Geoengineering: Start-up hat angeblich mit Freisetzung von Partikeln begonnen

Schwefeldioxid in oberen Atmosphärenschichten könnte genug Sonne reflektieren, um die Klimaerwärmung zu unterbrechen. Ein Start-up hat nun angeblich losgelegt.

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(Bild: JCLobo/Shutterstock.com)

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Ein US-amerikanisches Start-up hat womöglich bereits mit Geoengineering begonnen, um die Klimaerwärmung zu stoppen. Das berichtet MIT Technology Review unter Berufung auf Behauptungen von Make Sunsets. Demnach hat das Start-up bereits im April zwei Stratosphärenballons gestartet, die auch wenige Gramm Schwefeldioxid enthielten. Die Ballons sollten platzen, um das Schwefeldioxid freizusetzen, damit es etwas Sonnenlicht reflektiert. Es sei aber nicht bekannt, was genau mit den Ballons passiert ist.

Make Sunsets will aus der gezielten Manipulation der Atmosphäre ein Geschäft machen. Auf der Homepage bietet das Unternehmen sogenannte "Cooling Credits" an, für 10 US-Dollar soll ein Gramm Schwefeldioxid in die Atmosphäre gebracht werden. Erklärtes Ziel ist es, dem Geschäftsführer zufolge, so viel Abkühlung der Erdatmosphäre so schnell wie möglich zu erreichen. Schon im kommenden Jahr soll so viel Schwefeldioxid in die Luft gebracht werden, wie Pakete verkauft werden. Wirklich überprüfen lassen sich die Behauptungen derzeit nicht, auch ist unklar, wie viel Geld das Start-up bereits eingesammelt hat. Dem Bericht der MIT Technology Review zufolge sind es aber über 750.000 Euro.

Die jetzt bekannt gewordene Aktion scheint Befürchtungen zu bestätigen, die seit Jahren geäußert werden. Immer wenn es um das sogenannte "Sonnenstrahlungsmanagement" (SRM) ging, wurde darauf hingewiesen, dass das "gefährlich billig" ist. Vorschläge, die Sonne von mikroskopischen Partikeln reflektieren zu lassen und die Klimaerwärmung damit zu verlangsamen, gibt es seit Jahren. Gerade weil das vergleichsweise wenig kostet, könnten damit verbundene Risiken leicht ignoriert werden. Genau das scheint sich jetzt zu bewahrheiten, auch wenn die konkrete Aktion harmlos war: Die Ballons enthielten lediglich 10 Gramm Schwefeldioxid. Passagierflugzeuge könnten pro Flug bis zu 100 Gramm pro Minute ausstoßen, schreibt MIT Technology Review.

Mit David Keith warnt jetzt etwa ein anerkannter Experte für Geoengineering davor vor der Kommerzialisierung solcher Praktiken. Sie laufe nicht transparent genug ab und könne letztlich sogar wirtschaftliche Anreize geben, zu viele Partikel freizusetzen. MIT Technology Review erinnert daran, dass der Politikwissenschaftler David Victor schon vor einem Jahrzehnt gewarnt hat, dass eine Art "Greenfinger" (in Anlehnung an "Goldfinger") sich zum Beschützer des Planeten aufschwingen und selbst Geoengineering betreiben könnte. Kritiker warnen, dass die Aktion von Make Sunsets dem Geoengineering einen Bärendienst erweisen und den Widerstand gegen Forschung verstärken könnte.

(mho)