Sternentstehung: Neuer Himmelsatlas gewährt "einzigartige" Einblicke

Wie genau Sterne entstehen, ist immer noch nicht komplett verstanden. Ein jetzt abgeschlossene Mammutprojekt soll neue Antworten liefern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Infrarotaufnahme der Umgebung des Coronet-Sternhaufens

Infrarotaufnahme der Umgebung des Coronet-Sternhaufens

(Bild: ESO/Meingast et al.)

Lesezeit: 2 Min.

Astronomen haben mehr als eine Million Bilder zu einem riesigen Infrarot-Atlas von fünf Sternentstehungsgebieten in unserer kosmischen Nachbarschaft zusammengesetzt. Die beeindruckenden Aufnahmen hat die Europäische Südsternwarte ESO jetzt publik gemacht. Für die Forschung handle es sich um ein immens wertvolles Instrument, um "das komplexe Rätsel der Sternentstehung knacken" zu können. Ziel ist ein Verständnis jener Prozesse, in denen aus Staub und Gas im interstellaren Raum neue Sterne und Sternsysteme entstehen.

Sternentstehungsgebiete im sichtbaren und infraroten Spektrum (9 Bilder)

Die Region Lupus 3 im sichtbaren Licht
(Bild: ESO/R. Colombari)

Wie die ESO in Erinnerung ruft, bilden sich Sterne, wenn Gas- und Staubwolken im All unter ihrer Schwerkraft in sich zusammenstürzen. Viele Details zu diesen Prozessen seien aber noch ungeklärt, etwa dazu, wie viele Sterne so jeweils entstehen können und was für die Entstehung von Planeten nötig ist. Um Antworten zu finden, habe man mit der Infrarotkamera VIRCAM am Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) über eine Million Aufnahmen von fünf Sternentstehungsgebieten in den Sternbildern Orion, Ophiuchus, Chamäleon, Corona Australis und Lupus gemacht. Zusammengesetzt zeigen sie Staubflecken, leuchtende Wolken und neugeborene Sterne.

Weil der sie umgebende Staub den direkten Blick auf die entstehenden und jungen Sterne verdeckt, sind sie im sichtbaren Licht nicht auszumachen, wohl aber im infraroten Spektrum. Über den Projektzeitraum von fünf Jahren habe man nun so viele Daten gesammelt, dass sogar die Bewegung der Sterne nachvollzogen werden könne. Damit könne man jetzt beobachten, wie diese "Baby-Sterne" ihre "Elternwolken" verlassen, erklärt Studienleiter João Alves von der Universität Wien. Dabei sei die Verschiebung der Himmelskörper so gering, dass sie vergleichbar ist mit der Breite eines Haares aus 10 km Entfernung.

Die jetzt im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics vorgestellte Arbeit mit dem Namen VISIONS habe einen "enormen, nachhaltigen Wert für die astronomische Gemeinschaft", meint die daran beteiligte ESO-Astronomin Monika Petr-Gotzens. Sie lege aber gleichzeitig auch die Grundlage für künftige Beobachtungskampagnen unter anderem mit dem Extremely Large Telescope (ELT) in Chile. Das soll gegen Ende des Jahrzehnts in Betrieb gehen. Mit dem Riesenteleskop werde man in bestimmte Regionen mit einer noch nie dagewesenen Detailtiefe hineinzoomen und die Entstehung von Sternen mitverfolgen können.

(mho)