Chinesische Eisenbahn bestellt GSM-R-Funknetz bei Nortel

Rund die Hälfte der Bahnstrecken in der Volksrepublik sollen mit dem digitalen Sprech- und Datenfunk versorgt werden, der aus dem Handystandard GSM zunächst für die europäischen Bahnen entwickelt wurde und auch in Deutschland eingesetzt wird.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Volksrepublik China will zahlreiche Bahnstrecken mit dem digitalen Funkstandard GSM-R ausrüsten. Einen entsprechenden Auftrag vergab das chinesische Eisenbahnministerium MOR (siehe auch englische Übersicht über die chinesische Regierung) an Nortel. Der kanadische Telecom-Ausrüster sieht sich als einer der Pioniere bei der Entwicklung von GSM-R, einem Funksystem für den Eisenbahnfunk, der aus dem GSM-Standard für kommerzielle Handynetze auf Initiative der europäischen Eisenbahnen entwickelt wurde. Bereits 2005 hatte Nortel den Auftrag erhalten, die höchste Eisenbahnstrecke der Welt mit GSM-R auszustatten.

In China sollen Nortel zufolge rund die Hälfte der Bahnstrecken, einschließlich vom MOR geplanter Hochgeschwindigkeitstrassen, versorgt werden. GSM-R soll in 20 der insgesamt 31 chinesischen Provinzen eingesetzt werden – für das Management des Funknetzes sollen die Kanadier insgesamt sieben Switching-Center an wichtigen Eisenbahnknotenpunkten errichten. Die Funkversorgung und die dafür eingesetzten Basisstationen sind darauf optiert, den Empfang entlang der Strecke und in den fahrenden Zügen zu optimieren. Details zum Zeitplan oder finanziellen Volumen des Auftrags nannte Nortel nicht.

Dass in fahrenden Zügen GSM-R besseren Empfang als GSM verspricht, liegt indes auch an der überschaubaren Nutzerzahl. In bestehenden GSM-R-Netzen nutzen die Bahnmitarbeiter zudem ein separates Mobilfunknetz. Hingegen lassen sich die von Bahnfahrgästen beklagten Verbindungsabbrüche im GSM-Netz während der Fahrt darauf zurückführen, dass die Netzinfrastruktur damit überfordert ist, wenn mehrere Dutzend Handynutzer, die im selben Zug unterwegs sind, gleichzeitig einen Handover zur nächsten Funkzelle benötigen. Außerdem sind kommerzielle Handy-Netze eher auf die Ausleuchtung von Flächen ausgelegt als zur gezielten Versorgung von Strecken.

Zu den GSM-R-Kunden von Nortel zählt unter anderem die Deutsche Bahn, die ihr Schienennetz schrittweise mit GSM-R ausrüstet. Über den Fortgang des Ausbaus informiert die Deutsche Bahn auf einer eigenen GSM-R-Website. Hauptkonkurrent von Nortel im Geschäft mit GSM-R ist Siemens: Die Münchner konnten im vorigen Jahr Aufträge aus Indien und aus Saudi-Arabien an Land ziehen. (ssu)