Ehefrau des Mobilcom-Gründers reicht Milliardenklage gegen France Telecom ein

Wegen des Ausstiegs aus dem Büdelsdorfer Unternehmen soll der ehemalige Großaktionär 1,8 Milliarden Euro Schadenersatz an die Firma von Sybille Schmid-Sindram zahlen; weitere 3,6 Milliarden Euro soll die Mobilcom AG erhalten.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Millenium GmbH und die Ehefrau des Mobilcom-Gründers Gerhard Schmid, Sybille Schmid-Sindram, haben beim Landgericht Kiel eine Milliardenklage gegen den ehemaligen Mobilcom-Großaktionär France Telecom eingereicht (Az.: 14 O 90/05). Demnach soll France Telecom 3,6 Milliarden Euro an die Mobilcom AG zahlen und weitere 1,8 Milliarden an die Millenium GmbH, die Schmid-Sindram gehört. Das teilten die Millenium GmbH und Schmid-Sindram laut dpa am Dienstag mit. Hintergrund ist der Ausstieg der France Telecom im Jahr 2002 aus der Kooperation mit der Büdelsdorfer Mobilcom AG.

Die Kläger begründen ihre Ansprüche mit dem Aktienrecht. Danach müsse ein herrschendes Unternehmen bei nachteiligen Maßnahmen den entstandenen Schaden vollkommen ausgleichen. Den nun geltend gemachten Schaden habe ein Wirtschaftsprüfer in einem Gutachten festgestellt. Erst im vergangenen Dezember habe das Oberlandesgericht (OLG) Schleswig in einem Urteil die Rechtsmeinung vertreten, wonach viel dafür spreche, dass diese aktienrechtlichen Voraussetzungen im Fall des Ausstiegs der France Telecom aus der Kooperation vorlägen. Fachleute räumen der Klage gegen den einstigen Großaktionär allerdings keine großen Chancen ein.

France Telecom hatte sich 2000 an dem Mobilfunkunternehmen beteiligt und zugesagt, bis zu zehn Milliarden Euro in den Ausbau des Mobilfunkstandards UMTS zu investieren. Später trat France Telecom von dem Vorhaben zurück und veräußerte seinen Mehrheitsanteil an der Mobilcom AG. Das Büdelsdorfer Unternehmen geriet dadurch an den Rand der Pleite – im August 2000 hatte es eine der deutschen UMTS-Lizenzen für rund 8,5 Milliarden Euro ersteigert. In einem Vergleich verpflichteten sich die Franzosen zur Übernahme von 7,2 Milliarden Euro Schulden und retteten dadurch das Unternehmen. Im Zuge der langwierigen Auseinandersetzung verloren sowohl Schmid als auch der damalige Chef von France Telecom ihre Ämter.

Im Zusammenhang mit den Turbulenzen um den einstigen Börsen-Aufsteiger aus der schleswig-holsteinischen Provinz und den Firmengründer Schmid sind vor der Justiz bereits eine Vielzahl von Verfahren anhängig. Schmid selbst, der als Mobilcom-Großaktionär zu Zeiten des Börsenbooms ein Milliardenvermögen sein Eigen nannte, steht seit 2003 in einem privaten Insolvenzverfahren. (ssu)