Manifest: EU soll eine Milliarde Euro in Quantencomputer investieren

3400 Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft haben die europäischen Gremien dazu aufgefordert, deutlich mehr Geld in die Weiterentwicklung der Quantentechnologie zu stecken. Digitalkommissar Oettinger unterstützt die Initiative.

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Manifest: EU soll eine Milliarde Euro in Quantencomputer investieren
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Die EU muss jetzt eine "zweite Welle" der Quantentechnologie mit einer Milliarde Euro Fördermittel in Gang bringen. Dafür sprechen sich gut 3400 Wissenschaftler, Forscher und Unternehmer in einem am Dienstag veröffentlichten "Quantenmanifest" aus.

Europa soll damit global führend werden in einer künftigen innovativen Industrie rund um einen noch zu entwickelnden "universalen Quantencomputer". Die meisten Unterstützer für die Deklaration kommen aus deutschen Einrichtungen und Betrieben.

Das Manifest hat die niederländische EU-Ratspräsidentschaft anlässlich der zweitägigen Konferenz "Quantum Europe" publik gemacht, die am Mittwoch in Amsterdam zu Ende geht. "Die erste Quantenwelle bescherte uns den Transistor und den Laser", heißt es in einer Erklärung dazu. Einschlägige Anwendungen seien bereits in Kernspintomographen, Computern Mobiltelefonen und anderen Telekommunikationssystemen zu finden.

Bei der avisierten zweiten Welle gehe es um rundum verschlüsselte Kommunikation, "die nicht überwacht werden kann", eine neue Generation extrem empfindlicher Sensoren sowie "besonders intelligente Computer mit gigantischer Rechenleistung". Als mögliche Erzeugnisse, die auf Basis der Quantentechnologie binnen der nächsten zehn bis 20 Jahre entwickelt werden sollen, nennen die Autoren des Manifests unter anderem Kreditkarten und Schlüssel.

"Aufbauend auf der breiten Unterstützung für das Quantenmanifest möchten wir eine ehrgeizige, großangelegte und bahnbrechende Initiative starten", erklärte der EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger, im Rahmen des Kongresses. "Wir wollen das volle Potenzial der Quantentechnologie erschließen, die Entwicklung beschleunigen und Produkte für Verbraucher entwerfen."

"Weltweit findet derzeit ein technologischer Wettlauf zwischen Europa, den USA und China um die Entwicklung des ersten Quantencomputers statt", ergänzte der niederländische Wirtschaftsministers Henk Kamp. Das Forschungsinstitut QuTech in Delft, das staatlich unterstützt werde, nehme hier eine Spitzenposition ein. Wichtig sei es nun, die europäische Zusammenarbeit auszubauen, damit nicht US-Konzerne wie Microsoft, Intel, IBM oder Google die Nase vorn hätten.

Die Quantentechnologie nutzt die besonderen Eigenschaften kleiner Teilchen, der sogenannten Qubits, für die schnelle und effiziente Auswertung gigantischer Datenmengen. Solche enormen Rechenleistungen gelten als Voraussetzung dafür, dass noch präzisere Sensoren und Messinstrumente entstehen, mit denen etwa die Wirkungen von Medikamenten auf einzelne Personen genau ermittelt, neue grundlegende Systeme oder Konzepte entwickelt oder bekannte Prozesse optimiert werden können.

(jk)