MobilCom-Chef Gerhard Schmid -- der "angeschlagene Kämpfer"

Der Gründer der Telecom-Firma ist nach der MobilCom-Hauptversammlung angeschlagen wie nie zuvor; seine Ablösung stehe unmittelbar bevor, hieß es.

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Von
  • Torge Löding

Der Selfmademan und MobilCom-Chef Gerhard Schmid hat sich selbst ins Abseits gestellt. Die Übernahme MobilComs durch die France Télécom stehe unmittelbar bevor, berichtete die Financial Times Deutschland am Freitag. Schmid solle ausgezahlt, das Geschäft nächste Woche abgeschlossen werden. Die Verhandlungen zur Übernahme dauern bereits seit drei Monaten an. MobilCom bestätigte am Freitag nur ein Treffen des Aufsichtsrates in der nächsten Woche. Mit den Stimmen der France Télécom war Schmid am Vortag bei der Hauptversammlung nicht entlastet worden.

"Im Moment wirkt Schmid wie ein angeschlagener Kämpfer", sagte Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Hamburg über den ehemaligen Eishockeytrainer. Nachdem die Aktionäre den Vorstandsvorsitzenden die Entlassung verwehrt hatten, ist die Position Schmids gegenüber France Télécom nach Einschätzung von Unrau "deutlich geschwächt". Das öffentliche Misstrauensvotum hat zwar keine unmittelbaren rechtlichen Folgen für Schmid, es ist aber ein Vertrauensentzug und ermöglicht es dem Aufsichtsrat, Schmid abzuberufen. Seinen Rücktritt hatten die Franzosen bereits zur Bedingung gemacht. Ihre Finanspritze ist für einen Ende Juli fällig werdenden Kredit von 4,7 Milliarden Euro für MobilCom bitter nötig.

In den nächsten 14 Tagen sei mit einem Angebot von France Télécom an Schmid, aber auch an die Aktionäre zu rechnen, sagte Unrau. Das werde nun aber wohl deutlich schlechter ausfallen. Bisher wollte Schmid seine Aktien für 22 Euro je Stück abgeben. Während der Hauptversammlung war der Kurs der MobilCom-Aktie von über 17 Euro auf unter 14 Euro gestürzt. Am Freitag erholte sich der Kurs wieder.

Das Geschäft mit Millennium, einer seiner Frau Sybille Schmid- Sindram gehörenden Gesellschaft, könnte Schmid das Genick brechen. "Das war der größte Fehler, den er machen konnte", urteilte Unrau. Für ein Aktienoptionsprogramm hatte Schmid 68 Millionen Euro für 3,6 Millionen MobilCom-Aktien an seine Frau bezahlt -- ohne das Geschäft mit seinem Finanzvorstand abzustimmen. Es muss rückgängig gemacht werden. Leichte Fehler hat Schmid eingestanden, an einen Rücktritt mochte die Kämpfernatur nicht denken. "Es ist nicht an der Zeit, das Amt zur Verfügung zu stellen", sagte Schmid.

Seine Karriere klang bisher wie ein Märchen. Als Eishockey-Trainer verdiente er sich das Geld fürs Studium, später wurde aus dem einstigen Sixt-Marketingchef dank einer einfachen, aber dennoch genialen Idee ein reicher Mann: Mit den Telefondiensten von MobilCom verdiente Schmid Millionen. Nach der Nicht-Entlastung scheinen nun seine Tage als Vorstandschef gezählt. Scheitern die Verhandlungen mit France Télécom, muss das Unternehmen sogar in die Insolvenz. (tol)