Geruchsgeneratoren: Düfte für die virtuelle Realität

Die virtuelle Realität ist geruchslos. Chinesische Forscher haben kompakte Geräte entwickelt, um einen weiteren Sinn in der VR und darüber hinaus anzusprechen.

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(Bild: Yiming Liu u. a.)

Lesezeit: 3 Min.

Ein Forschungsteam der Beihang University sowie der City University of Hong Kong haben eine Möglichkeit gefunden, die geruchlose Welt der virtuellen Realität mit Gerüchen aufzuwerten. Zwei tragbare Geruchsgeneratoren sollen bis zu 30 Gerüche hervorbringen können.

Die Forschenden beschreiben in dem in Nature veröffentlichten wissenschaftlichen Artikel "Soft, miniaturized, wireless olfactory interface for virtual reality" zwei unterschiedliche, von ihnen entwickelte Geruchsgeneratoren, die sich in der Trageweise und der Anzahl der generierten Gerüche unterscheiden. Das eine Gerät umfasst zwei Odor Generators (OG) und wird unter der Nase oberhalb des Mundes direkt auf die Haut geklebt. Das andere Gerät kann neun OGs aufnehmen, die in einer flexiblen Maske untergebracht sind. Die Geräte sollen in Virtual-Reality-Anwendungen (VR) eingesetzt werden, um so neben Hören und Sehen einen weiteren der fünf Sinne des Menschen anzusprechen, so die Begründung der Wissenschaftler zu ihrem Forschungsansatz.

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Die Geruchsgeneratoren bestehen im Kern aus einem Heizelement, das gezielt per Bluetooth angesteuert werden kann, um ein Duftwachs innerhalb von 1,44 Sekunden zu aktivieren oder zu deaktivieren. Die OGs sind in einem Zweier- und Neuner-Block angeordnet. Der etwa 5 cm lange Zweier-Block ist auf einem flexiblen Schaumstoff aufgebracht, der unter der Nase befestigt wird. Den Neuner-Block mit den OGs haben die Wissenschaftler in eine Stoffmaske integriert. Sie nimmt die Geruchsgeneratoren sowie die Ansteuerungselektronik auf, die auf einem flexiblen Elektronikboard (flexible printed circuit boar – FPCB) untergebracht ist.

Die OGs sind für mehrere Hundert Stimulationen ausgelegt, bevor sie erneuert werden müssen. Dabei können 30 verschiedene Düfte erzeugt werden – darunter etwa Rosmarin, Mojito, Pfannkuchen, Ananas und Ingwer. Ebenfalls mit dabei ist der Geruch der Durianfrucht. Dieser ist nicht besonders angenehm. Der Geruch erinnert an verrottetes Fleisch oder Abwasser. Was sich die Forscher dabei gedacht haben, bleibt ihr Geheimnis.

Düfte in VR-Headsets zu integrieren, ist eine schwierige Angelegenheit, resümieren die Forscher. Eine elegante Möglichkeit gibt es derzeit nicht. Sie sehen ihre Entwicklung daher als eine einfache Möglichkeit an, Gerüche in die virtuelle Welt zu bringen. Ihre Technik kann dazu verwendet werden, um etwa das Benutzererlebnis in VR und Computerspielen zu steigern oder in 4D-Filmen zu intensivieren. Auch könnten die Geruchsgeneratoren in virtuellen Lernumgebungen eingesetzt werden.

Die Wissenschaftler gehen aber noch einen Schritt weiter und bewegen sich damit in noch wenig erforschte Bereiche vor. So könnten die OGs als alternative Kommunikationsmittel eingesetzt und zum Auslösen von Erinnerungen verwendet werden.

Ganz neu ist der Ansatz von Geruchsgeneratoren für VR-Anwendungen und fürs Heimkino nicht. Systeme, die mit Geruchspatronen und Verdampfern arbeiten und die Gerüche per Ventilator im Raum verteilen, gibt es bereits seit mehreren Jahren. Neu ist allerdings, dass die Geruchsgeneratoren der chinesischen Wissenschaftler besonders klein ausfallen und ihren Duft innerhalb kurzer Zeit entfalten können.

(olb)