Huawei-Debatte: Telekom schlägt unabhängige Überprüfung vor

Der Netzbetreiber versucht es in der aufgeheizten Debatte um mögliche Sicherheitsrisiken in Hardware von Huawei mit einem konstruktiven Vorschlag.

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Huawei-Debatte: Telekom schlägt unabhängige Überprüfung vor

Huawei auf dem MWC 2018

(Bild: heise online)

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In der Debatte um mögliche Sicherheitsbedenken gegen den chinesischen Sicherheitsausrüster Huawei hat sich die Deutsche Telekom mit einem Vorschlag zu Wort gemeldet. Der Bonner Konzern, der beim Ausbau seiner Netze unter anderem auf Huawei-Produkte setzt, schlägt eine unabhängige Zertifizierung und Überprüfung von Komponenten in kritischen Infrastrukturen sowie die Offenlegung des Quellcodes der verwendeten Software vor.

Die Telekom hält die vorgeschlagene herstellerunabhängige Zertifizierung für alle kritischen Infrastrukturelemente für eine wichtige Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit. "Basis der Zertifizierung sollten Tests durch unabhängige Prüflabors unter staatlicher Aufsicht (z.B. BSI) unter Berücksichtigung anerkannter Standards sein."

Auch auf den Quellcode der Software sollte man im Fall der Fälle zugreifen können, meint die Telekom. "Um eine Handlungsfähigkeit auch im Falle einer Verweigerung der Mitwirkung durch einen Hersteller gewährleisten zu können, sollte eine mandatorische Hinterlegung der Source Codes bei einer vertrauenswürdigen dritten Stelle eingeführt werden", schlägt das Unternehmen vor.

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Der Vorstoß wurde auch von den Telekom-Wettbewerbern Vodafone und Telefónica begrüßt. "Wir sind für einen pragmatischen Lösungsansatz zu haben, der dann für alle verbindlich ist", sagte ein Telefónica-Sprecher. Auch Huawei signalisiert Gesprächsbereitschaft und spricht von "konstruktiven Ideen".

Der Vorschlag der Telekom kommt am Tag eines Treffen im Bundeswirtschaftsministerium, bei dem Vertreter der drei Netzbetreiber und des Ministeriums über mögliche Sicherheitsrisiken im Hinblick auf den Einsatz der Netzhardware chinesischer Hersteller gesprochen haben.

Das Ministerium wollte sich über das Treffen auf Anfrage nicht äußern. Die Position der Bundesregierung in der Causa Huawei ist demnach noch nicht gefunden. "Die Willensbildung über konkrete Maßnahmen ist innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgeschlossen", erklärte eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber heise online.

Auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Frank Sitta (FDP) ließ das Bundesinnenministerium mitteilen: "Die Bundesregierung prüft derzeit auf Grundlage der ihr vorliegenden Erkenntnisse, ob konkrete Sicherheitsrisiken bezogen auf Produkte des Unternehmens Huawei bestehen." Auch vom Innenministerium die offizielle Sprachregelung: Willensbildung noch nicht abgeschlossen.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am Donnerstag, das chinesische Cybersicherheitsgesetz verpflichte Unternehmen, in bestimmten Fällen auch im Ausland gewonnene Erkenntnisse an staatliche Stellen weiterzugeben. Diese Regelung biete "Anlass zur Sorge".

Huawei weist sämtliche Vorwürfe zurück. Die von Kritikern angeführten chinesischen Sicherheitsgesetze würden ihre Wirkung nur im Inland entfalten. Das Unternehmen betont, dass es sich im Ausland stets an die dort geltenden Gesetze halte. Die chinesische Regierung erhalte keinen Zugriff auf die Infrastruktur und habe dies auch nie verlangt.

Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass die Bundesregierung eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) erwägt, die zum Ausschluss chinesischer Anbieter vom Ausbau der 5G-Netze führen könnte.

"Ein bloßes Störgefühl reicht nicht, um ein Verbot zu rechtfertigen", kritisiert Sitta. Große Teile der 4G-Infrastruktur seien mit Komponenten von Huawei aufgebaut worden. "Deutschland darf sich nicht in einen Handelskrieg zwischen den USA und China ziehen lassen", warnt der Liberale.

Die US-Justiz hatte in dieser Woche zwei Anklagen gegen Huawei veröffentlicht, die mit den Sicherheitsbedenken gegen die Netz-Hardware des Herstellers aber nicht in einem direkten Zusammenhang stehen. (Mit Material der dpa) / (vbr)