und Beiträgen von offiziellen Accounts sowie von chinesischen Medien sei normalerweise die Kommentarfunktion abgeschaltet, deshalb suchen die Menschen andere Wege. Wie sich die Menge nun unter dem Beitrag zum Giraffenschutz gefunden hat, ist offenbar unklar. Im beliebtesten Kommentar dort heißt es laut The Standard, "Wenn Kritik nicht erlaubt ist, dann ist Lob bedeutungslos". Andere beklagen demnach, dass Chinas Aktienmärkte einem Kasino oder einem Hinrichtungsort gleichen.

Die US-Botschaft selbst hat sich gegenüber Reuters nicht zu dem Vorgang geäußert. Stattdessen hat der Weibo-Account Informationen zu einer Kooperation im Kampf gegen Drogen, Fotos von der längsten Einkaufsmeile Asiens, einen Hinweis auf den Black History Month in den USA und ein Video zum zu Ende gehenden Jahr des chinesischen Kalenders geteilt. Keiner der Beiträge hat auch nur annähernd so viele Reaktionen hervorgerufen wie der zu den Schutzmaßnahmen in Namibia. Nachdem die staatliche Zeitung People's Daily am Freitag einen Artikel mit der Überschrift, "Das gesamte Land ist voller Optimismus" veröffentlicht hat, meinte jemand darunter, "die gesamte Giraffengemeinschaft ist voller Optimismus".

(mho)