Energiepreispauschale: Holpriger Start der Einmalzahlung für Studenten

Nutzer der Antragsplattform einmalzahlung200.de beklagten sich über virtuelle Warteräume, Serverprobleme und Fehler mit Zertifikaten für das BundID-Konto.​

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Bildschirmfoto von der Startseite der BundID

Auch die BundID-Plattform hatte infolge des Ansturms auf die Einmalzahlung für Studenten mit Problemen zu kämpfen

(Bild: mki / heise online)

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Lesezeit: 3 Min.

Am Mittwoch sollte es losgehen: Nach einem rund einmonatigen Testlauf sollten alle rund 3,5 Millionen hiesigen Studenten und Fachschüler die ihnen schon vor Monaten von der Politik versprochene Energiepreispauschale in Höhe von 200 Euro online beantragen können. Von dieser Option wollten offenbar viele potenziell Begünstige Gebrauch machen, die zum Stichtag 1. Dezember 2022 an einer Hochschule eingeschrieben oder in einer Fachschulausbildung waren und auf eine rasche Entlastung für die gestiegenen Heiz- und Stromkosten hofften. Die Folge des Ansturms waren massive technische Probleme auf der offiziellen Antragsplattform sowie beim Nutzerkonto des Bundes ("BundID"), das für die Identifizierung benötigt wird.

Zunächst scheiterte bei vielen Berechtigten schon der Versuch, sich mit dem Personalausweis bei id.bund.de anzumelden. Mehrere Leser von heise online beschwerten sich darüber, dass sie aufgrund technischer Fehler und Netzwerkproblemen auf der Webseite des Bundes daran gehindert wurden, das benötigte Berechtigungszertifikat herunterzuladen. Dies habe für mehrere getestete Webdienste mit Online-Ausweisfunktion gegolten. Die Funktion "Meine Daten einsehen" in der Ausweisapp2 sei davon nicht betroffen gewesen. Erst nach mehreren Anläufen sei es teils gelungen, ein reguläres BundID-Konto anzulegen.

Auf der eigentlichen Antragsplattform www.einmalzahlung200.de fanden sich viele Betroffene dann zunächst in einem virtuellen Warteraum wieder. Die Hürde dieser Art von Telefonschleife erwies sich für viele Nutzer anfangs unüberwindbar. "Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit wurde mir ein einfacher Button angezeigt: 'Antrag stellen'. Klick darauf, erneut Warteraum von einer halben Stunde", berichtete ein Leser. Anschließend sei das Formular angezeigt worden – sogar vorausgefüllt mit den bei id.bund.de hinterlegten persönlichen Daten. Allerdings ließen sich die beiden Felder für den ebenfalls erforderlichen Zugangscode und die PIN nicht bearbeiten. Der Nutzer konnte den Antrag so nicht fertigstellen und einreichen.

Auch auf Twitter häuften sich vor allem am Mittwoch ähnliche Beschwerden. Ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Digitales Sachsen-Anhalts (MID), das das Portal federführend für die Länder und das Bundesbildungsministerium erstellte, sprach gegenüber heise online von Startschwierigkeiten. Seit Donnerstag gebe es keine Warteräume mehr. In "atemraubender Geschwindigkeit" seien bis 8 Uhr am Freitag 644.627 Anträge eingereicht und 217.645 davon bereits ausgezahlt worden. Eine Sprecherin des Bildungsressorts betonte, die Antragsplattform sei "grundsätzlich voll funktionsfähig". Sie laufe mittlerweile "sehr stabil".

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Stellungnahme des Bundesministeriums des Inneren ergänzt.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums erklärte inzwischen, dass "bestimmte Komponenten" in der Infrastruktur für den elektronischen Identitätsnachweis (eID) überlastet gewesen seien: "Dies ist auf die hohe Nachfrage im Zusammenhang mit der Einmalzahlung für Studierende zurückzuführen." Voraussetzung für den Antrag sei eine eindeutige Identifikation, für die die Online-Funktion des Personalausweises genutzt werden könne. "Hiervon betroffen waren eID-Services, die bei D-Trust betrieben werden, weshalb die Identifizierungsversuche auch bei anderen Diensten, die ebenfalls auf demselben Server gehostet sind", kurzzeitig in Mitleidenschaft gezogen worden seien, erläuterte die Sprecherin. Durch eine Lastverteilung über mehrere eID-Services hinweg habe das System am Freitag wieder stabilisiert werden können.

Dem Vernehmen nach soll ein externer Dienstleister die Ausfälle verursacht haben. Die Möglichkeit, einen Antrag zu stellen, besteht bis 30. September. Scharfe Kritik an dem Verfahren üben die Macher der Webseite keinmalzahlung200.de.

(mki)