Musikbranche: Brüssel stellt Bedingungen für Major-Fusion

Universal Music darf den Konkurrenten EMI übernehmen. Die EU-Kartellwächter haben die Elefantenhochzeit der Musikindustrie genehmigt – stellen aber Bedingungen.

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Von
  • dpa

Auf dem Musikmarkt entsteht ein neuer Riese: Die EU-Kommission hat Universal Music unter Auflagen die Übernahme des Konkurrenten EMI erlaubt. Der gemeinsame Marktanteil liegt laut EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia bei knapp unter 40 Prozent in Europa. Damit der neue Gigant nicht zu stark die Preise beeinflussen kann, müssen unter anderem das EMI-Plattenlabel Parlophone und andere Vermögenswerte weltweit verkauft werden, wie die Brüsseler Behörde am Freitag mitteilte.

Parlophone hat bekannte Künstler wie Coldplay, Pink Floyd und Tina Turner unter Vertrag. Der Katalog der Beatles – das Kronjuwel des britischen Traditionshauses – ist aber von dieser Verkaufsauflage ausgenommen. Universal muss der Kommission zufolge aber die Töchter EMI France (David Guetta), Chrysalis (u.a. The Ramones) und Mute (u.a. Depeche Mode, Moby) verkaufen, ebenso die Klassiksparten von EMI sowie weitere Labels und viele lokale EMI-Unternehmen. Universal versprach zudem, den 50-prozentigen Anteil von EMI an den Sammelalben von "Now! That's What I Call Music" zu verkaufen.

Die vorgeschriebenen Verkäufe entsprächen zwei Dritteln des EMI-Geschäfts in Europa, sagte Almunia. Der Preis für die zum Verkauf gestellten Label könne nach verschiedenen Schätzungen zwischen 350 Millionen Euro und 400 Millionen Pfund (500 Millionen Euro) liegen. Die Brüsseler Wettbewerbshüter wollen mit ihren Auflagen verhindern, dass das neue Unternehmen die Preise erhöhen und Vertragsbedingungen im Großhandel diktieren kann. Die US-Behörden müssen die Übernahme ebenfalls noch genehmigen.

Universal Music kauft EMI für rund 1,2 Milliarden Pfund (derzeit 1,5 Milliarden Euro) von der US-Großbank Citigroup. Zuvor gehörte der Musikkonzern der Investmentgesellschaft Terra Firma des britischen Investors Guy Hands. Als der seine Verbindlichkeiten gegenüber der Citgroup nicht mehr erfüllen konnte, hatte die Bankengruppe nach langem Ringen im Februar 2011 die Kontrolle übernommen und dem Unternehmen einen Großteil der Schulden erlassen.

EMI-Chef Roger Faxon will nun offenbar das Unternehmen verlassen. "Mit dem Abschluss des Verkaufs am 28. wird es Zeit für Ruth und mich, uns aus dem Geschäft zurückzuziehen", schreibt er in einer E-Mail an seine Mitarbeiter, die die britische Tageszeitung The Guardian am Freitag im Netz veröffentlichte. Faxon dürfte sich auf seine enge Mitarbeiterin Ruth Prior beziehen, die ebenfalls dem EMI-Management angehört. (vbr)