Dicke Luft in Peking: US-Botschaft twittert Messwerte

Die Botschaft der USA in Peking misst die Schadstoffbelastung der dortigen Luft und veröffentlicht die Werte über Twitter. Die chinesische Regierung meint, die Diplomaten sollten das unterlassen.

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Die US-Botschaft in der chinesischen Hauptstadt Peking hat auf ihrem Dach Geräte zur Messung der Luftqualität installiert. Die damit ermittelten Werte veröffentlicht die Botschaft stündlich über Twitter und auf einer Website. Das erregt offenbar den Unmut der chinesischen Regierung. Die Messungen seien technisch nicht korrekt, sagte der stellvertretende Umweltschutzminister Wu Xiaoqing laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua, sie sollten nicht weiter veröffentlicht werden. Zudem verstoße die US-Botschaft gegen die Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen und über konsularische Beziehungen, nach denen sich ausländische Botschaften an die Gesetze und Regeln in ihrem Gastgeberland halten müssen.

Die von offiziellen Stellen in Peking und der US-Botschaft veröffentlichten Werte unterschieden sich oft voneinander, berichtet Xinhua, die US-amerikanischen seien meist schlechter. Wu führt das darauf zurück, dass die US-Werte nicht vergleichbar seien, da sie nur an einem Ort ermittelt würden. Allein in New York würden Luftmessungen an 20 verschiedenen Standorten durchgeführt. Dadurch würden die Ergebnisse genauer. Abgesehen davon seien die von den Chinesen und Amerikanern gemessenen Feinstaubwerte (PM2.5) oft die gleichen, die USA wendeten aber ihre eigenen Grenzwerte an, die sich von den der Chinesen unterschieden.

Die Tweets vom Dach der US-Botschaft werden mit Werten eines Partikelmonitors des Modells MetOne BAM 1020 und eines Ozonmessgeräts Echotech EC9810 gefüttert. Außer den Messwerten enthalten die Tweets eine Beurteilung der Luftqualität nach dem US-amerikanischen Air Pollution Index, der Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid, Ozon und Schwebstaub berücksichtigt. Die jüngsten Werte wurden demnach allesamt als "very unhealthy", also "sehr ungesund", eingestuft – das ist die zweithöchste Warnstufe. Laut Wu haben die entwickelten Länder ihre Grenzwerte für die Feinstaubbelastung in den vergangenen Jahren schrittweise immer weiter gesenkt. In vielen Staaten lägen sie bei 35 Mikrogramm pro Kubikmeter, in China bei 75 Mikrogramm. Wu meint, die Standards für die Umweltbelastung müssten auf den wirtschaftlichen und technischen Entwicklungsstand des jeweiligen Landes zugeschnitten sein. (anw)