Internet-Oscars 2008: And the Winner is ...

Die International Academy of Digital Arts and Sciences hat in New York die Preisträger der diesjährigen Webby Awards bekannt gegeben. Die Auszeichnungen gelten als Oscars des Internets - und einer geht in diesem Jahr auch nach Deutschland.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die International Academy of Digital Arts and Sciences (IADAS) hat am Dienstag in New York die Preisträger der diesjährigen Webby Awards bekannt gegeben. Die seit 1996 verliehenen Auszeichnungen gelten als Oscars des Internets und werden in den vier Hauptkategorien "Websites", "Interaktive Werbung", "Online-Videos" und "Mobil" sowie unzähligen Unterkategorien vergeben. Der wichtigste Preis für die "Person des Jahres" geht diesmal an den US-Komödianten und Satiriker Stephen T. Colbert. Der vom Time Magazine im Jahr 2006 zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres gewählte Colbert wird für seine "innovativen Fan-Aktivitäten" im Internet ausgezeichnet.

So schaffte er es etwa, sich durch Google-Bombing auf Platz 1 der Ergebnisse bei der Suche nach dem berühmtesten lebenden Amerikaner katapultieren zu lassen. Die Fangemeinde seiner Sendung "The Colbert Report" ist so groß, dass eine von ihm anlässlich des US-Präsidentschaftswahlkampfs eingerichtete Facebook-Gruppe ("One Million Strong for Stephen T. Colbert") in der ersten Woche 78 Anmeldungen pro Minute verzeichnete. Seine Anhänger sammelten zudem 250.000 US-Dollar für das Online-Bildungsprojekt DonorsChoose.org. In die Diskussion um die Glaubwürdigkeit Wikipedias mischte sich Colbert mit dem Begriff "Wikiality" ein. Das Wort steht für eine Wahrheit, die aufgrund von Mehrheitsentscheidungen bestimmt wird.

Als Internet-Künstler des Jahres wird der Rapper und Produzent Will.I.Am (William James Adams) ausgezeichnet. International bekannt wurde Adams als Gründungsmitglied der Hip-Hop-Band The Black Eyed Peas. Im Rahmen seiner Unterstützung für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama produzierte Will.I.Am gemeinsam mit Jesse Dylan, dem Sohn von Bob Dylan, das Internet-Video "Yes We Can", in dem zahlreiche Stars auftreten und Texte aus einer Wahlkampfrede Obamas verarbeitet wurden. Adams' Label produzierte zudem den im Jahr 2007 am häufigsten aus dem Internet geladenen Song "Big Girls Don't Cry" (gesungen von Fergie).

Zur besten persönlichen Website des Jahres kürte die Jury "The Whale Hunt" von Jonathan Harris. Der Wahl-New-Yorker verarbeitet auf der Seite die Impressionen einer neuntägigen Reise zu den Inupiat-Eskimos in Alaska im vergangenen Jahr. Im Mittelpunkt steht die Jagd auf einen Wal, den die Nachkommen der Ureinwohner Amerikas schließlich erlegen. Der Publikumspreis (People's Voice Award) in dieser Kategorie geht hingegen an die Künstlerseite "Skull-A-Day", wo sich alles um Totenköpfe dreht. Die meisten Auszeichnungen konnte in diesem Jahr die Online-Ausgabe der US-Tageszeitung New York Times ergattern. Sie erhielt insgesamt acht Webbys, unter anderem in den Kategorien "Zeitung", "Nachrichten" und "Best Use of Animation/Motion Graphics".

Obwohl die meisten der diesjährigen Webby-Gewinner aus den USA stammen (oder dort Webseiten oder Geschäfte betreiben), bekam auch der Rest der Welt ein wenig vom Internet-Oscar-Ruhm ab: 17 Länder – von Großbritannien über Frankreich bis Mexiko und Neuseeland – konnten ebenfalls Preise einheimsen. Deutschland ist in diesem Jahr mit einem People's Voice Award in der Kategorie "Schönheitspflege" vertreten. Die von der Fork Unstable Media GmbH gestaltete Seite Nivea.com gefiel den Internet-Nutzern besonders gut. Die Jury bevorzugte hier allerdings die australische Seite "The Lynx Effect", auf der das hierzulande als "Axe" bekannte Deo "Lynx" aus dem Unilever-Konzern promoted wird.

Die Gewinner der diesjährigen Webby Awards werden am 9. und 10. Juni im Rahmen der Internet Week in New York geehrt und dürfen dort auch eine Rede halten – die allerdings auf genau fünf Wörter begrenzt ist. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore bedankte sich für seinen Webby Lifetime Achievement Award im Jahr 2005 beispielsweise mit dem Satz "Please don't recount this vote". Die im Jahr 2007 als Webby Artists of the Year ausgezeichneten Beastie Boys fragten hingegen bloß: "Can anyone fix my computer?" (pmz)