NSA setzt offenbar soziale Netzwerkanalyse ein

Der US-Geheimdienst NSA soll die gesammelten Telefondaten über US-Bürger auch mittels der so genannten Analyse sozialer Netzwerke auswerten.

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Von
  • Niels Boeing

Der US-Geheimdienst NSA soll die im Rahmen seiner Abhöraktionen gesammelten Telefondaten über US-Bürger auch mittels der so genannten Analyse sozialer Netzwerke auswerten, berichtete die Tageszeitung USA Today. Die NSA wollte dazu bislang allerdings nicht Stellung nehmen.

Das Verfahren geht auf ein Experiment des US-amerikanischen Psychologen Stanley Milgram von 1967 zurück. Er hatte untersucht, ob sich Päckchen auch an eine Zielperson liefern lassen, wenn der Absender diese nicht kennt und die Fracht zunächst an einen Bekannten weitergibt, der wiederum genauso verfährt. Dabei hatte Milgram entdeckt, dass in der Regel sechs Zwischenstationen ausreichen, um die Päckchen vom Absender zum Empfänger zu liefern. Daraus entwickelte er die Theorie, das die Mitglieder eines sozialen Netzwerks durchschnittlich über sechs Knotenpunkte miteinander in Verbindung stehen ("six degress of separation").

Die soziale Netzwerk-Analyse hat sich seitdem zu einem Werkzeug entwickelt, an dem auch Kriminalisten und Geheimdienste Interesse haben. So konnten Forscher der University of Arizona mit seiner Hilfe aus frei zugänglichen Daten über das islamistische Salafi-Jihad-Netzwerk weitere Schlüsselpersonen des Netzwerks identifizieren.

Die NSA dürfte bei der Analyse der Überwachungsdaten allerdings viel zu tun haben: Der US-amerikanische Geheimdienstexperte Richard Keefe schätzt, dass die NSA täglich weltweit 650 Millionen Telekommunikationsvorgänge überwacht und dabei eine Datenmenge generiert, die 639.000 CDs füllt.

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