Chinas Internetriese Alibaba plant größten Börsengang seit Facebook

Über die Plattformen von Alibaba werden 80 Prozent des Online-Handels in China abgewickelt. Jetzt strebt das schnell wachsende Unternehmen in New York an die Börse. Die Wall Street ist in heller Aufregung.

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  • dpa

Der chinesische Internetriese Alibaba hat einen der größten Börsengänge der Geschichte auf den Weg gebracht. Das Aktiendebüt der boomenden Online-Handelsplattform wird im Sommer oder in der zweiten Jahreshälfte erwartet. In US-Medien wurde am Mittwoch über ein Volumen von 15 Milliarden bis 20 Milliarden US-Dollar spekuliert.

Alibaba plant einen der größten Börsengänge der Geschichte.

(Bild: dpa, Long Wei)

Bei diesem spektakulärsten Börsengang seit dem Auftritt des sozialen Netzwerks Facebook mit 16 Milliarden US-Dollar vor zwei Jahren mischt auch die Deutsche Bank mit. Das Frankfurter Geldhaus gehört zu den sechs Instituten, die Chinas größten Internethandelsplatz den Anlegern schmackhaft machen sollen, wie aus dem in New York vorgelegten Börsenprospekt hervorgeht.

"Ein Aktienunternehmen zu werden, war nie unser Ziel. Es ist eine Taktik und ein Weg, unser Ziel zu verwirklichen", sagte Firmengründer Jack Ma in einer internen Erklärung an seine Mitarbeiter. Damit täten sich neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen durch den globalen Finanzmarkt auf, wie die Volkszeitung zitierte.

Alibaba will in New York an die Börse, weil hier die finanzstarken und internetverliebten Investoren sitzen. Im vorläufigen Börsenprospekt nannte Alibaba am Dienstag vorerst nur eine Milliarde Dollar, doch gilt die Summe nur als Platzhalter und dient üblicherweise der Registrierung.

Auch andere Details blieben zunächst unklar: die Zahl der Aktien, deren Stückpreis und der Börsenplatz. Das Unternehmen kann zwischen der traditionsreichen New York Stock Exchange und der rein elektronisch arbeitenden Konkurrenzbörse Nasdaq wählen. Alibaba hatte bereits im März sein Vorhaben angekündigt. Analysten schätzen den Wert des Unternehmens auf rund 150 Milliarden US-Dollar.

Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und 8 Millionen Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Milliarden US-Dollar ab. Der chinesische Konzern ist beim Handelsvolumen nach eigenen Angaben größer als Amazon oder eBay. Alibaba bietet jedoch nicht selbst Waren an, sondern vermittelt lediglich. "Wir haben die Art und Weise verändert, wie in China Handel betrieben wird", schreibt Alibaba.

Alibaba verdient sein Geld unter anderem durch Werbung, Gebühren für getätigte Handelsgeschäfte sowie Mitgliedsbeiträge. Von April bis Dezember vergangenen Jahres kam so ein Umsatz von 6,5 Milliarden Dollar zustande und der Gewinn lag bei 2,9 Milliarden US-Dollar. Das Geschäftsjahr endete im März; es liegen jedoch noch keine Ganzjahreszahlen vor.

Jack Ma genießt Kultstatus in China. Der Gründer des Internetriesen Alibaba wird wie ein Rockstar gefeiert.

(Bild: dpa, Paul Hilton/Archiv)

Die zwei größten Anteilseigner sind Yahoo mit 22,6 Prozent und Japans Telekomkonzern Softbank mit 34,4 Prozent. Der Firmen-Gründer Jack Ma besitzt 8,9 Prozent. Sowohl das Unternehmen selbst als auch einige Alteigentümer wollen beim Börsengang Kasse machen. Der größte Aktionär Softbank teilte allerdings am Mittwoch mit, er werde keine Anteile verkaufen.

Alibaba-Chef Ma und enge Vertraute sollen aber auch danach weiter die Kontrolle ausüben, was in den USA mit einer Zwei-Klassen-Aktienstruktur möglich ist. Wegen börsenrechtlicher Bedenken über dieses System hatte Hongkong hingegen ein Aktiendebüt in Asiens Finanzmetropole verweigert.

Aufgabe der Deutschen Bank und der anderen Institute ist es, Anleger anzusprechen, bei der Ermittlung des Aktienpreises zu helfen und die Papiere schließlich zu verkaufen. Die Deutsche Bank gehört zu den größten Akteuren an der Wall Street. Die Frankfurter saßen unter anderem beim Börsengang des Kurznachrichtendienstes Twitter im November vergangenen Jahres mit im Boot. (mho)