zurück zum Artikel

Europas nächster eigener Prozessor kommt mit Chiplets

Mark Mantel
Render-Bild eines Chips

(Bild: cherezoff / Shutterstock.com)

SiPearl entwickelt für neue Supercomputer den zweiten europäischen Prozessor Rhea-2. Er wird komplexer als Rhea-1.

Die European Processor Initiative (EPI) läuft auch in den nächsten Jahren weiter, mit dem Ziel, europäische Länder und Firmen mit selbst entwickelter Hardware zu versorgen. Auf das Erstlingswerk Rhea-1 – ein ARM-Prozessor mit 72 CPU-Kernen – folgt voraussichtlich noch dieses Jahr der Nachfolger Rhea-2.

Federführend bleibt die französische Firma SiPearl, die ihre Entwicklungszyklen deutlich verkürzen will. Dabei hilft offensichtlich die Erfahrung mit Rhea-1, die das Unternehmen gesammelt hat.

Auf der EPI-Webseite [1] waren in den letzten Monaten mehrere Roadmaps zu sehen, die bisher unter dem Radar flogen. Alle nannten beziehungsweise nennen Rhea-2 schon für das Jahr 2024. Viele Details geben die Verantwortlichen nicht preis, klar ist aber, dass sich die Logik auf zwei Chiplets verteilt. Zusätzlich dürften HBM-Speicherstabel auf dem Träger sitzen – schon Rhea-1 verwendete HBM2e. Wahrscheinlich setzt SiPearl weiterhin auf den ARM-Befehlssatz.

Klar ist nach einem Interview zwischen SiPearl-Chef Philippe Notton und HPC Wire [2], dass Rhea-2 von TSMCs N6 – ein verbesserter 7-Nanometer-Prozess – auf eine neuere Fertigungsgeneration wechselt. Ein 5-nm-Prozess wie N5 oder N4 wäre denkbar. Sobald Intel Foundry Chips in Deutschland produziert [3], könnte EPI zu der Firma umschwenken.

Parallel schreitet die Entwicklung von Beschleunigerkarten voran. Den bisherigen European Processor Accelerator (EPAC) [4] bezeichnet EPI als Demo-Projekt [5]. Eine zweite Version soll im Jahr 2025 als PCI-Express-Karte unter dem Codenamen Hurricane erscheinen. Anders als die Rhea-Prozessoren kommt hier RISC-V-Technik zum Einsatz. Beschleuniger dürften künftig insbesondere für KI-Algorithmen wichtig werden.

Zwischenzeitlich stellte die EPI-Webseite Exascale-Supercomputer mit Rhea-2-CPUs ab dem Jahr 2026 in Aussicht. Inzwischen führt die Roadmap an der Stelle nur noch "Rhea" und nicht mehr "Rhea-2" auf. Da Jupiter schon dieses Jahr als erster Supercomputer mit Rhea-1-CPUs ein Exaflops FP64-Rechenleistung bereitstellt [6], wäre ein Rhea-2-System im Jahr 2026 allerdings realistisch.

(mma [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-9649025

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.european-processor-initiative.eu/project/epi/
[2] https://www.hpcwire.com/2022/11/16/europes-chip-sovereignty-altering-us-chip-companies-exascale-approach/
[3] https://www.heise.de/news/Intel-veroeffentlicht-Bauplaene-fuer-Chipfabrik-Magdeburg-9642443.html
[4] https://www.heise.de/news/EU-Prozessor-EPAC-Testchip-mit-RISC-V-Beschleunigern-6199915.html
[5] https://twitter.com/euprocessor/status/1748022013552132586
[6] https://www.heise.de/news/Jupiter-wird-erster-deutscher-Exaflops-Supercomputer-9529768.html
[7] mailto:mma@heise.de