Nvidias Desasterquartal: Strafzahlungen für gestrichene GPU-Bestellungen

Nvidia schlüsselt die milliardenhohe Abschreibung wegen der eingebrochenen Grafikkartenverkäufe auf, die offenbar Strafzahlungen an Samsung beinhaltet.

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(Bild: c't)

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Zum ersten Mal seit Mitte 2020 hat Nvidia weniger als eine Milliarde US-Dollar Gewinn erzielt. Im Zeitraum vom Mai bis Juli 2022 lag er bei 656 Millionen US-Dollar – 59 Prozent weniger als ein Quartal zuvor und 72 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Grund ist die eingebrochene Nachfrage nach Grafikkarten, wegen der Nvidia bereits eine Umsatzwarnung herausgab.

Jetzt folgen die kompletten Geschäftszahlen mit weiteren Erläuterungen. Auch hier vermeidet Nvidia tunlichst Referenzen aufs Krypto-Mining mit Grafikkarten, dessen Einbruch jedoch hauptverantwortlich für die jetzt niedrige Nachfrage nach den GeForce RTX 3000 sein dürfte.

Der Umsatz sank binnen dreier Monate um 19 Prozent auf gut 6,7 Milliarden US-Dollar. Im Jahresvergleich verzeichnete Nvidia zwar noch ein minimales Umsatzplus, allerdings brach der Gewinn aufgrund einer milliardenschweren Abschreibung ein. Einzig die Data-Center-Sparte rund um GPU-Beschleuniger wie der A100 und H100 sowie (Mellanox-)Netzwerkprodukte verhinderte mit einem starken Wachstum noch schlechtere Zahlen.

Umastzaufschlüsselung von Nvidias Sparten. Die GeForce-Grafikkarten brachen ein; Data Center und Automotive wuchsen.

(Bild: Nvidia)

Nvidias Finanzchefin Colette Kress nennt bei der Abschreibung eine Gesamtbelastung von 1,34 Milliarden US-Dollar, die sich aus "1,22 Milliarden US-Dollar für Lagerbestände und damit verbundene Rückstellungen sowie 122 Millionen US-Dollar für Garantierückstellungen" zusammensetzt.

Dazu heißt es: "Der Aufwand in Höhe von 1,22 Milliarden US-Dollar für Lagerbestände und zugehörige Rückstellungen basiert auf geänderten Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Nachfrage, hauptsächlich in den Bereichen Data Center und Gaming. Der Aufwand setzt sich zusammen aus ca. 570 Millionen US-Dollar für Lagerbestände und ca. 650 Millionen US-Dollar für Kaufverpflichtungen von Lagerbeständen, die unsere aktuellen Nachfrageprognosen übersteigen, sowie Stornierungs- und Unterauslastungsstrafen."

Der letzte Punkt betrifft offenbar den Chipauftragsfertiger Samsung, der Nvidias Ampere-GPUs für die Grafikkartenbaureihe GeForce RTX 3000 mit 8-Nanometer-Strukturen herstellt. Die Abnahmemengen werden üblicherweise Monate im Voraus vertraglich festgelegt. Bei kurzfristigen Stornierungen müssen Kunden Strafzahlungen aufgrund der unerwartet niedrigen Produktionsauslastung leisten.

Das Problem wird Nvidia noch mehrere Quartale begleiten – ein Déjà-vu vom Jahr 2018, als der Krypto-Markt schon mal eingebrochen war. Nvidia verringert derzeit die Verkäufe von Grafikchips, damit Händler ihre Lagerbestände abverkaufen können. Das ist jetzt besonders wichtig, weil Nvidia die Vorstellung seiner nächsten GeForce-Generation RTX 4000 alias Ada Lovelace vorbereitet – das bestätigte Nvidia-Chef Jensen Huang. Insbesondere die noch aktuellen High-End-GPUs verlieren mit der Markteinführung der RTX-4000-Modelle schlagartig an Wert.

Im jetzt laufenden Quartal erwartet Nvidia einen Umsatz von rund 5,9 Milliarden US-Dollar, also einen weiteren Rückgang von 12 Prozent. Die Bruttomarge soll mit der abgeschlossenen Abschreibung wieder von 43,5 auf 62,4 Prozent steigen.

Nvidias Aktie sackte nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen um gut 5 Prozent auf rund 165 Euro ein – und damit knapp unter das Niveau von Anfang August nach der Umsatzwarnung. In der Zwischenzeit war die Aktie wieder auf rund 185 Euro hochgeklettert.

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