Deutschlandticket ersetzt zu fünf Prozent Autofahrten

10 Millionen Menschen fuhren im Juli und August mit dem Deutschlandticket. Der VDV sieht noch Luft nach oben.

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Blick in den Hauptbahnhof Lübeck.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Im Juli und August haben 10 Millionen Fahrgäste das Deutschlandticket genutzt. Das geht aus neuen Zahlen des Verbands der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) hervor. Es seien mehr als 11 Millionen Abos verkauft worden, dabei habe sich nach Einführung im Mai in den Folgemonaten die erste große Verkaufswelle abgeschwächt, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Das sei bei einem Abo-Angebot wie dem Deutschlandticket normal, denn viele Abonnenten hätten das Ticket zu Beginn gekauft und ließen es nun weiterlaufen. Es gebe aber Fahrgastzuwachspotenzial: Damit meint Wortmann vor allem 3 Millionen Studierende, für die es noch keine politische Lösung für ein bundesweit einheitliches Deutschlandticket gebe.

Anderes Potenzial ergebe sich durch die Umstellung beziehungsweise Neubestellung von Jobtickets in den Unternehmen. Diese sollen laut VDV anfänglich gut angelaufen sein, hätten aber über die Ferienmonate nachgelassen. "Hier gehen wir ab September von einem Anstieg an Neuabschlüssen und Umstellungen aus", sagte Wortmann.

Darüber hinaus gebe es noch diverse Fahrgäste mit einem anderen ÖPNV-Abo, die die weitere Entwicklung des Deutschlandtickets abwarten, hat der VDV herausgefunden. Damit diese auf das deutschlandweite Angebot wechseln, müsse die weitere Finanzierung zwischen Bund und Ländern geklärt werde, und zwar möglichst schnell. Ein Hemmschuh sei nicht nur die ungewisse Zukunft, sondern auch bestehende Zusatznutzen anderer Abos wie Übertragbarkeit und Mitnahmeregelungen, die es für das Deutschlandticket bisher nicht gibt.

42 Prozent der Deutschlandticket-Abonnenten hatten schon vorher ein ÖPNV-Abo, 47 Prozent nutzten bereits zuvor den ÖPNV, haben aber nun erstmals ein Abo und 8 Prozent hatten den ÖPNV vorher nicht genutzt. Diese Zahlen aus der aktuellen VDV-Marktforschung entsprechen vorherigen Ergebnissen. Weiter hat sich aus Erhebungen ergeben, dass 42 Prozent der Deutschlandtickets über eine Website und 23 Prozent über eine App bestellt wurden.

Etwa 5 Prozent der Fahrten mit dem Deutschlandticket wären ohne dieses Angebot mit dem Auto unternommen wurden, haben die Marktforscher ermittelt. Das könnte einem Trend entsprechen, den vorher Telefónica Deutschland und ein Projekt der TU München ausgemacht haben. Deren Datengrundlagen und Interpretationen sind allerdings etwas anders und damit nicht direkt vergleichbar.

Im urbanen Raum werden Autofahrten wohl eher durch den ÖPNV ersetzbar sein, so lautet eine von mehreren möglichen Erklärungen dafür, dass 6 Prozent der Befragten in Dörfern und Kleinstädten ein Deutschlandticket haben, gegenüber 20 bis 30 Prozent in Großstädten. Für den VDV ein Indiz dafür, dass das Angebot auf dem Land attraktiver gemacht werden müsste. Auf das Deutschlandticket müsse nun sofort das Deutschlandangebot folgen.

(anw)