Douglas Trumbull: Der Spezialist für Spezialeffekte in Filmklassikern ist tot

Oscar-Gewinner Trumbull prägte die visuellen Eindrücke von Filmen wie "2001: Odyssee im Weltraum", "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und "Blade Runner".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
Szene aus dem Film "Blade Runner"

Blade Runner (1982)

(Bild: Warner Bros)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Der Name Douglas Trumbull dürfte nur eingefleischten Filmfans geläufig sein: Der Mann hat mit seiner Arbeit Millionen zumindest visuell beeindruckt. Anfang dieser Woche ist der für sein Lebenswerk mit dem Oscar ausgezeichnete US-amerikanische Spezialist für filmische Spezialeffekte, Regisseur und Erfinder an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben – zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag.

Douglas Hunt Trumbull kam am 8. April 1942 in Los Angeles, Kalifornien, als Kind einer Kunstmalerin und eines Ingenieurs zur Welt. Die Tätigkeiten seiner Eltern sollten die Interessen Trumbulls maßgeblich beeinflussen, denn sein Vater, Donald Trumbull, kreierte die Bildeffekte für den 1939 erschienenen Film "Der Zauberer von Oz" – für sich bereits ein Klassiker seiner Zeit (mit Judy Garland).

Trotzdem wollte Douglas zunächst Architekt werden und studierte Illustration, brach sein Studium aber ab. Seine Fähigkeit zur Kreation fotorealistischer Hintergrundbilder verschaffte ihm einen Job bei einer Firma namens "Graphic Films", die kurze Trickfilme unter anderem für die NASA und die US-amerikanische Luftwaffe produzierte. In der Branche bekannt wurde Trumbull durch den 15-minütigen Trickfilm "To the moon and beyond", den IBM 1964 bei der Weltaustellung in New York zeigte.

Dieser Kurzfilm machte Regisseur Stanley Kubrick auf Trumbull und die Filmfirma aufmerksam; Kubrick suchte damals nach Unterstützung für seinen geplanten Film "2001: Odyssee im Weltraum". Mit Unterstützung Trumbulls gewann Kubrick 1968 den Spezialeffekte-Oscar. Danach produzierte Trumbull mit seiner neu gegründeten eigenen Firma etliche Spezialeffekte für den Film "Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All".

Die Erfolge mit "2001" und "Andromeda" brachten Trumbull dazu, es als Regisseur eigener Filme zu versuchen. "Lautlos im Weltraum" (Original: "Silent Running") nutzte einige der in "2001" doch nicht verwendeten Spezialeffekte, floppte 1972 aber an den Kinokassen und kam nicht in deutsche Kinos. Ähnlich erging es seinem zweiten eigenen Film "Projekt Brainstorm".

1975 wurde Trumbull die Mitarbeit an Spezialeffekten für den Film "Krieg der Sterne" angeboten, was er aber ausschlug und stattdessen seinen ehemaligen Assistenten John Dykstra empfohl. Star Wars wurde dessen Durchbruch in der Branche. Später arbeitete Trumbull an Spezialeffekten für "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und "Star Trek: Der Film", die ihm beide Oscar-Nominierungen bescherten.

1981 leitete Trumbull die Spezialeffekte für den Film "Blade Runner", obwohl er eigentlich nicht mehr für andere Regisseure arbeiten wollte. Aber eine Zusammenarbeit mit Ridley Scott und die Möglichkeit, einen Science-Fiction-Film mit Handlung auf der Erde zu entwickeln, hatte ihn doch überzeugt. Auch dieser Film brachte Trumbull eine Oscar-Nominierung ein.

Danach führte Trumbull wieder Regie in "Projekt Brainstorm", aber dieser Film stand unter keinem guten Stern. Schauspielerin Natalie Wood ertrank während einer Produktionspause, die Produktionsfirma MGM, Rechtsanwälte und Versicherungen stritten um die Folgen, und die Kinos wollten Trumbulls Projektoren nicht zur Filmvorführung einsetzen. Er hatte den "Showscan"-Prozess entwickelt, bei dem 70-mm-Filme mit 60 Bildern pro Sekunde gefilmt und projiziert wurden. Das verzögerte Produktion und Erscheinen des Films, sodass dieser 1983 nur in einer begrenzten Zahl Kinos und ohne Werbekampagne erschien. Obwohl Kritiker "Projekt Brainstorm" positiv bewerteten, fiel der Film an den Kinokassen durch.

Trumbull hatte daraufhin genug von Hollywood und erklärte: "Das Filmgeschäft ist so vollkommen verkorkst, dass ich einfach nicht die Energie habe, drei oder vier Jahre in einen Spielfilm zu investieren". Er zog sich zurück, um "den Anwälten, den Versicherungsagenten, den Mistkerlen" zu entfliehen und konzentrierte sich darauf, neue Techniken für die Filmproduktion und für Fahrgeschäfte in Freizeitparks zu entwickeln.

2010 veröffentlichte Trumbull ein Video, in dem er einen Prototyp demonstrierte, um Meeresverschmutzung durch austretendes Öl einzudämmen. Allerdings sind Ölfirmen wie BP oder damit beschäftigte US-Behörden in dieser Angelegenheit nie an Trumbull herangetreten, wie er später erklärte. Er habe das nicht aus Geld-, sondern aus moralischen Gründen gemacht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine Vimeo-Video (Vimeo LLC) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Vimeo LLC) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Fast dreißig Jahre nach seinem letzten Hollywood-Projekt arbeitete Trumbull 2011 an den Spezialeffekten des Spielfilms "The Tree of Life" mit. Der Regisseur Terrence Malick war an ihn herangetreten, da dieser keine Computer-generierten Effekte suchte.

Douglas Trumbull wurde 2012 mit dem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Nach einer Krebserkrankung und einem Schlaganfall ist er am 7. Februar 2022 verstorben.

(fds)