Elektronische Gesundheitskarte: Skepsis zum Ärztetag

Neben der Zukunftsbestimmung für den Arztberuf geht es auf dem 111. Deutschen Ärztetag auch um die Haltung der Ärzte zur elektronischen Gesundheitskarte; auf dem vorherigen "Ärzteparlament" war das System abgelehnt worden.

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Von
  • Detlef Borchers

Am morgigen Dienstag beginnt in Ulm der 111. Deutsche Ärztetag. Rund 1200 Teilnehmer werden erwartet, wobei die Delegierten des "Ärzteparlaments" die Minderheit sind. Den 250 Delegierten, die über die Tagesordnung abstimmen, stehen allein 300 Journalisten gegenüber, die über die einzelnen Programmpunkte in den kommenden vier Tagen berichten. Neben der Zukunftsbestimmung des Arztberufes durch das "Ulmer Papier" geht es dabei auch um die Haltung der Ärzte zur elektronischen Gesundheitskarte. Bereits auf dem vorigen Ärztetag lehnten die Ärzte das System von Gesundheitskarte und Heilberufsausweis ab, das seitdem nicht nennenswert korrigiert wurde.

Eigentlich sollte die Stimmung der Delegierten des deutschen "Ärzteparlamentes" prächtig sein. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verkündete Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), dass 2009 zehn Prozent mehr Honorar für niedergelassene Ärzte kommen können, eine Mehrausgabe, die Fachleute auf 2,5 Milliarden Euro schätzen. Doch es ist ein anderes Lieblingsprojekt der Ministerin, das die Jahrestagung überschattet: Unter dem Titel "Auswirkungen der Telematik und elektronischen Kommunikation auf das Arzt-Patientenverhältnis" berichtet Franz-Joseph Bartmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, vom Feldversuch im hohen Norden. Dieser führte zum Vorschlag, dass die Jünger Äskulaps eine neue Rolle übernehmen sollen: Als PIN-Verwalter im weißen Kittel dürfen sie nicht nur ihre eigenen Geheimzahlen des elektronischen Heilberufsausweises verwalten, sondern auch noch die der Patienten, die Probleme mit sechsstelligen Zahlen haben.

Während sich Ulla Schmidt nach eigenem Bekunden auf die Veranstaltung freut, ist der oberste Arzt Deutschlands eher skeptisch. In einem Interview zum Ärztetag antwortete Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, auf die Frage nach der Gesundheitskarte: "Uns ist schon klar, dass die Entwicklung im Grunde unaufhaltsam ist." Dabei sind es vor allem die niedergelassenen Ärzte, die diese Entwicklung stoppen wollen. So forderte ihr größter Fachverband ein Moratorium, begleitet von einer Bestandsaufnahme des Gesamtsystems. Noch länger läuft der Protest anderer Gruppen, wie etwa der freien Ärzteschaft, die die Karte rundweg ablehnt. Sie hat zum Ulmer Kongress gleich eine ganze Anzahl von Stellungnahmen veröffentlicht.

Die IT-Spezialisten, die sich mit der Gesundheitskarte und den Details einer künftigen medizinischen Telematik beschäftigen, sind allerdings gar nicht in Ulm vertreten. Sie tagen zeitgleich zum Ärztetag in München. Auf dem Kongress Update Gesundheitskarte wird nicht nur über den "Fortschritt der Projektparameter" berichtet. Erstmals wird auch die eCard-Strategie der Bundesregierung mit Vorhaben wie dem elektronischen Einkommensnachweis (ELENA) vorgestellt, um das ganze "e-Spektrum" der Bürgerkarten zu verdeutlichen, in dem die elektronische Gesundheitskarte nur ein Teilstück darstellt.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (jk)