ESA-Sonde Rosetta: Ein Jahr am Kometen

Am 6. August 2014 schwenkte Rosetta in den Orbit um "ihren" Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Danach lieferte sie nicht nur jede Menge spektakuläre Bilder und setze einen Lander ab, sondern gab auch neue Einblicke in die Geschichte des Sonnensystems.

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67P/Tschurjumow-Gerassimenko

67P/Tschurjumow-Gerassimenko wurde immer aktiver.

(Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA IGO 3.0 )

Lesezeit: 4 Min.

Seit genau einem Jahr kreist die ESA-Sonde Rosetta um den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko und erforscht den Himmelskörper auf seinem Weg Richtung Sonne. Im November konnte sogar der Lander Philae auf der Oberfläche des Kometen abgesetzt werden. Zwar landete Philae nach ein paar Hüpfern schließlich im Schatten, aber bevor ihm die Energie ausging, sendete er noch jede Menge Daten und Fotos von der Oberfläche. Diese Erfolge werden durch die anhaltenden Schwierigkeiten, erneut dauerhaften Kontakt zu Philae herzustellen, auch nicht geschmälert.

Ein Komet aus der Nähe (23 Bilder)

Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko während des Vorbeiflugs an der Sonne: Eine besonders heftige Staubfontäne wurde am 29. Juli beobachtet. (Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

Bevor Rosetta am 6. August 2014 in einen Orbit um 67P/Tschurjumow-Gerassimenko einschwenkte, war sie mehr als zehn Jahre zu ihrem Ziel unterwegs gewesen. Mit mehreren sogenannten Swing-bys hatte die Sonde Schwung an der Erde und dem Mars geholt und auf ihrem Weg zwei Asteroiden passiert. Mitte 2011 wurde die Sonde für rund zweieinhalb Jahre in einen Tiefschlafmodus versetzt, da das Sonnenlicht jenseits der Bahn des Jupiter nicht für einen Dauerbetrieb ausreichte. Nach dem erfolgreichen Wecken gelang im Juli 2014 dann das erste Foto des Zielkometen. Der entpuppte sich als ziemlich unförmiges Objekt, das von Ferne einer Gummiente ähnelt.

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ESA-Mission Rosetta

Rosetta war zehn Jahre zu dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko unterwegs. Die ESA-Sonde und der Lander Philae sollen den Himmelskörper aus dem Orbit und auf der Oberfläche erforschen.

Auch wenn das öffentliche Interesse im vergangenen Jahr vor allem auf dem Lander und den vielen Fotos des fremden Himmelskörpers lag, hat Rosetta jede Menge zum besseren Verständnis von Kometen beigetragen. Die Dichte des Himmelskörpers liegt bei 470 Kilogramm pro Kubikmeter (470 Gramm pro Liter) und entspricht damit ungefähr der von Kork. Der Kern des Kometen dürfte also porös und größtenteils leer ein. Die Oberfläche wiederum präsentierte sich überraschend vielfältig und bleibt während der weiteren Annäherung an die Sonne ständigen Veränderungen unterworfen.

Dank Rosetta konnten die Wissenschaftler auch ausschließen, dass Magnetismus bei der Entstehung des Kometen eine große Rolle spielte. Vor der Mission war nicht klar, wie es diesbezüglich um einen Kometen bestellt ist. Erst dank der Instrumente konnten die Forscher feststellen, dass der Kern des Kometen kein Magnetfeld hat. Außerdem haben wir nun klare Hinweise darauf, dass das Wasser auf der Erde wohl nicht von Kometen, sondern von Asteroiden stammt. Das Wasser auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko unterscheide sich so stark vom irdischen, dass Kometen wohl nicht als jene Lieferanten infrage kommen, die einst das Wasser und damit die Grundlage des Lebens auf die abgekühlte Erde brachten.

Die Daten und Bilder, die Rosetta zur Erde gesendet hat und noch weiter senden wird, werden Wissenschaftler in aller Welt noch auf Jahre hinaus beschäftigen. Sicher warten darin noch einige Erkenntnisse über Kometen als Botschafter aus der Entstehungszeit des Sonnensystems auf ihre Entdeckung. Das hatte im Dezember 2014 bereits das Fachmagazin Science anerkannt und die Rosetta-Mission zum wichtigsten wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres 2014 erklärt. Der Flugdirektor Andrea Accomazzo war da schon vom Fachblatt Nature zu einem der wichtigsten Forscher des Jahres ernannt worden.

Impressionen des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (29 Bilder)

Eine fremde Welt (Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA 3.0 IGO)

Während des Jahrestags nähern sich Rosetta und 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (mit Philae) aktuell weiter dem Perihel, dem sonnennächsten Punkt im Orbit des Kometen. Am 13. August werden sie noch rund 186 Millionen Kilometer (1,24 Astronomische Einheiten) von unserem Zentralgestirn entfernt sein. Als Rosetta den Kometen erreichte, waren es rund 540 Millionen Kilometer. Seitdem hat Rosetta die ansteigende Aktivität des Kometen beobachtet. Dessen Eis wird von der Sonne immer mehr erwärmt und sublimiert dann direkt in Gas, das in großen Fontänen entweicht.

Für den Kometen wird der sonnennächste Punkt nicht besonders einschneidend werden, versichern die Forscher. Er habe schon unzählige davon überstanden. Deswegen werde er beispielsweise nicht auseinanderbrechen oder ähnliches. Trotzdem ist seine Aktivität inzwischen so hoch, dass sich Rosetta nicht auf weniger als 150 Kilometer annähert, um nicht vom Staub behindert zu werden. Für das Perihel selbst sind keine speziellen Manöver vorgesehen, nichtsdestotrotz wird das Datum ein weiterer Meilenstein der Mission werden.

Die ersten Bilder vom Kometen nach der Landung von Philae (14 Bilder)

Dieses Bild zeigt einen Fuss von Philae vor dem Kometenboden.
(Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA)

[Update 06.08.2015 – 8:25 Uhr] Ein zusammengesetztes Video der Annäherung an den Kometen wurde eingefügt. (mho)