Kryptoorganisation ConstitutionDAO will Original der US-Verfassung ersteigern

Das Auktionshaus Sotheby's versteigert eins der seltenen Originale der US-Verfassung. Eine Krypto-Initiative will mit Millionenspenden im Rücken mitbieten.

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(Bild: Sotheby's)

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Bei der Versteigerung eines der dreizehn verbliebenen Originale der US-Verfassung will ein ungewöhnlicher Bieter aus der Kryptogeldszene zum Zuge kommen: eine sogenannte DAO. Das steht übersetzt für dezentrale autonome Organisation – einfach gesagt eine Form der Organisation, die Entscheidungen, Prozesse und ihre finanziellen Mittel über eine Blockchain verwalten will. In diesem Fall hat sich die ConstitutionDAO erst seit vergangener Woche formiert, aber bereits Kryptowährungsspenden im derzeitigen Wert von rund 45 Millionen US-Dollar für ihre Gebote einsammeln können.

Das Auktionshaus Sotheby‘s, das die Versteigerung durchführt, schätzt, dass das historische Dokument für bis zu 20 Millionen US-Dollar unter den Hammer kommen könnte. Die Auktion beginnt in mitteleuropäischer Zeit in der Nacht vom heutigen Donnerstag auf Freitag. Es handelt sich um eines von zwei noch in Hand privater Sammler befindlicher Originale, alle weiteren Exemplare sind Berichten zufolge im Besitz von Institutionen.

"Wir sind sehr sicher, dass wir gewinnen", sagte Yossi Hasson, Chef der Investmentfirma Metaversal und einer der Großspender hinter der Initiative im Gespräch mit dem Fachdienst Coindesk. Zugleich ließ er durchblicken, dass die ConstitutionDAO für die Auktion noch über mehr als die öffentlich bekannte Summe in der Wallet verfügen könne. "Wir wollen nicht unbedingt, dass andere wissen, welche Karten wir im Blatt haben", sagte Hasson.

Um überhaupt bei der Auktion antreten zu können, habe die ConstitutionDAO aber erst eine noch eine US-Gesellschaft mit beschränkter Haftung (LLC) gründen müssen, berichtet die BBC. DAOs seien nämlich in den meisten Jurisdiktionen keine anerkannte juristische Person – ein solcher Status sei aber nötig, um als Organisation an der Auktion teilzunehmen, erklärte Sotheby‘s dem britischen Sender.

Sollte man bei der Auktion leer ausgehen, soll das Geld zurück an die Spender fließen. Das gesammelte Geld ist dabei in einer Multisignatur-Adresse hinterlegt, wobei ein Kernteam von 13 Personen über die Schlüssel verfügen soll – wohl in Anlehnung an die 13 Gründungsstaaten der USA. Transaktionen sind nur möglich, wenn neun dieser 13 signieren.

Sollte man die Auktion gewinnen, sollen alle Spender mittels eines dafür aufgelegten Kryptotokens namens PEOPLE abstimmen können, was mit der Verfassungsurkunde geschehen werde. Pro gespendetem Ether würde jeweils eine Million PEOPLE zugeteilt. Als Investmentvehikel sei PEOPLE nicht gedacht. Es gehe letztlich darum, einen renommierten Partner mit Erfahrung in Ausstellung und Bewahrung solcher Zeitdokumente zu finden, der die Urkunde dann auch öffentlich zugänglich macht.

Wichtig dürfte wohl auch die mediale Aufmerksamkeit sein, die die Initiative erzeugt. In der Kryptogeldszene ziehen schon viele Parallelen zwischen der mit "We, the people“ eingeleiteten Erklärung von Volkssouveränität der Verfassung und dem Graswurzel-Ideal der Kryptowährungen, das individuelle Freiheit und Dezentralität hochleben lässt. Ein Kauf der Verfassung soll dann wohl entsprechende Symbolwirkung entfalten und für die Idee einer DAO werben.

(axk)