Künstliche Intelligenz: Google will Augenerkrankungen von Briten frühzeitig erkennen helfen

Viele Menschen müssten nicht erblinden, wenn ihre Erkrankungen frühzeitig erkannt werden. Die Google-Tochter DeepMind will mit maschinellem Lernen dabei helfen. Das Unternehmen geriet bereits in das Visier von Datenschützern.

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Google will Augenerkrankungen von Briten frühzeitig erkennen helfen

OCT-Aufnahme einer Netzhaut

(Bild: DeepMind)

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Die Zusammenarbeit zwischen der Google-Tochter DeepMind und dem britischen Gesundheitswesen erstreckt sich nun auf ein weiteres Projekt. Ging es zunächst darum, akutes Nierenversagen rechtzeitig zu entdecken, sind nun Augenerkrankungen dran. Dafür sollen gut eine Million mit Optischer Kohärenztomografie (OCT) erstellte Scans von Augenhintergründen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz analysiert werden.

Dabei geht es darum, Auffälligkeiten besser finden zu können, die auf eine Diabetische Retinopathie oder auf eine altersbedingte Makuladegeneration hinweisen. Die bisherigen Diagnosemöglichkeiten seien nicht dafür geeignet, die komplexen OCT-Aufnahmen ausreichend zu analysieren, wie DeepMind schildert.

DeepMind ist in diesem Frühjahr in den Blickpunkt geraten, weil ihre Software AlphaGo den amtierenden Weltmeister im Brettspiel Go besiegt hatte. Die massenhafte Nierendiagnose geriet in die Kritik von Datenschützern, da keine separaten Register für Patienten mit Nierenproblemen existieren und DeepMind daher sämtliche Daten erhielt: neben den aktuellen Patientenakten zusätzlich alle Dokumente aus den vergangenen fünf Jahren sowie jene von der zentralen Sammelstelle aller britischen Krankenhausbehandlungen.

Im Gegensatz dazu sollen die Scans der Netzhäute allein geliefert und anonymisiert werden. Sie sollen dazu dienen, Diagnoseinstrumente mit Hilfe von maschinellem Lernen zu verbessert. Die Daten liefert das Londoner Moorfields Eye Hospital, nach Angaben von DeepMind eine der größten Augenkliniken Großbritanniens. Für Patienten, die nicht wollen, dass ihre Daten weitergegeben werden, besteht die Möglichkeit, per Opt-out zu widersprechen. Damit gewährleistet ist, dass die Daten nicht weitergegeben oder den ursprünglichen Zweck verwendet werden, wurde ein Aufseher eingesetzt.

Von altersbedingter Makuladegeneration (AMD), also dem Nachlassen der zentralen Sehschärfe, werden in Großbritannien im Jahr 2020 nach Schätzungen 2,5 Millionen Menschen betroffen sein. Die Forscher haben es besonders darauf abgesehen, die Fälle von feuchter AMD zu erkennen, da diese zwar etwa 15 Prozent der AMD-Fälle ausmachen, aber verhältnismäßig öfter zur Erblindung führen.

Ebenfalls erblinden könnten laut der Mitteilung 50 Prozent der Betroffenen mit Diabetischer Retinopathie. Dabei werden durch Diabetes mellitus auf Dauer kleine Blutgefäße in der Netzhaut geschädigt. 98 Prozent dieser Erkrankungen könnten behandelt werden, würden sie frühzeitig erkannt. Das soll mit maschinellem Lernen möglich werden. (anw)